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Govinda, Lama Anagarika

1898 - 1985, dt. - brit. Philosoph, Psychologe, Archäologe und Künstler. Nach Lehr- und Forschungstätigkeiten in Indien und Tibet Begründung eines buddhistischen Ordens. Seit 1960 weltweite Vortragsreisen. Zahlreiche Bücher.

Zitate und Literatur:
Zitate:

... Alles Leid in dieser Welt entsteht aus einer falschen Einstellung. Die Welt ist weder gut noch böse. Erst das Verhältnis unseres Ichs zu ihr läßt sie uns als das eine oder das andere erscheinen. ... [Lit. 1, Seite 88]

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... so, wie in den Händen eines inspirierten Künstlers sich ein wertloser Lehmklumpen in ein unschätzbares Kunstwerk verwandelt, so sollten auch wir in gleicher Weise versuchen, aus dem uns zur Verfügung stehenden »Lehm« unseres Lebens etwas Wertvolles zu gestalten, statt über die Wertlosigkeit dieses Lebens zu klagen. Unser Leben und die Welt haben soviel »Sinn«, wie wir ihnen zumessen und in sie hineinlegen. ... [Lit. 1, Seite 124]

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»... Den einzigen Glauben, den er (BUDDHA) von seinen Schülern erwartete, war der Glaube an ihre eigenen inneren Kräfte. Was er in ihnen förderte, war daher nicht die Betonung eines kalten, einseitigen Rationalismus, sondern das harmonische Zusammenwirken aller Kräfte der menschlichen Psyche,...« [Lit. 1, Seite 57]

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... An dieser Stelle muß aber auf eine Gefahr hingewiesen werden, die dann entsteht, wenn jemand ohne oder unter falscher Führung seinen spontanen Einfällen, die er »Intuitionen« nennt, folgt. Denn wie kann man wissen, ob das, was wir als »Intuition« empfinden, richtig oder falsch ist? Es ist gut, Intuitionen zu haben, aber wir müssen sie durch klares Denken und Verstehen absichern. Nur dann können wir im Laufe der Zeit ein Gefühl dafür entwickeln, ob unsere Intuition mit der Wirklichkeit übereinstimmt. ... [Lit. 1, Seite 34] 

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... Die Welt erscheint uns als ein Spannungsfeld von Polaritäten, die uns zunächst als Gegensätzlichkeiten erscheinen, wie zum Beispiel Licht und Dunkel, Nähe und Ferne, Kälte und Wärme, Lärm und Stille, gut und schlecht, die man nicht einfach wegdiskutieren kann. Auch sollte man das eine nicht durch das andere verdrängen wollen, noch versuchen, die Welt als Ganzes zu dem einen oder anderen Extrem zu bekehren. Vielmehr geht es darum, die schöpferische Mitte in diesem Spannungsfeld zu gewinnen, ... [Lit. 1, Seite 71]

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... Denn schon dem Kinde wird die Möglichkeit genommen, seine Phantasie zu entfalten, indem es perfektes Spielzeug erhält, das die sogenannte Wirklichkeit in jedem Falle nachahmt. Darüber hinaus wird es durch Radio und Fernsehen schon früh an eigener schöpferischer Phantasiebetätigung gehindert. ...  [Lit. 1, Seite 190] 

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... Die größte Gefahr jedoch drohte allen Religionen seit eh und je von Seiten der Vertreter ihrer organisierten Glaubensgemeinschaften. ... wenn diese (die Erfahrungen der Mitglieder) nicht mit den Glaubensgrundsätzen übereinstimmt, auf die sie fixiert sind. ... [Lit. 1, Seite 18]

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... Es ist eine Tragödie unserer Zeit, daß gerade jetzt, wo der Westen seine Vorurteile gegen ... (buddhistische Lehren) einigermaßen überwunden hat, sich eine Anzahl selbsternannter »Gurus« ... daranmachen, mit pseudowissenschaftlicher Begründung eine Parodie der alten tantrischen Tradition zu fabrizieren. ..., die jedes vernünftigen Inhalts und irgendwelcher religiöser Werte entleert ist. ... Das Schlimmste aber ist, daß die mit allen Mitteln der Reklame geschäftsmäßig betriebene Invasion von Pseudo-Gurus in die Länder des Westens zu einer derartigen Herabsetzung aller religiösen und geistigen Werte geführt hat, daß selbst die gute Arbeit, die von ernsthaften Exponenten östlicher Kultur geleistet wird, in Gefahr ist, mißverstanden und von recht denkenden Men schen abgelehnt zu werden. ... [Lit. 1, Seite 172]

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... So könnte man sagen: Der Dharma (Anm.: Weg der Lehre) des Buddha ist als Erlebnis und Weg praktischer Verwirklichung eine Religion, als gedankliche Formulierung diese Erlebens Philosophie, als Resultat systematischer Selbstbeobachtung und Analyse Psychologie, ... (sowie eine daraus entstehende) Moral ... [Lit. 1, Seite 54]

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... Die »Gottheiten« des Buddhismus sind aus der Meditation geborene, erlebte Teilaspekte unserer Psyche, die im religiösen Kunstwerk objektiviert und gegenständlich dargestellt werden. Ob Götter oder Dämonen: als Teil unseres Tiefenbewußtseins wohnen sie in uns selbst. Nur wenn wir dies erfahren haben, können wir den Buddhismus ... verstehen. ... / ... es (ist) ohne Belang, ob die Götter außerhalb unseres Bewußtseins existieren oder nicht. Und auch die Problematik, ob man diese göttlichen Gestalten verstandesmäßig beweisen könne, spielt keine Rolle. Denn hier im Bereich des Psychischen ist allein das »wirklich«, was als Gestaltung oder als Kraft wirkt. ... [Lit. 1, Seite 203 / 153]

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... eine Erziehung, die aus einer bloßen Anhäufung von Tatsachenwissen und zugeschnittenen Gedankenschablonen besteht, (führt zu) geistiger Sterilität. ... Wichtig und wesentlich ist allein die Fähigkeit zur Konzentration und zum schöpferischen Denken. ... [Lit. 1, Seite 55 - 56]

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Literatur:


 
1. Govinda, Anagarika
»Lebendiger Buddhismus im Abendland«
1986, 1. Auflage, Scherz, München
Das klarste und undogmatischste Buch über buddhistisches Denken für Westler!