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Schweer, Thomas

*1956, dt. Religionswissenschaftler, Indologe und Völkerkundler. Mitbegründer einer religionswissenschaftlichen Zeitschrift.

Zitate und Literatur:
Zitate:


... Diese (christliche) Geschichtsauffassung ist linear, das heißt, alle Entwicklung führt auf einen Endzustand hin. Die Zielgerichtetheit des geschichtlichen Ablaufs ermöglichte das Aufkommen des Fortschrittsdenkens, ... Naturvölker hingegen denken zyklisch, sie wollen an der Tradition festhalten und begegnen Krisen mit einer Rückbesinnung auf den Mythos, in dem das ursprüngliche Heil noch gegeben war. Ein endgültiges Weltende ist ihnen unbekannt, nach der Zerstörung entsteht immer eine neue Welt, ... [Lit. 2, Seite 77]

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... Weder im allgemeinen noch im besonderen kann man ... von einem grundsätzlichen Unterschied zwischen der Geistesverfassung der Naturvölker und der unseren ausgehen. Es gibt keine spezielle »primitive Mentalität«, sondern nur andersartige Wahrnehmungen der Wirklichkeit. ... [Lit. 2, Seite 80]

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... Und was die angebliche Irrationalität anbelangt, so ist im Glauben und Denken der Naturvölker vieles in sich schlüssiger und plausibler als in den monotheistischen Religionssystemen, die ihrerseits einiges an abergläubischen Vorstellungen aufweisen. Aus den sozialen, kulturellen und religiösen Verhältnissen innerhalb der heutigen Naturvölker lassen sich weder die Ursprünge der Menschheit noch die Anfänge der Religion rekonstruieren. ... [Lit. 2, Seite 10]

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... Die Schriftlosigkeit bildet den einzigen gemeinsamen Nenner der Naturreligionen, die sich ansonsten in so vielfältiger Weise voneinander unterscheiden wie die Religionen, die heilige Texte besitzen. ... [Lit. 1, Seite 11]

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... Das Totemtier wird nicht im biologischen Sinne aufgefaßt, sondern im mythologischen. Die Erzählungen von Totemtieren sollen die mythische Verbindung und den gemeinsamen Ursprung von Mensch und Tier veranschaulichen, sie sind keine irrationale Gleichsetzung von beiden. Es käme ja auch in Europa niemand auf die Idee, aus dem hier vorhandenen Märchen- und Mythenschatz zu schließen, wir würden ernsthaft glauben, daß ein Tier sich in einem Menschen verwandeln könne. ... [Lit. 2, Seite 22]

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... Es ist leichter zu sagen, was das Nirvâna nicht ist, als es in positive Begriffe zu fassen. Das Ungeborene, Unentstandene, nicht Geschaffene und Bedingungslose, das Unvergängliche, Bewegungslose und Todlose ist es, eben der absolute Gegensatz zu allem, was dem Menschen in der Welt begegnet. Nur wer selbst in das Nirvâna eingegangen ist, kann dies erfassen. Dann aber gibt es kein Ich mehr, das darüber reden könnte. Eine ausgeblasene Flamme ist nicht einfach verschwunden, sondern hat sich in etwas anderes verwandelt. Dieses andere liegt jenseits allen Begreifens. ... [Lit. 1, Seite 28]

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Literatur:

1. Schweer-1, Thomas
»Stichwort Buddhismus«
1994 - 2. Auflage, Heyne, München
Ein einfach strukturierter Einstieg in das Thema mit guten Übersichten
2. Schweer-2, Thomas
»Stichwort Naturreligionen«
1995 - Heyne, München