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Ebene 3 - Thema ausführlich: »Vorwort«
Seit fast sechs Jahrzehnten bereise ich als Tierfilmer und Naturschützer unsere Erde - vom Äquator bis zu den Polen. Ich habe
dabei atemberaubend schöne Landschaften erlebt und einzigartige Naturschauspiele, die heute dank Film und Fernsehen viele Millionen Menschen kennen, die selbst nie einen Fuß in diese Regionen setzen konnten. Darum ist es seit jeher eines meiner größten Ziele, den Menschen die Schönheit unseres Planeten und den Wert der Natur in eindrucksvollen Bildern näherzubringen.

Doch mit Film und Fernsehen allein ist die bedrohte Natur nicht zu retten! Im Laufe der Jahre habe ich mich vom Verhaltensforscher und Tierfilmer zum engagierten Naturschützer entwickelt, denn ich konnte den zunehmend zerstörerischen Einfluss des Menschen auf die Natur mein ganzes Leben lang mit eigenen Augen verfolgen.
    Egal, wo ich mich gerade befand, fast überall sah ich die Spuren, die die Zivilisation hinterlassen hat. Motorsägen und Bagger fressen häßliche Löcher in die Natur, Schadstoffe und Gifte dringen bis in die entlegensten Winkel vor und selbst das Klima hält unserem unheilvollen Wirken nicht stand. Das tägliche Weltgeschehen zeigt uns immer mehr, wie die Menschen innerhalb nur weniger Generationen in Jahrmillionen entwickelte Lebensformen vernichten.
    Ich empfinde es heute als größte Pflicht, meine ganze Kraft in den Schutz der bedrohten Natur zu investieren! Wir dürfen unsere Lebensgrundlagen nicht länger zerstören. Die Natur sendet immer dringendere Warnsignale aus, um uns die Auswirkungen unseres Tuns zu zeigen. Wenn wir sie nicht respektieren, werden immer stärkere Naturkatastrophen uns dazu zwingen. Das Ökosystem Erde, ein kompliziertes Zusammenspiel vieler Systeme, kann nur eine bestimmte Belastung ertragen. Wird diese Kapazität überschritten, geraten die Systeme aus dem Gleichgewicht und werden dauerhaft geschädigt. Niemand kann genau sagen, wann das geschehen wird. Doch die Veränderungen kündigen sich bereits unmissverständlich an.

Nahezu alle diese Probleme sind in erster Linie auf die immer schneller wachsende Weltbevölkerung zurückzuführen. Dagegen können wir wenig unternehmen. Doch gegen den Missbrauch von Schöpfung und Technik, den »zweiten Sündenfall«, können wir alle etwas tun! Jeder Mensch trägt die Verantwortung für sein Handeln und entscheidet damit, welche Welt wir den nachfolgenden Generationen hinterlassen. Mein Leben draußen zeigte mir, dass wir uns der Natur, von der wir leben, mehr anpassen müssen, indem wir vor allem unsere Maßlosigkeit einschränken.
    Die künftigen Generationen werden einmal die Verantwortung für unseren Lebensraum Erde übernehmen, daher ist es mir besonders wichtig, soviele junge Menschen wie möglich für den Erhalt der Natur zu motivieren.
    Dies hat sich in meinem bisher größten Ziel niedergeschlagen, der Fortführung meines Lebenswerkes in der Heinz Sielmann Stiftung. Die Stiftung steht unter meinem Motto: »Naturschutz als positive Lebensphilosophie«. Dies möchte ich der jungen Generation vermitteln.

Es ist mir eine besondere Freude, daß die Heinz Sielmann Stiftung die Natur-Ranger als »meine« Jugendorganisation gewinnen konnte. Ich freue mich über die intensive praktische Naturschutzarbeit, die die Ranger in vielen Orten Deutschlands seit Jahren durchführen.
    Doch genauso zugetan bin ich anderen phantasievollen Aktionen, die den ökologischen Bewusstseinswandel zum Ziel haben. So wie »meine« Ranger aus Wuppertal, die irgendwann zu den Fragen nach dem »Warum« gekommen sind:

Warum entwickelte sich der Mensch so und nicht anders? Warum missbraucht er das »Gottesgeschenk«? wie mein Vater die Natur bezeichnet hat.
    Wer es wagt, so weit in die Tiefe vorzustoßen, der löst unzählige weitere Fragen aus, die uns nur immer deutlicher machen, wie wenig wir über die Natur und über uns selbst wissen. Sollte man sich dieser Unsicherheit überhaupt aussetzen?
    Wie die Cronenberger Ranger bin auch ich der Ansicht: Ja, unbedingt!
    Man muss die Natur kennen, man muss sie schützen... und man muss wissen, warum man sie kennen und schützen muss - dann erst wird man mit Leib und Seele Naturschützer!

Auf meinen Reisen hat mich der Gegensatz zwischen der sogenannten zivilisierten Welt und der ursprünglichen Lebensweise zahlreicher Naturvölker besonders berührt. Es gib immer noch Völker, die unter seit Jahrtausenden unveränderten Lebensbedingungen existieren. Sie respektieren die Natur als unveränderliche Größe, der man sich anpassen muss. Sie wollen der Natur nicht ihren Willen aufzwingen, sie verändern oder unterwerfen. Wie mir scheint, haben wir diese Sichtweise der Welt verloren. Die Cronenberger Ranger haben sich das große Ziel gesetzt, nach den Gründen zu forschen, wie es dazu kam. Sie suchen in der »Natur des Menschen« nach dieser verlorengegangenen »Natürlichkeit«.
    Als ich von dem Projekt erfuhr, habe ich mit großem Interesse darauf reagiert. Ich finde es bemerkenswert, in welchem Ausmaß sich diese jungen Menschen gedanklich mit der Thematik auseinandergesetzt haben!
    Ich dachte unwillkürlich an meine eigenen Pläne und daran, dass meine Frau mich oft in die Wirklichkeit zurückholen musste, wenn ich nur noch ein Ziel vor Augen hatte. Doch letzten Endes waren es diese hochfliegenden Pläne, die mein Wirken entscheidend lenkten.

In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Spaß beim Lesen und hoffe zutiefst, dass Sie die Gedanken der Ranger genauso nachdenklich stimmen wie mich.

Ihr Heinz Sielmann
 
 

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