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Vollmer, Gerhard

*1943, dt. Mathematiker, Physiker, Chemiker, Philosoph und Linguist. Einer der Hauptvertreter der Evolutionären Erkenntnistheorie, die das Erkenntnisstreben des Menschen evolutionär zu erklären versucht. Heute Arbeiten in Logik, Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie, Naturphilosophie und künstlicher Intelligenz.
 
 
 
 

 

Zitate und Literatur:
Zitate:

... Man muß nicht besonders religiös sein, um angesichts der Galaxien, die man am Nachthimmel erkennt, Ehrfurcht zu empfinden. Unser menschliches Bewußtsein macht die Frage nach dem Warum nicht nur möglich, es drängt uns sogar, sie zu stellen. ... Der Nachthimmel ist voller unbeantworteter Fragen. In vielen Fällen übersteigt die Wißbegier das, was man wissen kann. Es gibt Fragen ohne Antwort. Viele Menschen können das nicht akzeptieren und suchen Trost in mystischen Erklärungen. Der menschliche Geist ist so darauf eingestellt, Antworten zu suchen und zu finden, daß er manchmal einen Sinn sieht, wo es keinen gibt ... [Lit. 1, Seite 317]

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 ...Jahrhundertelang war man überzeugt, daß es sicheres Wissen gebe. ... Zweieinhalb Jahrtausende Erkenntniskritik und Wissenschaftsphilosophie scheinen jedoch eines zu lehren: Sicheres Wissen über die Welt gibt es nicht. Alle Beweisversuche, alle Ansätze zur Letztbegründung, alle Rechtfertigungsprogramme führen unweigerlich in das Münchhausen-Trilemma* ... Wissenschaftliche Erkenntnis ist ein Phänomen der letzten Jahrhunderte, allenfalls Jahrtausende; Wahrnehmung und Erfahrung gibt es dagegen schon seit Jahrmillionen. ... Allerdings sollte man aus dieser Einsicht nicht den Schluß ziehen, wissenschaftliche Erkenntnis sei ... im Grunde nur spekulativ und darum wertlos. Zwischen (Anm.: der nicht erreichbaren) Sicherheit und bloßer Spekulation liegt ein weites Spektrum. ...  [Lit. 1, Seite 37, 38]

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... Wir erleben die Welt dreidimensional; und wir wissen aus der Physik, daß diese Deutung korrekt ist. ... Es gibt (trotz der vielfach erwogenen Hypothese) keinen Hinweis darauf, daß der physikalische Raum statt drei vielleicht vier oder mehr (Anm.: räumliche) Dimensionen hätte ... [Lit. 1, Seite 117]

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... Wie aber ein Werkzeug nur funktioniert, wenn und insoweit es auf das Werkstück paßt, so funktionieren auch das Auge, das Ohr, der Gleichgewichtssinn, das Gehirn nur, weil sie auf die Gegebenheiten der Umwelt passen. ... Es sei jedoch betont, daß die ... Passungen keineswegs immer auch Übereinstimmung (mit der Realität) bedeuten. ... Wie ... kommt es, daß die subjektiven Erkenntnisstrukturen, die wir mitbringen, so gut auf die Realität passen, mit ihr sogar teilweise übereinstimmen? (Sie passen), weil nur eine solche Übereinstimmung das Überleben ermöglichte. ... (Denn) Unser Erkenntnisapparat ist ein Ergebnis der biologischen Evolution. ... [Lit. 1, Seite 114 - 116] 

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 ... auch der Mensch (unterliegt) mit allen seinen Eigenheiten, Fähigkeiten und Fehlern der Evolution. Diese Tatsache kann für die Philosophie nicht irrelevant sein. ... Eine Evolutionäre Ethik wird den Evolutionsgedanken ... in die ethische Diskussion einzubringen versuchen. ... Maßstab für eine (philosophische) Beurteilung sollte also sein, ob dadurch überhaupt etwas gewonnen werden kann, und nicht, ob auch gleich alle offenen Fragen beantwortet werden. ... So könnte man es als moralisch richtig (oder gut) ansehen, die Evolution weiterzuführen oder wenigstens nicht zu behindern, zum Beispiel den Trend zur Artenvielfalt oder zu höherer Komplexität fortzusetzen oder zu beschleunigen. ...Lit. 1, Seite 163 - 165] 

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... die Gesamtheit jener sozialen Beziehungen, auf die wir durch die biologische Evolution geprägt sind: kleine Gruppen, jeder kennt jeden, ein wohlgeordnetes hierarchisches System u.s.w. Man erkennt sofort die Nützlichkeit ..., wenn man sich vor Augen führt, was geschieht, wenn die Grenzen ... laufend überschritten werden, wie das gerade in der heutigen Gesellschaft der Fall ist. [Lit. 1, Seite 162, 163]

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Literatur:

1. Vollmer, Gerhard
»Biophilosophie«
1995 - 1. Auflage, Reclam, Stuttgart