Teil 3
-
Wie fühlen unsere Verwandten, die Tiere?
Absicht: |
Die Werte, die wir für ein harmonisches Leben im Umgang
mit unseren Mitmenschen erkannt haben, sollen nun auch auf die anderen
Mitlebewesen ausgedehnt werden. In Bezug auf die Tiere habe ich mir einige
einfache Möglichkeiten ausgedacht, mit denen man die Kinder dafür
sensibilisieren kann. |
Aufwand: |
Vorbereitung gering, Aktionen variabel von 2 Std. bis 5 Std. |
Ort: |
Zoo (am besten Streichelzoo und / oder besondere Zooführung) -
eine besondere Empfehlung ist der Zoo »Apenheul« in Apeldoorn,
Holland - / Pferdekoppel |
Einblick |
siehe weiter unten |
Erfahrungsberichte
Apenheul
Zoo Wuppertal |
siehe weiter unten
siehe weiter unten
siehe weiter unten |
Einblick
Alle notwendigen Unterlagen als pdf-Datei unter
»Druckversionen«
Für einen Besuch im Affenzoo Apeldoorn (www.apenheul.nl)
hatte ich einen Aufgabenbogen vorbereitet, der sich aus einer kleinen vorangestellten
Geschichte ergab, in der einer unserer ältesten Vorfahren - Adam,
ein Australopithecus - ein wenig über sich und seine »äffischen«
Verwandten erzählt. Das Ziel der Geschichte war es, den Kindern klarzumachen,
dass man Mitlebewesen nicht respektieren kann, wenn man nur ihre Namen
kennt oder allerhand theoretisch über sie weiß. Man muss sie
wie Verwandte kennenlernen und behandeln - unter Berücksichtigung
ihrer Eigenarten und Gefühle.
So waren denn auch die Aufgaben darauf ausgerichtet, die
Affen zu beobachten, um ihr Verhalten mit uns Menschen zu vergleichen und
um sich ihnen respektvoll nähern zu können.
Im Anschluss an die Auswertung folgte ein zweiter Fragebogen,
der die Kinder anregen sollte, über das Thema »Können Tiere
philosophieren?« zu diskutieren. Das Ziel war der Versuch, die in
unserer Gesellschaft oftmals geringgeschätzte Stellung der Tiere gegenüber
uns Menschen durch Argumente zu entkräften, die unsere »seelische«
Verwandtschaft mit den Tieren und unsere eigene Herkunft aus dem Tierreich
belegen. Die Aussagen der Kinder wollte ich abschließend auf einem
Diktiergerät festhalten.
Für einen Besuch im Wuppertaler Zoo (www.zoo-wuppertal.de)
hatte ich die Zooschule gebeten, uns eine Führung unter dem Motto
»Artgerechte Haltung« zusammenzustellen. Gleichzeitig hatte
ich einen Aufgabenzettel für die Kinder vorbereitet, bei dem es im
Wesentlichen darum ging, sich in das Gefühlsleben der betrachteten
Tiere hineinzuversetzen und daraus Fragen für unseren Zooführer
abzuleiten. In dem entstehenden Dialog sollte es den Kindern gelingen,
die Grundsätze für eine artgerechte Haltung näher zu definieren,
die Grenzen des Machbaren abzustecken und die Umsetzung im Wuppertaler
Zoo kritisch einzuschätzen.
Für einen Besuch auf einer Pferdekoppel (am besten mit Stuten und
Wallachen) ist ein pferdekundiger Führer hilfreich, der sich gut mit
dem Verhalten der Tiere auskennt. Hier geht es lediglich darum, das Verhalten
der Herde genau zu beobachten und Schlüsse daraus zu ziehen, wie man
als Mensch am respektvollsten - demnach auch am erfolgreichsten - mit den
Pferden umgehen kann.
zurück zum Anfang
Erfahrungsbericht
vom 05.10.2002
Der
Tag für den Ausflug nach »Apenheul«
war denkbar schlecht gewählt - es schüttete schon bei der Abfahrt
wie aus Eimern. Dennoch starteten wir mit guter Laune in den Tag. Am Eingang
des Parks war es zum Glück eine Weile trocken, so dass ich Gelegenheit
hatte, die Klemmbretter und Stifte zu verteilen und die Geschichte vom
Affenmenschen »Ädämm« vorzulesen.
