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Laszlo, Ervin

*1932. ungar. Pianist, Philosoph und Systemwissenschaftler, wissenschaftlicher Berater der UNESCO und Mitglied im Club of Rome. Mehr als 50 Bücher.

 

Zitate und Literatur:
Zitate:


... Die Verlagerung des Interesses von der klassischen zur systemwissenschaftlichen Weltsicht ist dringend geboten. Weltanschauungen sind Gesamtheiten von Begriffen, Vorstellungen, Werten und Gewohnheiten, die in einer Gemeinschaft gelten und die Handlungen ihrer Mitglieder steuern. ...  [Lit. 2, Seite 23 - 24] 

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 ... Die ganze Natur ist aus systemwissenschaftlicher Sicht ein Bereich komplexer, fein ausgewogener Organisation. Systeme stehen in Verbindung mit anderen Systemen und bilden gemeinsam Suprasysteme. ... Gemeinsame Merkmale manifestieren sich in den unterschiedlichsten Formen auf jeder der vielen Stufen. Bestimmte Eigenschaften sind in stetiger Gliederung einander über- und untergeordnet, wobei sich die höheren nicht auf die niederen reduzieren lassen. ... [Lit. 2, Seite 74]

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... mit dem Aufstieg der modernen Naturwissenschaften und dem Erwerb neuer Produktionsmethoden wurde die Ideologie gerechter Vertei lung durch die Ideologie des Wachstums ersetzt. ... Wir können die Pro-Kopf-Produktion unmöglich bis ins Unendliche steigern. Es ist nicht einmal möglich, den gegenwärtigen Lebensstandard in Amerika und Westeuropa auf die übrige Welt zu übertragen. Es können nicht alle Bewohner unserer Erde so leben wie der westliche Mensch heute lebt, dafür ist die Erde einfach nicht reich genug. Für die Anhänger des Wachstumsglaubens ist das etwas völlig Neues. Der Fortschritt kann nicht in »immer mehr und immer größer« bestehen, er muß neu definiert werden. Das bedeutet: Wir brauchen eine neues Wertesystem. Aber wo sind die Fundamente, auf denen es errichtet werden könnte? ... [Lit. 2, Seite 95 - 96] 

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... Man stelle sich eine Welt vor, aufgebaut nicht aus in Zeit und Raum existierenden Dingen, sondern aus Muster bildenden Strömungen, die durch die Weiten des Alls fließen. Was da strömt, ist ein geheimnisvolles, unindividualisierbares Etwas, das wir Energie nennen. Es strömt auf bestimmten Bahnen und ist durch ...(den Schwingungs-Rhythmus) der in sich gegliederten Raumzeit strukturiert. Es strömt über weite Bereiche ... glatt und ohne Kräuselungen und Wirbel, an manchen Stellen aber kommt es zu »Verzerrungen«. An diesen Stellen treten, ... durch elektromagnetische Kräfte, Störungen der Ströme auf. Einige Ströme verfestigen sich dadurch zu »Knoten« und wirbeln in relativ stabilen Mustern. Jetzt ist plötzlich etwas da - etwas Dauerhaftes -, während es vorher nur ein ununterbrochenes Fließen gab. ... [Lit. 2, Seite 77] 

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... Obwohl es ihnen eigentlich verboten war, über die Natur der Realität jenseits des Beobachtbaren nachzudenken, haben sich einige Physiker dennoch über diese Grenze hinausgewagt. Sie mutmaßten, dass die Welt, zu der Sprache und die Ausdrucksform der Wissenschaft gehören, eher geistiger als materieller Natur sei. »Um es ganz einfach auszudrücken«, sagte Eddington, »der Stoff dieser Welt ist Geist-Stoff.« Sir James Jeans stimmte ihm zu: »Nimmt man die verschiedenen möglichen Beweisführungen zusammen, wird es immer wahrscheinlicher, dass man der Realität eher eine geistige als materielle Qualität zuschreiben muß... das Universum scheint einem großen Gedanken ähnlicher zu sein als einer großen Maschine.« ... [Lit. 1, Seite 40] 

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... Es zeigt sich, dass die Raumzeit keineswegs leer ist: sie ist ein Plenum, eine Fülle, die es verdient, als physikalisches reales universelles Bezugssystem anerkannt zu werden. ... / ... In Beardens Theorie ist das Vakuum identisch mit der Energie-erfüllten Raumzeit: ein stark geladenes kosmisches Medium. Der virtuelle Zustand dieses Mediums bestimmt alles, was in die physikalische Realität als vektorielle Materie-gebundene Energie eintritt. ... [Lit. 1, Seite 169 / 171]

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... Joel Sherk machte den Vorschlag, dass Teilchen gar nicht teilchenartig sind, sondern als »Strings« (Saiten oder Schnüre) zu betrachten sind, die im Raum vibrieren und rotieren. Alle bekannten physikalischen Phänomene sollten das Ergebnis unterschiedlicher Kombinationen dieser Schwingungen sein, ganz so wie die Musik eines Streichquartetts das Ergebnis der Schwingungen von vier Instrumenten ist. ... [Lit. 1, Seite 57] 

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... Stabile Atome unterliegen..., im Gegensatz zur allgemeinen Tendenz der physischen Natur, keinem Verfall. Sie behaupten sich selbst, ja können sich sogar in höher organisierte Atome verwandeln. ... selbstverständlich stehen auch (solche Höherorganisationen) nicht im Widerspruch zum zweiten thermodynamischen Hauptsatz (siehe Zitat 28). Denn die Summe der dem Atom zur Verfügung stehenden Energie wird ... kleiner, da überschüssige Energien abgestrahlt und dadurch der weiteren Arbeit entzogen werden. Infolgedessen brennen Sterne aus, während gleichzeitig ihre Atome, anfangs meist Wasserstoff, komplexer werden und sich höher organisieren. ... [Lit. 2, Seite 47]

