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Beiträge unserer Leser zum Thema: »Wer weiß, was morgen sein wird? -Teil 1-«

Kommentar zu »Wer weiß, was morgen sein wird?«
 

Diese Frage habe ich mir schon tausend und einmal gestellt, aber weder ich selbst, noch jemand anderes konnte eine befriedigende Antwort finden.

Wir können nur Vermutungen anstellen, Szenarien durchspielen oder Modelle errechnen.

Die meisten Umweltschützer sehen die Zukunft düster - vorausgesetzt, die Menschen machen so weiter wie bisher: Profit ist alles - Moral, Ethik, Gesetze... bleiben dabei auf der Strecke...

Solange die Menschheit dumm gehalten wird und brav konsumiert, was man ihr vorwirft, wird sich daran auch nichts ändern.1 (Bildzeitung, Sabine Christiansen, die meisten privaten Fernsehsender und selbst die Tagesschau lassen uns verdummen!!! Werte und Geschehnisse, die wirklich die Welt bewegen, kommen darin fast nicht vor.) 

Deshalb ist es unsere Aufgabe zu informieren! Die Gesellschaft wachzurütteln, damit es nicht so kommt wie z.B. G. Orwell in seinem Buch »1984« 2 beschreibt.

Durch die vielen Horrorszenarien, die in den Medien kursieren, habe ich mich oft sehr machtlos und ohnmächtig gefühlt. Ich konnte vor allem nicht verstehen, weshalb die meisten Menschen ihre Augen vor sozialer Ungerechtigkeit, Krieg und Umweltzerstörung verschließen. - Vermutlich mit ein Grund warum ich letztlich bei Greenpeace gelandet bin.

Ich wollte mich nicht »schuldig« fühlen, von wegen Verantwortung gegenüber unseren Nachfahren....außerdem wurde mir von H-Milch, Supermarkt-Fleisch, Kaffee-Werbung, in der nur »glückliche«, gesunde schwarze Menschen vorkommen u.s.w. einfach nur noch schlecht, wenn ich an die Produktionsbedingungen der Lebensmittel und die Behandlung der Arbeitnehmer dachte.

Die Verantwortung, die uns -von wem auch immer- auferlegt wurde, liegt schwer auf der Menschheit. Und die Menschen, die Verantwortung übernehmen und versuchen sich vorbildlich zu verhalten, werden oft solange schikaniert, bis sie anfangen, an sich selber und ihrem Weltbild zu zweifeln und schließlich aufgeben. Ich habe schon viele, insbesondere ältere, intelligente Männer gesehen, die unheimlich zynisch und ironisch geworden sind. Früher sind sie noch auf die Straße gegangen, heute sitzen sie nur noch passiv rum und nörgeln über alles Mögliche.

Ich hoffe, dass ich nicht auch so werde. Mir fällt es auch sehr schwer, die Welt wie sie ist zu akzeptieren, damit meine ich nicht, dass ich sie gut finde. Bloß wenn wir, die Welt nicht so sehen wie sie ist, dann können wir sie auch nicht verändern.

Oft merke ich auch, dass man Kompromisse machen muss und der Idealismus teilweise auf der Strecke bleibt. Prioritäten zu setzen ist hier das Schlüsselwort. Ich denke, dass aus der Überzeugung heraus, das Biolebensmittel generell gesünder sind als konventionelle Ware, viel mehr Menschen Bioprodukte kaufen würden. Aber weshalb tun sie dies nicht?Sie wollen eben lieber einmal im Jahr einen Last-Minute Urlaub buchen- sie haben damit ihre Priorität auf die billige Fernreise gesetzt. Anstatt Bioprodukte zu kaufen und vielleicht auf einem Bauernhof in Deutschland ihren Urlaub zu verbringen.

Prioritäten setzen heißt eben immer auf etwas zu verzichten, was man eigentlich haben möchte. Deshalb wird Umweltschutz oft mit Abstinenz, Verzichten, Spaßverlust gleichgesetzt, was natürlich vollkommener Unsinn ist, da Prioritäten setzten zum ganz normalen Alltag dazugehört.

Außerdem kann es unheimlich viel Spaß machen, selber mit frischem Gemüse zu kochen, Tiere zu beobachten, sich draußen in der Natur aufzuhalten, mit engagierten Menschen Aktionen vorzubereiten....

Umweltschutz ist vielmehr ein Zugewinn an Lebensqualität, weil man sich Zeit nimmt- Zeit für sich selbst und für das, was wirklich wichtig ist.

Außerdem geht es mir doch viel besser, wenn ich weiß, dass meinetwegen kein Tier leiden muss und ich dazu beitrage die Welt ein kleines bisschen besser zu machen.

Das Argument, »ich habe keine Zeit!«, welches man oft zu hören bekommt, ist also sehr in Frage zu stellen. Sind die Menschen, die von einem Termin zum nächsten hetzen glücklich, ich glaube, kaum!

Man bildet sich stattdessen ein, dass man mit der Befriedigung durch Konsumgütern, einem »Wellness-Wochenende«, Partys und Drogen (und sei es bloß Kaffee, Alkohol der Zigaretten) gut lebt! Die Sachen, die einem nicht gefallen werden meistens ausgeblendet.

