1883 - 1969, dt. Psychologe und Philosoph. Aus unserer Auseinandersetzung
mit Jaspers:
Jaspers versuchte, »etwas Übersinnliches«
direkt aus dem Wesen des Menschen abzuleiten; nicht aus einem Glauben.
Der Mensch empfinde seinen Geist als »aus sich selbst kommend«;
da er ihm bei der Geburt ohne sein Zutun geschenkt worden sei. Doch welche
Kraft hat geschenkt? fragte Jaspers. Er stellte fest, dass man dies auf
gedanklichem Wege nicht ergründen könne, ohne sich in Widersprüchen
zu verstricken. Sie sei »undenkbar«, aber ... erfahrbar. Diese
Erfahrung sei jedoch nur in Grenzsituationen möglich, die dem Menschen
seine Sterblichkeit bewusst mache - wie Kampf, Tod oder Schuld. In bedrohlichen
Lagen könne der Mensch plötzlich Leistungen vollbringen, die
er zuvor niemals von sich gedacht habe und oft mit schlafwandlerischer
Sicherheit die Gefahr meistern. Hierin erfahre er die übersinnliche
Kraft, die sich in der Entscheidungs-Freiheit unmittelbar zeige. Nach Jaspers
ist alles Weltliche voneinander abhängig, so dass die unabhängige
Freiheit demnach nichts »Weltliches« sein könne.
Auch das ursprünglich Gute in uns könne nur offenbar werden durch
eine Grenzsituation, in der wir buchstäblich vor dem Nichts stünden.
Doch in der abgesicherten, »schmerzlindernden« Wohlstandswelt
habe der Mensch kaum noch die Möglichkeit, echte Grenzsituationen
zu erleben. Unsere wahre Natur sei gefährdet durch Technik und Massendasein,
durch politischen Machtmissbrauch und Sinnentleerung. Einen Ausweg
aus dieser Situation sah Jaspers nur im Streben des Menschen, seine freie
Natur zu erkennen. Und dies gelänge letzten Endes nur in der Anerkennung
der Freiheit aller Menschen und insbesondere eines geliebten Menschen.
Darauf gründete Jaspers Moral. Der Glaube solle dabei offen bleiben
- ohne ein bestimmtes Glaubensbekenntnis. Von der Wissenschaft erwartete
er weiteren Forscherdrang, aber unter Anerkennung der Grenzen des Beweisbaren
- um den Menschen nichts vorzumachen. Ein Gelingen der Zukunft
sah Jaspers nur in einer wahren Demokratie freier und vernünftiger
Menschen, die eine gemeinsame Weltordnung schaffen sollten. Das Ziel allen
Philosophierens sei in diesem Sinne die Begründung eines »philosophischen
Glaubens ohne biblische Offenbarung«
Zitate und Literatur:
Zitate:
»... die Völker (werden) nicht innerlich ergriffen von den ungeheuren Drohungen, die über ihnen schweben. Höchstens haben sie einmal Angst, die, wenn es wieder gut gegangen ist, schnell vergessen wird. Wenige spüren, wohin es mit der Freiheit der Menschen im eigenen Staat und auf der Erde zu gehen droht. ... Die politische Freiheit wurde nur in kleinen Umkreisen hervorgebracht. ... Aber überall ging sie bald verloren. Die Realität der überwältigenden Mehrheit der Völker und Staaten spricht gegen die Freiheit. ...«[Lit. 1 / Seite 25 - 27] * |
||
x |
||
Literatur:
|