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Wilson, Edward

*1929, am. Biologe. Begründer der Soziobiologie und international führender Ameisenforscher. Weitreichende Arbeiten zur biologischen Vielfalt. Nobelpreis.

Zitate und Literatur:
Zitate:


... Früher versuchte man die Biodiversität* unter einer Art »Käseglocke« zu erhalten nach der Devise: Man erkläre die kostbarsten Naturgebiete zu Parks und Reservaten und schütze sie durch Aufseher. ... Naturschutzgebiete und Aufseher sind zweifellos nötig. Diese Methode hat in den Vereinigten Staaten und Europa bis zu einem gewissen Grad funktioniert (Anm.: Deutschland hat gerade mal 2 % seiner Fläche unter Schutz gestellt, davon sind nur max. 10 % vollkommen intakt. Von der gesamten Landfläche der Erde standen 1992 ganze 4,3% unter Schutz), in den Entwicklungsländern aber ist ihr gewiß nicht der gewünschte Erfolg beschieden. Das liegt daran, daß die ärmsten Völker mit dem höchsten Bevölkerungswachstum in unmittelbarer Nähe der größten Schatzkammern der biologischen Artenvielfalt leben. Ein einzelner peruanischer Bauer, der, um seine Familie zu ernähren, Regenwald rodet ... wird mehr Baumarten fällen, als in ganz Europa heimisch sind. ... [Lit. 1, Seite 345] 

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 ... Ein trauriges Signum unserer Zeit ist das Schwinden natürlicher Lebensräume, mit der Folge, daß ein großer Teil der Pflanzen- und Tierarten - zweifellos über zehn Prozent - bereits ausgestorben oder zum Aussterben verurteilt ist. (Anm.: Zahl von 1992) ... [Lit. 1, Seite 414]

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... was ich Biophilie genannt habe: Die unbewußte Neigung des Menschen, die Nähe der übrigen Lebensformen zu suchen. Zur Biophilie kann man auch die Sehnsucht nach der Wildnis zählen, nach all den Gebieten ... die noch nicht von menschlichen Aktivitäten beeinträchtigt sind. In der Wildnis sucht der Mensch neue Lebenskraft und das Urerlebnis des Wunderbaren, und aus der Wildnis kehrt er in jene Teile der Erde zurück, die kultiviert und nach seinen Bedürfnissen gestaltet sind. Die Wildnis erfüllt uns mit Frieden, weil sie uns das Bild völliger Selbstgenügsamkeit vermittelt; sie übersteigt die menschliche Phantasie. ... Wir sind uns selbst noch immer ein Rätsel und entfernen uns immer weiter vom Paradies, wenn wir vergessen, welche Bedeutung die Natur für uns hat. Viele Anzeichen sprechen dafür, daß der Verlust biologischer Vielfalt nicht nur unser physisches, sondern auch unser geistiges Wohlbefinden gefährdet. ... [Lit. 1, Seite 428]

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... - Zwischen 1940 und 1980 nahmen die Populationsdichten wandernder Singvögel in den drei US-Bundesstaaten New York, New Jersey und Pennsylvania um fünfzig Prozent ab, und viele Arten starben lokal aus. Eine Ursache hierfür war offenbar der beschleunigte Holzeinschlag in Wäldern auf den Westindischen Inseln, in Mexiko sowie in Mittel- und Südamerika, den Hauptüberwinterungsgebieten der Zugvögel. ... [ Lit. 1, Seite 312] 

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 ... Wahrscheinlich besitzen 30.000 Pflanzenarten eßbare Teile, und insgesamt 7.000 Arten sind die gesamte Geschichte hindurch als Nahrungsmittel angebaut oder gesammelt worden. Dagegen stammen neunzig Prozent der Weltproduktion an pflanzlichen Nahrungsmitteln von nur zwanzig Arten und über fünfzig Prozent sogar von nur drei Arten - Weizen, Mais und Reis. ... diese paar Arten (werden) in Monokulturen angebaut, die für Krankheiten und den Befall von Insekten und Nematoden* anfällig sind. ... [Lit. 1, Seite 351]

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... Kann man ausgestorbene Arten aus der noch in Museumsexemplaren und Fossilien enthaltenen DNS wieder zum Leben erwecken? Wieder ist die Antwort: Nein. Man hat zwar Bruchstücke der genetischen Codes einer 2 400 Jahre alten ägyptischen Mumie und von Magnolienblättern, die vor 18 Millionen Jahren versteinerten, sequenziert, doch stellen diese lediglich einen sehr kleinen Teil der gesamten genetischen Codes dar. Und sogar dieser Teil ist hoffnungslos ungeordnet. Diese Organismen oder ein Mammut oder ein Dodo oder irgendein anderes ausgestorbenes Lebewesen klonen zu wollen, gliche, wie der Molekularbiologe Russell Higuchi unlängst sagte, dem Versuch, ohne Zuhilfenahme der Hände eine in Fetzen gerissene und in einer unbekannten Sprache abgefaßte große Enzyklopädie wieder zusammenzusetzen. Betrachten wir die nächste Möglichkeit, die ebenfalls regelmäßig ins Feld geführt wird: Weshalb vergessen wir nicht einfach das Problem und lassen die natürliche Evolution die im Verschwinden begriffenen Arten ersetzen? Das läßt sich machen, wenn unsere Nachfahren bereit sind, mehrere Millionen Jahre zu warten. ... [Lit. 1, Seite 402]

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Literatur:

1. Wilson, Edward O.
»Der Wert der Vielfalt«
1995, dt. Ausgabe, Piper, München
Trotz der Fachtiefe kann Wilson auch dem Laien überzeugend den Wert der biologischen Vielfalt vermitteln!