Klar, ich kann mir auch nicht täglich das ganze Leid der Welt reinziehen, aber so viele Menschen haben einfach keine Ahnung, wodurch die Welt eigentlich bestimmt wird und welche Zusammenhänge es zwischen verschiedenen Ereignissen gibt.

Ich weiß nicht, ob es ausreichend ist, die Menschen zu informieren, dass haben ja schließlich viele versucht, aber die Menschheit befindet sich größtenteils in einem Trancezustand.

Was man dagegen tun kann, weiß ich nicht, aber vielleicht hilft uns eine der Ursachen weiter:
 
 

Ich möchte dazu ein Beispiel aus einem Greenpeace Magazin erzählen3.

Jahrelang mussten die Stader Einwohner die potenzielle Bedrohung durch ein Kernkraftwerk in ihrem Ort ertragen, welches 2004 abgeschaltet werden soll.

Wir Umweltschützer wissen, dass Atomreaktoren eine Bedrohung für Mensch und Umwelt darstellt, s. z.B. Tschernobyl.

Kernkraftwerke sind zwar meistens sehr sicher, aber die Atomenergie dürfte prinzipiell nicht weiter gefördert werden, bis ein absolut sicheres Endlager gefunden ist- was vermutlich nicht passieren wird.

Außerdem fallen in den Wiederaufarbeitungsanlagen im englischen Sellafield und im französischen La Hague Unmengen radioaktiver Abwässer an, die einfach in die See geleitet werden. Untersuchungen haben gezeigt, dass Kinder die dort baden und leben, Anreicherungen von Plutonium in ihren Zähnen und Knochen haben.

Greenpeace wollte als einen Beweis tote Tauben aus Sellafield nach Deutschland bringen- was ihnen aber untersagt wurde- da die Tiere aufgrund der hohen Strahlenbelastung hier als Sondermüll gelten.

Und in Europa wird noch viel auf Umweltschutz und die Gesundheit der Menschen Rücksicht genommen, in anderen Erdkreisen sieht das ganz anders aus...
 
 

Na ja, jedenfalls sind die Stader nun sehr traurig über die Stilllegung des Kernkraftwerks. Sie sehen nicht die Risiken bzw. haben sie viele Jahre verdrängt. Schließlich bot das Werk Arbeitskräfte und lockte durch billigen Strom andere Industriezweige an.

Klar häuften sich in der Gegend die Fälle von Krebserkrankungen, aber keiner führte dies offiziell auf das Kernkraftwerk zurück

Was sollten die Bewohner auch tun? Wegziehen aus der Heimat, vielleicht ein selbst gebautes Haus verlassen und Freunde uns Verwandte zurücklassen? Außerdem sieht man die Strahlung doch auch gar nicht und vermutlich ist sie auch sehr gering dosiert...

Man sucht Ausreden, bleibt und verdrängt die Gefahr. Und wenn dann ein dahergelaufener Umweltschützer ankommt und gegen Atomkraft protestiert, wird er nur mit einem Kopfschütteln bedacht. Sie wollen nicht daran erinnert werden und reden die Gefahren herunter.
 
 

Dies geschah auch beim Waldsterben in den 70ger- 80ger Jahren in Deutschland.

Wissenschaftler und Umweltschützer prophezeiten ein Massensterben des deutschen Waldes, was so nicht eintrat.

Sie wurden im Nachhinein beschimpft und man glaubte ihnen nicht mehr.
 
 

Hätte man also nicht warnen sollen?

Ich finde schon, da durch die Informationen, Veröffentlichungen von Untersuchungsergebnissen, Szenarien u.s.w. ein Teil der Bevölkerung wachgerüttelt wurde (ein Vorteil für uns, war dabei natürlich, dass es alle Deutschen etwas an ging, wir waren persönlich betroffen. Es ging nicht wie sonst um Hungersnöte in Afrika o.ä.).

Mit sachlichen Informationen allein erreicht man aber niemanden- man muss emotional werden, man muss es zwar nicht wie z.B. die Bild-Zeitung übertreiben, um nicht unseriös zu wirken, aber ohne geht es nicht.

Als bis zur Regierung durchgesickert war, dass man nicht tatenlos zu sehen konnte und sich die Bürgerproteste mehrten, wurde z.B. ein Gesetz eingeführt, welches Kohlekraftwerken fortan einen Filter vorschrieb, der Schwefeldioxidemissionen verhinderte.

Und sieh da, der Wald erholte sich zusehends.

Hätte man keine »Panik« verbreitet, wäre dieser Erfolg sicher nicht gelungen.

Leider muss man aber sagen, dass der deutsche Wald immer noch stirbt, aber langsamer und weniger spektakulär- also interessiert sich auch Niemand mehr dafür!
 
 

1. »Bowling for Columbine« von M. Moore, 2003 (guter Film, der vor allem die Ignoranz der amerikanischen Bevölkerung darstellt und die verschiedenen Ursachen für ihre Ängste beleuchtet)

2. »1984« von G. Orwell (1949), Ullstein Verlag, 1995 

3. Greenpeace Magazin Sept.-Okt. 2003 

Monika Schwartz
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