Dann hatten die Kinder zweieinhalb Stunden Gelegenheit,
in Gruppen zu zwei bis drei Rangern den Affenzoo zu erkunden und die Aufgaben
zu erfüllen. Ich mischte mich mal hier und da unter die Kinder.
Wie sich schnell herausstellte, war die Faszination der
frei herumtollenden Totenkopfäffchen kurz hinter dem Eingang so groß,
dass die Ranger vollkommen ihre Aufgaben vergaßen. Ich griff jedoch
nicht ein, um das Erlebnis nicht zu schmälern. Eine Gruppe war so
begeistert, dass die Ranger die ganze Zeit nur dort verbrachten und keinen
Schritt weiterkamen.
Die anderen eisten sich irgendwann schweren Herzens los
und zogen - immer wieder von heftigen Regenschauern begleitet - weiter
zu anderen Affen, die nicht weniger spannend waren. Bedingt durch das nasse
Wetter waren nur relativ wenige Besucher im Zoo, was einerseits die Beobachtung
der Tiere erleichterte, andererseits jedoch die Beobachtung der Besucher
etwas einschränkte. Zudem weichten die Aufgabenzettel immer mehr durch...
Die Motivation zum Schreiben war bei allen Kindern nicht gerade groß.
Dagegen waren die »Begegnungen der dritten Art« mit madagassischen
Kattas und Loris, mit Brüllaffen und Magots aus nächster Nähe
umso spannender.
Doch die »Charts« wurden nach wie vor von den
zutraulichen Totenkopfäffchen angeführt, die wir an mehreren
Stellen des Parks trafen. Hier ließen sich die Jungenaufzucht, das
Spiel von Gestik und Mimik und viele andere Verhaltensweisen sehr gut beobachten.
Als wir uns am vereinbarten Ort trafen, konnte kaum jemand wirklich verwertbare
Antworten auf die Fragen liefern. Ich musste mich darauf beschränken,
das Gespräch dann auf die gemachten Erlebnisse zu beschränken
oder zu theoretisieren. Wir sind dann anschließend nochmals alle
gemeinsam durch den Park gegangen, um die Aufgaben doch noch zu lösen.
Es kamen denn auch einige gute Ergebnisse zutage, bis der Regen zu heftig
wurde.
Die Verhaltensexperimente zeigten durchweg, dass sich
die Affen kaum mit menschlichen Kommunikationsversuchen beschäftigten.
Das wurde meistens einfach ignoriert. Beobachtungen der großen Menschenaffen
in den riesigen Freigehegen waren leider nicht möglich, da die Tiere
sich drinnen aufhielten. So blieb nur die Beobachtung der freilaufenden
Affen und der Besucher. Die meisten Besucher erschienen den Kindern ziemlich
respektlos, nur darauf bedacht, ihren Spaß mit den Affen zu haben. Im
Gegensatz dazu waren die Kinder ehrlich bemüht, sich nicht so zu verhalten!
Die Affen allerdings wussten noch weniger von Respekt!
Das war für mich die optimale Überleitung zum
zweiten Aufgabenzettel, der sich ja mit der Frage beschäftigte, ob
auch Tiere philosophieren können. Wir suchten uns dazu eine trockene
Ecke und es entstand - für mich zu dem Zeitpunkt überraschend!
- eine rege Diskussion mit vielen interessanten Aussagen. Ich nahm sie
mit dem Diktaphon auf. Hier einige interessante Aussagen:
Können Tiere philosophieren?
Inga: »Also ich finde, die Tiere können jeder auf ihre Art
philosophieren. Zum Beispiel Affen haben erwiesen, dass sie auch logisch
denken können. Und Denken hat auch irgendwas mit Philosophieren zu
tun.«
Tobias: »Ja, Tiere können philosophieren. Wenn z.B. ein
Hund mehrere Tage am Grab seines Besitzers sitzt, hat das schon sehr viel
mit philosophieren zu tun.«
Gibt es Wohlstand für Tiere?
