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Die sieben Systemfehler
Ausarbeitung
von Frank Baldus für das kulturell-kreative Netzwerk "eDor@do.org"
aus 2004, das leider mangels Feetback 2007 wieder eingestellt wurde. Einleitung Nachhaltig wirksame Verhaltensänderungen und eine ganzheitliche begründete Weltanschauung können nach unserer Ansicht nur erreicht werden, wenn die Werte der Menschen maßgeblich von den ökologischen und sozialen Erfordernissen geprägt werden. Die in diesem Zusammenhang notwendigen Tugenden sind vor allem »Ehrfurcht«, »Respekt«, »Wahrheitsliebe«, »Verantwortungsbewusstsein« und »Genügsamkeit«. Um die Wertebildung des Einzelnen in diese Richtung zu lenken, ist es nach unserer Ansicht notwendig, das Wissen um diese allgemeinen Begriffe zu konkretisieren. Erst wenn man gelernt hat, wie und an welcher Stelle die Tugenden real eingesetzt werden können, kann daraus zielgerichtetes Handeln entstehen. Andernfalls besteht die Gefahr, dass es bei »Lippenbekenntnissen« bleibt. Als Ergänzung zur Erd-Charta - die
einen sehr detaillierten und umfassenden Rahmen für das ethisch motivierte
Handeln bietet - und um die Wurzeln der großen Menschheitsprobleme
zu erkennen, haben wir die folgende These aufgestellt.
Die sieben Systemfehler Die derzeit vorherrschenden Wertmaßstäbe führen zu sieben maßgeblichen Kennzeichen der modernen Gesellschaften, aus denen alle globalen Probleme hergeleitet werden können. Bereits eine nicht vertiefte Kenntnis - dieser als »Systemfehler« bezeichneten Kennzeichen - führt zu einem ganzheitlichen Grundverständnis der komplexen Zusammenhänge. Mit Hilfe dieser Reduktion auf das Wesentliche wird der Einzelne in die Lage versetzt, mit anderen Menschen darüber zu kommunizieren und Schlüsse für sein eigenes, wertorientiertes Handeln abzuleiten.
1. Das widernatürliche Wirtschaftssystem Das menschliche Wirtschaften basiert auf künstlich geschaffenen Regeln, die sich immer mehr von den natürlichen Grundlagen entfernen. Das hat zu einer hochgradigen Gefährdung der Weltgemeinschaft geführt, weil es die natürlichen Systeme zunehmend belastet, die unsere unersetzbare Lebensgrundlage bilden. Widernatürlich und damit auf Dauer nicht funktionsfähig sind vor allem der unbeschränkte Wachstumszwang, der unvollkommene Materialkreislauf und der übermäßige Energieverbrauch. Literatur:
2. "Zinslogik", Geldverteilung und Machtkonzentration 98 % der Geldmenge befinden sich im Besitz von nur 5 % der Bevölkerung, die dadurch über ein enormes Machtpotential verfügt. Diese ungerechte Kapitalverteilung geht fast ausschließlich auf die mathematische »Zinslogik« zurück, die ein exponentielles Wachstum von Geldbesitz verursacht. Dies macht zudem nachhaltiges Wirtschaften unattraktiv. Demgegenüber haben sich die Schuldzinsen - infolge der gleichen Logik - zu einer erheblichen Belastung entwickelt, die 90 % der Gesellschaft betrifft. Die zinsbedingte Umverteilung entzieht dem Wirtschaftskreislauf das Geld; Geldvermögen und Schulden wachsen schneller als die Wirtschaftsleistung, so dass ein Ungleichgewicht zwischen Geldumlauf und tatsächlicher Wirtschaftsleistung entstanden ist. Literatur:
Lietaer, Bernhard A. - »Das Geld der Zukunft« - 1999 - 1. Auflage, Riemann, München Links: http://www.inwo.de
3. Die Dominanz männlicher Verhaltensmuster Moderne Gesellschaften beruhen vor allem auf Verhaltensweisen, die als vorrangig männliche Veranlagungen gelten. Eigennutz geht vor Gemeinnutz - wie z.B. das Eigentumsrecht belegt; Konkurrenz geht vor Kooperation - wie man im Geschäftsleben allenthalben erkennen kann; und Schein geht vor Sein - wie man an der Gier nach sichtbaren Statussymbolen ablesen kann. Literatur:
Otten, Dieter - »Männer Versagen - Über das Verhältnis der Geschlechter im 21 Jahrhundert« - 2000 - Lübbe, Bergisch-Gladbach Links:
4. Verfall des Gemeinwesens Die fehlende Transparenz moderner Gesellschaften, der Eigennutz, der zunehmende Rückzug ins Private - vor allem durch die vielfältigen technischen Beschäftigungsmöglichkeiten des Medienzeitalters -, und das abnehmende Vertrauen in Staat und Gesellschaft begünstigen Anonymität und Misstrauen. Jedes System ist in erster Linie von einem möglichst reibungslosen Miteinander seiner Teile abhängig, um langfristig stabil zu bleiben. Die genannten Entwicklungen in den modernen Gemeinschaften sind dagegen eindeutige Verfallskennzeichen, die ihr zukünftiges Bestehen in Frage stellen. Literatur:
5. Informationsüberflutung Die Vielfalt der modernen Medien hat zu einer Reiz- und Informationsüberflutung geführt, die das normale Auffassungsvermögen des Menschen bei weitem übersteigt. Das hat zur Folge, dass es dem Einzelnen nicht mehr ohne Weiteres gelingt, Wahres von Unwahrem, Sinnvolle von Sinnlosem und Nützliches von Unnützem zu unterscheiden. Diese Fähigkeiten, die für das Überleben unserer frühen Vorfahren unerlässlich waren, gehen immer mehr verloren und begünstigen so die Ausbreitung negativer Informationen. Literatur: Schräder-Naef, Regula - »Was ist Wissenswert?« - 1987 - Beltz, Weinheim
6. Zeitnot, Stress und Überlastung Die Informationsflut, der zunehmende Alltagsstress bei der Bewältigung des modernen Lebens, die Entfremdung von den natürlichen Kreisläufen und Eindrücken und die Entkopplung von Handlungen und ihren oftmals nicht direkt sichtbaren Folgen hat zu einer unnatürlich starken Dauerbelastung der Menschen geführt. Da unsere Erbanlagen dies nicht vorgesehen haben, kommt es bei vielen Menschen zu negativen Folgen. So nehmen Zivilisationskrankheiten, unnatürliche Verhaltensweisen und Gewalt zu. Diese Überbeanspruchung hemmt die natürliche, freie Kreativität der Betroffenen und fördert angepasste, mechanische Verhaltensweisen. Literatur:
Paasche, Hans - »Die Forschungsreise des Afrikaners Lukanga Mukara ins Innerste Deutschlands« - 1993 - Donat Verlag, Bremen
7. Die Sinnkrise Die technologisch organisierte Zivilisation hat zu einer weit verbreiteten Wissenschaftsgläubigkeit und demgegenüber zu einer Abkehr von Religion und Philosophie geführt. Dieser Trend wird durch die Informationsüberflutung und die Überbeanspruchung des Einzelnen verstärkt. Das hat dazu geführt, dass viele Menschen die Ehrfurcht vor dem Wunder der Existenz und den Glauben an einen höheren Sinn des Lebens verloren haben. Solche Einstellungen sind jedoch die wesentlichsten Gründe für ein nachhaltiges, zukunftsorientiertes Verhalten. Literatur:
Links: http://www.erdcharta.de
(Die internationale Erd-Charta)
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