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Davies, Paul

*1946, austr. Physiker, Mathematiker und Philosoph. Bekannter Wissenschaftsautor, u.a. auf der Suche nach Gott in den Naturgesetzen. Zahlreiche Bücher.
 

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Zitate und Literatur:
Zitate:


... Sollten wir ... dem menschlichen Denken mißtrauen? Sind wir übermäßig chauvinistisch oder engstirnig, wenn wir annehmen, wir könnten das Gedankenmuster des Homo sapiens erfolgreich auf die großen Seinsfragen anwenden? Nicht unbedingt. Unsere Denkprozesse haben sich gerade so entwickelt, wie sie sind, weil sie etwas vom Wesen der Welt widerspiegeln, in der wir leben. Das menschliche Denken vermittelt erstaunlich erfolgreich ein Verständnis für jene Teile der Welt, die unserer Wahrnehmung nicht direkt zugänglich sind. Es überrascht vielleicht nicht, wenn der menschliche Verstand die Gesetze herleiten kann, die für fallende Körper gelten, weil das Gehirn Strategien entwickelt hat, wie wir ihnen ausweichen können. Aber haben wir das Recht zu erwarten, dass sich diese Denkweisen auch bewähren, wenn es zum Beispiel um Kernphysik oder Astrophysik geht? ... [Lit. 1, Seite 23] 

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... Wir sagen, ein Ereignis sei »rein zufällig« passiert, wenn es nicht offensichtlich durch etwas anderes bestimmt wurde. Vertraute Beispiele dafür sind das Würfeln oder das Werfen einer Münze. Aber sind diese Beispiele für echte Unbestimmtheit, oder bleiben uns lediglich die das Ergebnis bestimmenden Faktoren und Kräfte verborgen, und scheinen sie uns nur deshalb zufällig zu sein? Bis zu diesem Jahrhundert hätten die meisten Naturwissenschaftler diese Frage mit Ja beantwortet. Sie nahmen an, die Welt sei im Grunde streng deterministisch und das Auftreten von Zufall einzig das Ergebnis unserer Unkenntnis der Einzelheiten des betrachteten Systems. Wenn die Bewegung eines jeden Atoms bekannt wäre, so überlegten sie, würde selbst das Werfen einer Münze vorhersagbar. Wenn das Ergebnis in der Praxis nicht vorhersagbar ist, so deshalb, weil uns nur begrenzte Informationen über die Welt zur Verfügung stehen. Zufälliges Verhalten wird auf Systeme zurückgeführt, die höchst instabil sind und deshalb von winzigen Schwankungen der Kräfte abhängen, die sie von ihrer Umgebung erfahren. Dieser Gesichtspunkt mußte Ende der zwanziger Jahre aufgegeben werden, weil die Entwicklung der Quantenmechanik, die mit Phänomenen atomarer Größenordnung zu tun hat, zeigte, wie fest die Unbestimmtheit in ihr Fuß gefaßt hat. ... [Lit. 1, Seite 30 - 31] 

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 ... Können wir überhaupt sicher sein, dass alle Aspekte unserer Welt sich als berechenbare Funktionen ausdrücken lassen? ... / ... Es gibt in der Mathematik genau wie in der Physik Zufälligkeit und damit Ungewißheit. [Lit. 1, Seite 128 - 129 / 158]

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... Allgemeinverständliche Darstellungen wecken gelegentlich den Eindruck, beim Urknall sei ein enorm konzentrierter Klumpen Materie explodiert, der in einer zuvor existierenden Leere seinen Platz hatte. Dies ist höchst irreführend. Die Urknalltheorie beruht auf Einsteins allgemeiner Relativitätstheorie, und eines ihrer Hauptkennzeichen ist, dass alles, was sich auf Materie bezieht, untrennbar ist von dem, was mit Raum und Zeit zu tun hat. ... [Lit. 1, Seite 53] 