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... In der (physikalischen und biologischen) Evolution läßt sich tatsächlich ein Fortschreiten von Vielfalt und Chaos zu Einheit und Ordnung erkennen. Es gibt ferner eine fortschreitende Entwicklung zu komplexen, aus vielen Komponenten bestehenden Einheiten, an Anzahl geringer, im Verhalten aber entschiedener als die früheren Einheiten. Die Evolution schlägt einen bestimmten Weg ein, der sich von anderen Wegen unterscheidet, und bleibt so lange auf diesem Weg, wie es sich mit den Grundgesetzen der Physik verträgt. ... [Lit. 2, Seite 58 - 59]

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.. Daß wir uns nicht als kosmischen »Unfall« einschätzen, der aus irgendeinem unerforschlichen Grund auf einem kleinen Planeten eines relativ kleinen Sonnensystems am Rand einer Milchstraße begrenzt blieb, liegt nicht an einer ausschweifenden Phantasie, sondern an unserer Überzeugung, daß das, was an einer Stelle passiert ist, sich auch an einer anderen ereignen können muß, voraus gesetzt, ähnliche Bedingungen liegen vor. Also haben wir gute Gründe anzunehmen, daß Leben auch anderswo im Kosmos existiert, wenn es auch töricht wäre zu meinen, es müßte dem irdischen Leben völlig gleichen. ... [Lit. 2, Seite 62]

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... Offensichtlich wurde der Evolutionsprozeß nicht vom reinen Zufall beherrscht: es muß auch ein deutliches Maß von Verbundenheit und Koordination vorhanden gewesen sein. ...[Lit. 1, Seite 22]

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... Es scheint nämlich, dass genetische Mutationen unter bestimmten Bedingungen nicht völlig zufällig verlaufen. Die Trennung zwischen Genotyp und der Zufallshaftigkeit des Phänotyps ist nicht wasserdicht; man kann vermuten, dass gezielte Veränderungen der Erbanlagen unter bestimmten Umständen stattfinden können. Sowohl Pflanzen als auch Insekten können mutieren, um bestimmte Chemikalien ihrer Lebenswelt zu entgiften oder einen Schutz gegen Giftstoffe aufzubauen. Besonders rätselhaft erscheint die Fähigkeit bestimmter Bakterien, in einer Art und Weise zu mutieren, die ihr sofortiges Überleben sichert. ... In der Folge erbrachte HALL den Beweis, dass Bakterien fähig sind, ausschließlich ihre defekten Gene zu mutieren. ... [Lit. 1, Seite 126 - 127]

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... Wie wir gesehen haben, reicht es nicht aus, wenn Mutationen einige positive Veränderungen im Organismus auslösen; sie müssen einen vollständigen Satz verändern. Die evolutionäre Weiterentwicklung der Vogelfedern erzeugt zum Beispiel kein Reptil, das fliegen kann; hierzu gehören vielmehr radikale Veränderungen der Knochenstruktur und Muskulatur, ebenso wie ein genügend schneller Stoffwechsel, der Kraft für neue Flugstrecken gibt. Jede einzelne Neuerung für sich bringt kaum einen entwicklungsmäßigen Vorteil; im Gegenteil, sie führt eher zu einer nicht lebensfähigen Kreatur, die ausgelöscht wird. Es ist nur schwer zu verstehen, wie die Evolution mittels einer schrittweisen Ausarbeitung des genetischen Codes einer jeweils überlebenden Art hätte vorankommen können. ... [Lit. 1, Seite 125]

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... Nicht nur individuelle Arten, sondern ganze Gattungen hatten in Epochen plötzlicher Kreativität ihren ersten Auftritt. So z.B. in der explosions-kreativen Phase des Kambriums, wo in einer Zeitspanne von einigen Millionen Jahren die meisten der heute existierenden Säugetiere entstanden ... [Lit. 1, Seite 124]

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... Es ist ... immer leicht, zu kritisieren. Wir alle wissen, daß der Kritiker immer mehr weiß als der Kritisierte. ... Es ist aber eine Sache, den Finger auf Mängel bei einer Leistung zu legen, und eine andere, eine solche Leistung selbst zu erbringen. Beides ist notwendig. Doch Kritik ohne konstruktiven Aspekt wird selbstzerstörerisch. ... Wir sollten deshalb nicht aufhören, auf die Mängel bestehender Werte hinzuweisen, doch haben wir auch die Pflicht, neue, bessere Werte aufzuzeigen. ...[Lit. 2, Seite 99]

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... In den Kulturen der Frühzeit waren rationale, emotionale, imaginative und mystische Elemente durch innere Einheit miteinander verwoben. Der Mythos ist teils Wissenschaft, teils Kunst, teils Religion. ... [Lit. 2, Seite 94]

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... Unsere Evolutionsgeschichte bestimmte zwar unausweichlich, daß wir zu einem Geschöpf mit Kultur wurden, ließ aber offen, welche Art von Kultur wir entwickelten. ... die Kultur, die wir von unseren Vätern und Vorvätern ererbt haben, beginnt unser Dasein auf diesem Planeten ernstlich zu gefährden. ... [Lit. 2, Seite 93]

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Literatur:

1. Laszlo-1, Ervin
»Kosmische Kreativität «
1995 - 1. Auflage, Insel, Frankfurt
Einfach genial! (Allerdings schwierig zu lesen, da sehr wissenschaftlich)
2. Laszlo-2, Ervin
»System-Theorie als Weltanschauung«
1998, Diederichs, München
Eine sehr gute, ganzheitliche Sichtweise - einfach zu lesen