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Goethe, Johann Wolfgang von

1749 - 1832, dt. Dichter, Schriftsteller, Philosoph und Universalgelehrter. Neben Schiller der berühmteste deutsche Literat. Vertrat eine lebensnahe Philosophie und glaubte an die Allbeseeltheit und Göttlichkeit der Natur.
 
 
 
 
 

 

Zitate und Literatur:
Zitate:


»Das Wahre ... mit dem Göttlichen identisch, läßt sich niemals von uns direct erkennen, wir schauen es nur im Abglanz, im Beispiel, Symbol, in einzelnen und verwandten Erscheinungen; wir werden es gewahr als unbegreifliches Leben und können dem Wunsch nicht entsagen, es dennoch zu begreifen« [Lit. 1, Seite 73]

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»Natur! Wir sind von ihr umgeben und umschlungen - unvermögend aus ihr herauszutreten, und unvermögend tiefer in sie hinein zu kommen. Ungebeten und ungewarnt nimmt sie uns in den Kreislauf ihres Tanzes auf und treibt sich mit uns fort, bis wir ermüdet sind und ihrem Arme entfallen.  Sie schafft ewig neue Gestalten; was da ist war noch nie, was war kommt nicht wieder - Alles ist neu und doch immer das Alte.  Wir leben mitten in ihr und sind ihr fremde. ... Wir wirken beständig auf sie und haben doch keine Gewalt über sie.  Sie scheint alles auf (Einzelwesen) angelegt zu haben und macht sich (dennoch) nichts aus den (Einzelnen). ... Sie lebt in lauter Kindern, und die Mutter, wo ist sie? - Sie ist die einzige Künstlerin: aus dem simpelsten Stoffe zu den größten Kontrasten: ... Jedes ihrer Werke hat ein eigenes Wesen, jede ihrer Erscheinungen den isoliertesten Begriff und doch macht alles eins aus.  Sie spielt ein Schauspiel: ob sie es selbst sieht, wissen wir nicht, ... Es ist ein ewiges Leben, Werden und Bewegen in ihr und doch rückt sie nicht weiter. Sie verwandelt sich ewig und ist kein Moment Stillestehen in ihr. ... Sie ist fest. Ihr Tritt ist gemessen, ihre Ausnahmen selten, ihre Gesetze unwandelbar.  Gedacht hat sie und sinnt beständig; aber nicht als ein Mensch sondern als Natur. Sie hat sich einen eigenen allumfassenden Sinn vorbehalten, den ihr niemand abmerken kann.  Die Menschen sind all in ihr und sie in allen. ... Auch das Unnatürlichste ist Natur. Wer sie nicht allenthalben sieht, sieht sie nirgendwo recht.  Sie liebet sich selber und haftet ewig mit Augen und Herzen ohne Zahl an sich selbst. ... Ihr Schauspiel ist immer neu weil sie immer neue Zuschauer schafft. Leben ist ihre schönste Erfindung, und der Tod ist ihr Kunstgriff viel Leben zu haben. ...  Man gehorcht ihren Gesetzen, auch wenn man ihnen widerstrebt, man wirkt mit ihr auch wenn man gegen sie wirken will. ...  Sie hat keine Sprache noch Rede, aber sie schafft Zungen und Herzen durch die sie fühlt und spricht. ...  Sie ist alles. Sie belohnt sich selbst und bestraft sich selbst, erfreut und quält sich selbst. Sie ist rauh und gelinde, lieblich und schröcklich, kraftlos und allgewaltig. Alles ist immer da in ihr. Vergangenheit und Zukunft kennt sie nicht. Gegenwart ist ihr Ewigkeit. ...« [Lit. 1, Seite 168 - 170]

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Des Menschen Seele gleicht dem Wasser: Vom Himmel kommt es, zum Himmel steigt es, und wieder nieder, zur Erde muß es, ewig wechselnd. [Lit. 1, Seite 163]

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»Freudig war, vor vielen Jahren, 
Eifrig so der Geist bestrebt, 
Zu erforschen, zu erfahren, 
Wie Natur im Schaffen lebt. 
Und es ist das ewig Eine, 
Das sich vielfach offenbart; 
Klein das Große, groß das Kleine, 
Alles nach der eignen Art. 
Immer wechselnd, fest sich haltend, 
Nah und fern und fern und nah; 
So gestaltend, umgestaltend ? 
Zum Erstaunen bin ich da.« [Lit. 1, Seite 222]

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»... Geschrieben steht: »Im Anfang war das Wort!« Hier stock' ich schon! Wer hilft mir weiter fort ? Ich kann das Wort so hoch unmöglich schätzen, ich muß es anders übersetzen. Wenn ich vom Geiste recht erleuchtet bin, geschrieben steht: Im Anfang war der Sinn. Bedenke wohl die erste Zeile, daß deine Feder sich nicht übereile! Ist es der Sinn, der alles wirkt und schafft? Es sollte stehn: Im Anfang war die Kraft! Doch, auch indem ich dieses niederschreibe, schon warnt mich was, daß ich dabei nicht bleibe. Mir hilft der Geist! Auf einmal seh' ich Rat: Und schreibe getrost: Im Anfang war die Tat!« [Lit. 1, Seite 156]

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Literatur:

1. Simm, Hans-Joachim
»Goethe und die Religion«
2000 - 1. Auflage, Insel, Frankfurt/M.