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... Das Problem (bleibt) ungelöst, was den Urknall verursachte. (Es) muß jetzt jedoch in einem neuen Licht gesehen werden, denn es ist nicht möglich, den Urknall einem Ergebnis zuzuschreiben, das davor geschah, wie es ja meistens ist, wenn nach Ursachen gefragt wird. War dann also der Urknall eine Wirkung ohne Ursache? Wenn die Gesetze der Physik an ... (dieser Stelle) versagen, kann eine Erklärung sich nicht auf diese Gesetze berufen. Wenn man deshalb einen Grund für den Urknall sucht, muß er außerhalb der Physik liegen. ... [Lit. 1, Seite 65] 

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 ... Ein gutes Beispiel ist die neuere Entdeckung, dass die schwache Kernkraft und die elektromagnetische Kraft eigentlich zwei Aspekte einer einzigen elektroschwachen Kraft sind, die von einem einzigen Gleichungssystem beschrieben werden.(...) Aber gibt es notwendigerweise eine Superkraft oder sogar ein alles vereinheitlichendes Supergesetz? ... 
[Lit. 1, Seite 195]

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... Man sollte es sich (Anm.: das Elektron) nicht wirklich als etwas vorstellen, das den Atomkern auf einer bestimmten Bahn umläuft, sondern vielmehr als etwas, das auf unbestimmte Weise um den Kern herum verwischt ist. ... [Lit. 1, Seite 189] 

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... Das Kernstück der Thermodynamik ist der zweite Hauptsatz, wonach Wärme nicht spontan von kalten Körpern in heiße fließen kann, wohl aber von heißen auf kalte Körper übergeht. Der zweite Hauptsatz ist also nicht umkehrbar: Er schreibt dem Weltall einen Zeitpfeil zu und weist einseitig gerichteten Veränderungen den Weg. Die Wissenschaftler folgerten rasch, das Weltall sei auf einer Einbahnstraße, die zum thermonuklearen Gleichgewicht führt. Diese Tendenz zur Gleichförmigkeit, bei der sich die Temperaturen ausgleichen und das Weltall in einen stabilen Zustand kommt, wird »Wärmetod« genannt. Er ist durch maximale Unordnung der Molekülbewegung oder Entropie gekennzeichnet. Wenn das Weltall noch nicht am Wärmetod gestorben ist - also immer noch weniger als maximale Entropie hat - kann es noch nicht seit aller Ewigkeit bestehen. ... [Lit. 1, Seite 52 - 53] 

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... Im Gegensatz zur starren mechanistischen Sicht des Universums, wie sie sich aus dem Werk NEWTONs und seiner Anhänger ergibt, betont die Prozeßphilosophie die Offenheit und Unbestimmtheit der Natur. Die Zukunft ist nicht in der Gegenwart enthalten: Es gibt eine Wahl zwischen Alternativen. ... [Lit. 1, Seite 217 - 218] 

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... Vielleicht schreiben auch Bau und Funktion des Gehirns vor, was Auge oder Ohr gefällt, und Musik spiegelt irgendwie Rhythmen im Gehirn wider. Jedenfalls ist daran etwas Merkwürdiges. Wenn Schönheit ausschließlich biologisch programmiert wird und allein nach ihrem Überlebenswert ausgewählt wird, ist es um so überraschender, wenn sie in der esoterischen Welt der Grundlagenphysik wieder auftaucht, die keinen direkten Bezug zur Biologie hat. Wenn andererseits Schönheit mehr ist als ... Biologie, wenn unser Schönheitssinn von der Berührung mit etwas Begründeterem und Überzeugenderem stammt, dann ist es sicherlich höchst bedeutsam, wenn die Grundgesetze der Welt dieses »Etwas« widerzuspiegeln scheinen. ... [Lit. 1, Seite 21]

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Literatur:

1. Davies, Paul
»Der Plan Gottes«
1995 - 1. Auflage, Insel, Frankfurt a.M.
Gelungener, wissenschaftlich untermauerter Versuch zur Versöhnung von Wissenschaft und Religion