Nadine: »Ja, wenn sie artgerecht gehalten werden, ist das Wohlstand
für die Tiere.«
Können Tiere glücklich sein?
Nadine: »Bei meinem Vogel war es so, dass er zuerst mit zwei
anderen zusammen war. Aber die haben sich ständig gestritten, so dass
wir ihn allein gesetzt haben. Ich weiß nicht, ob er glücklich
ist? Aber irgendwie will er das ja so.«
Norman: »Ja, sie brauchen nur, was sie wollen und ihre freie
Natur.«
Was heißt »artgerecht«?
Inga: »Artgerecht heißt, wenn der Käfig oder das Gehege
genauso gestaltet ist, wie da, wo es natürlicherweise lebt und das
es auch das richtige Fressen bekommt, was es in der Natur auch frisst.
Das Tier muss auch andere Tiere als Gesellschaft haben, sonst ist es sehr
alleine und kann auch schneller krank werden.«
Norman: »Das man z.B. einen Wolf nicht im Fischaquarium halten
kann oder einen Löwen in einem Mausekäfig.«
Wie kann man als Mensch entscheiden, was artgerechte Haltung ist?
Sabrina: »Wenn ich einen Zoo hätte, würde ich mich
in der freien Wildbahn erkundigen und es so gestalten, wie es dort ist.«
Tobias: »Als Mensch kann man nicht sagen, was artgerechte Haltung
ist.«
Denkt mal an unsere Grundwerte Vertrauen, Respekt und Wahrheit. Wie
kann man diese Werte bei der Haltung von Tieren zu Hause und im Zoo in
Taten umsetzen?
Norman: »Man soll Tiere nicht zu doll beängstigen und alles
machen, was sie z.B. in der Natur finden und brauchen.«
Tobias: »Keine Ahnung.«
Erfahrungsbericht
vom 11.10.2002
Auch
der Besuch des Wuppertaler Zoos begann mit einer Geschichte - dem »Besuch
vom Mixmax 2« (siehe wieder unter den Druckversionen). Es wäre
besser gewesen, vor der Führung etwas mehr Zeit zu haben, um die Kinder
mehr auf die Themen »Artgerechte Haltung« und »Was fühlen
Tiere?« einzustimmen. Der Zusammenhang mit der Geschichte kam daher
leider nicht genug zum tragen.
Zudem lief der ganze Besuch ganz anders als erwartet,
weil unsere Führerin - ein junge Biologin - sich in dieser Richtung
ausgezeichnet auskannte. Sie nahm praktisch alle Fragen der Ranger vorweg
und wusste auf alle meine Einwürfe - mit denen ich eine Diskussion
vom Zaun brechen wollte - immer eine einleuchtende Antwort.
Auch die Aussage, dass der Direktor des Wuppertaler Zoos
sich persönlich auch um das »seelische« Wohlergehen seiner
Tiere sorgt und alles dafür tut, konnte sie mit vielen Beispielen
glaubhaft belegen.
Trotz allen Mitgefühls vermittelte uns die Biologin
kein romantisches Vermenschlichen, sondern es gelang ihr immer, uns nachvollziehbar
in die wahrscheinliche Sicht der Tiere zu versetzen.
Zum Abschluss des Besuches gingen wir noch in die Zooschule,
wo die Kinder Beispiele für den wohl respektlosesten Umgang
mit Lebewesen vorgeführt bekamen: Mülleimer aus Elefantenfüßen,
Baby-Krokodile als Pfeifenmännchen, Schildkrötenpanzer als Aschenbecher
und weitere Geschmacklosigkeiten aus dem Horrorkabinett vom Zoll beschlagnahmter
Waren.
Wenn auch meine Konzept für den Besuch vollkommen
verworfen wurde, war es dennoch ein spannendes Erlebnis mit vielen Einsichten
für uns alle. Ich bin sicher, dass die Kinder sehr viel über
die Gefühle der unterschiedlichen Tiere und die Problematik des Begriffes
»artgerecht« gelernt haben.
zurück zum Anfang
|