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Jung, Carl Gustav

1875 - 1961, dt. Psychologe. Fachübergreifende (z.B. Atomphysik, Religionen, Anthropologie) und umfangreiche Studien in der Bewusstseinsforschung. Prägte den Begriff des »kollektiven Unbewussten« und der »Archetypen« durch seine Traumforschung. Gilt durch seine Arbeiten in wissenschaftlichen Randgebieten (z.B. Parapsychologie, Schamanismus) als einer der Vordenker des New Age.

Zitate und Literatur:
Zitate:


»Da sich der schöpferische Prozeß außerhalb des Bewußtseins abspielt und deswegen als eine Grenzerfahrung des Ichs angesehen werden muß, ist jeder Versuch, sich diesem zentralen Urwirbel zu nähern, ein Unternehmen und ein Unferfangen. Es gehört zum Wesen eines solchen Wagnisses, daß (es) nicht durch den direkten Zugriff des Bewußtseins begriffen werden kann, sondern daß die betrachtete Mitte in der Art eines rituellen Umgangs, in einem umkreisenden und einkreisenden Bemühen, von vielen Seiten zu fassen versucht werden muß.« [Lit. 1, Seite 120]

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»Über das Wort »Geist«
Das deutsche Wort »Geist« besitzt einen dermaßen großen Anwendungsbereich, daß es eine gewisse Mühe verursacht, sich zu vergegenwärtigen, was alles damit gemeint ist. Als Geist bezeichnet man jenes Prinzip, das im Gegensatz zur Materie steht. Darunter denkt man sich eine (nicht gegenständliche) Substanz oder Existenz, die auf höchster und universalster Stufe »Gott« genannt wird. Man stellt sich diese (nicht gegenständliche) Substanz auch als Träger des psychischen Phänomens oder gar des Lebens vor. Im Widerspruch zu dieser Auffassung steht der Gegensatz Geist - Natur. Hier ist der Begriff des Geistes auf das Über- oder Gegennatürliche eingeschränkt und hat die ... Beziehung zu Seele und Leben verloren. ...
Eine allgemein verbreitete Anschauung faßt den Geist als ein höheres, die Seele aber als ein niedrigeres Tätigkeitsprinzip auf, und umgekehrt gilt bei gewissen Alchemisten der Geist als »Band, das Seele und Körper verbindet«, ... Ebenso allgemein ist die Auffassung, daß Geist und Seele wesentlich dasselbe und deshalb nur willkürlich zu trennen seien. ... 
Bei anderen wird der Geist auf gewisse psychische Vermögen oder Funktionen oder Eigenschaften beschränkt, wie Denkfähigkeit und Vernunft gegenüber dem mehr »seelischen« Gemüt. Bei diesen bedeutet der Geist die Gesamtheit der Phänomene des rationalen Denkens respektive des Intellektes, inklusive Wille, Gedächtnis, Phantasie, Gestaltungskraft und durch ideale Motive bedingte Strebungen. Eine weitere Bedeutung von Geist ist die von »Geistreichsein«, worunter ein vielfältiges, reichhaltiges, einfallsreiches, brillantes, witziges und überraschendes Funktionieren des Verstandes gemeint ist. 
Ferner wird als Geist eine gewisse Einstellung oder deren Prinzip bezeichnet, zum Beispiel man erzieht »im Geiste Pestalozzis«, oder »der Geist von Weimar ist das unvergängliche deutsche Erbe«. Ein Spezialfall ist der Zeitgeist, welcher das Prinzip und Motiv gewisser Auffassungen, Urteile und Handlungen (gemeinschaftlicher) Natur darstellt....
Das deutsche Wort »Geist« hat wohl mehr mit Aufschäumendem und Aufbrausendem zu tun, weshalb einerseits eine Verwandtschaft mit Gischt, Gäscht, gheest, andererseits mit dem emotionalen aghast nicht von der Hand zu weisen ist. Die Emotion wird ja seit Urzeiten als Besessenheit aufgefaßt, und darum sagt man; heute noch, von einem Jähzornigen zum Beispiel, er sei vom Teufel oder einem bösen Geist besessen oder geritten oder ein solcher sei in ihn gefahren. Wie die Totengeister und -seelen nach alter Anschauung von feinstofflicher Beschaffenheit gleich einem Lufthauch oder einem Rauch sind, bedeutet auch bei den Alchemisten der spiritus [Geist] eine (nicht wahrnehmbare) ..., aktive und belebende Essenz, als welche zum Beispiel der Alkohol verstanden wurde ... Geist auf dieser Stufe ist Weingeist, Salmiakgeist, Ameisengeist usw. ... Die Auffassung, daß die Psyche ein Geist sei, ist ... ohne weiteres gegeben. Wenn daher im Individuum sich etwas Psychisches ereignet, das es als zu ihm selber gehörig empfindet, so ist das sein eigener Geist. ...
Entsprechend der ursprünglichen Windnatur des Geistes ist dieser stets das aktive, beflügelte und bewegte sowohl wie das belebende, anregende, aufreizende, anfeuernde, inspirierende Wesen. Der Geist ist, modern ausgedrückt, das Dynamische, und darum formiert er den klassischen Gegensatz zum Stoff, nämlich zu dessen Statik, Trägheit und Unbelebtheit. Es ist in letzter Linie der Gegensatz zwischen Leben und Tod. ...« [Lit. 2, Seite 202 - 205]

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Literatur:

1. Wehr, Gerhard
»Meister Eckhart«
1997 - 4. Auflage, Rowohlt, Reinbek
2. Jung, Carl Gustav (Hg. von Franz Alt)
»Von Mensch und Gott - Ein Lesebuch«
1989 - Walter, Olten