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Ebene 3 - Thema ausführlich: »Wer weiß, was morgen sein wird?, -Teil 1-« |
Im Kapitel »Die alltägliche Fassbarkeit«
[Kap. 1.2] haben wir angekündigt, dass wir
unsere Einschätzung,
die Zukunft der Welt sei trotz der Vorteile
unseres modernen Lebens durch viele ungelöste Probleme ernstlich bedroht,
noch belegen müssen. Nun ist der richtige Moment gekommen, um dieses
empfindliche Thema aufzugreifen.
Einschätzungen über kommende Entwicklungen abzugeben erfordert
sehr viel Einfühlungsvermögen und Vorsicht, denn wie wir es auch
drehen und wenden - der Blick in die Zukunft bleibt immer nur eine
Vorhersage.
Jeder
Mensch weiß, wie unzuverlässig beispielsweise die Wettervorhersage
ist. Für einige Stunden im Voraus geht die Verlässlichkeit gegen
100 %, aber wenn der Zeitraum weiter in die Zukunft reicht, sinkt die Trefferquote
rasant nach unten.
Ich habe ein Treffen mit den Cronenberger Rangern darauf verwendet,
das Thema »Vorhersagen« zu durchleuchten. Als Diskussionsgrundlage
kam uns ein Brief zugute, den der Leiter eines Natur-Ranger-Teams einige
Wochen vorher auf ein Rundschreiben von mir verfasst hatte.
Wir begannen das Thema mit der Suche nach allen möglichen Vorhersagen, die wir auf Ihre Gemeinsamkeiten und Abweichungen überprüften. Schnell wurde klar, dass es Vorhersagen jeder Güte für verschieden lange Zeiträume gibt. Bald kamen wir zur Wahrscheinlichkeit von Vorhersagen und formulierten schließlich die folgende Annahme: Wenn man möglichst viel über vergangene Abläufe gelernt hat, Gesetzmäßigkeiten und Zusammenhänge kennt, kann man - wie wir annahmen - Vorhersagen über künftige Ereignisse mit einer ausreichend hohen Wahrscheinlichkeit treffen. Je länger der Zeitraum und je umfangreicher das vorhergesagte Geschehen ist, und je geringer Wissen und Erfahrung sind, desto unsicherer wird die Einschätzung. Zwangsläufig müssen die Wissens-Lücken von gefühlsmäßigen Einschätzungen und reiner Überzeugung geschlossen werden... Genau diese Annahme war einer der »Angriffspunkte« aus dem genannten Brief. Wir zitieren: »... Was bedeutet denn eine Prognose? Nachdem man Daten über ein System gesammelt hat, ... schätzt man die weitere Entwicklung ab. ... Das ist eine Sache des Gefühls. Damit legt jede Untergangs-Prognose im Grunde nur Zeugnis ab, bei einer Entwicklung kein gutes Gefühl zu haben. ... Man fühlt sich machtlos. Ohnmacht aber erzeugt Angst. Wie geht man nun mit dieser Angst um... ?« Die Ranger waren der Ansicht, dass Gefühle immer eine Rolle spielen,
selbst bei den nüchternsten Wissenschaftlern; dafür sind auch
sie nur Menschen [3]. Natürlich
ist Angst nicht gerade ein Gefühl, das einen »kühlen Kopf«
fördert. Der eine versucht sie zu verdrängen, indem er die Gründe
für die Angst herunterspielt oder verfälscht, bis sie in seine
»heile Welt« passen und belügt sich damit selbst. Der
andere untersucht die Gründe seiner Angst, um besser damit umgehen
zu können.
Nach einiger Zeit des Diskutierens hegten wir die Vermutung, dass der
Verfasser des Briefes mit seiner Beweisführung unbewusst versucht,
den »Angriff« auf seine heile Welt abzuwehren. Ließ sich
diese Vermutung rechtfertigen? Wir untersuchten den Text weiter.
»... Der Mensch hat samt Natur seit mehreren tausend Jahren
überlebt, und zwar trotz Kriegen, Seuchen und Hungersnöten, ...
Auch Naturzerstörung im heutigen Sinn plagt uns inzwischen seit mehreren
Jahrhunderten, ... sind es nicht die Römer gewesen, die die deutschen
Lande in großem Stil entwaldet haben... ? Von Untergang besteht dennoch
keine Spur...«
... Bisher nicht, da hat er recht. Dennoch kann man diese Schlussfolgerungen
bereits entkräften, ohne umfangreiches Wissen über Umweltzusammenhänge
zu haben, wie wir weiter unten zeigen werden. Vorab fiel uns jedoch einmal
mehr auf, wie unterschiedlich manche Ausdrücke aufgefasst werden.
So zum Beispiel bei dem Wort »Weltuntergang«.
Zitate 3 = [GOLDSMITH
/ Lit. 1, Seite 105] ... Die moderne Wissenschaft hat die Gefühle
verbannt. Das ist eine unweigerliche Konsequenz aus der Verfügung,
daß wissenschaftliches Wissen objektiv sein muß - eine eitle
Verfügung, da der Mensch seinem ganzen Wesen nach nicht in der Lage
ist, über objektives Wissen zu verfügen, genausowenig wie er
in der Lage ist, seine Gefühle tatsächlich zu unterdrücken.
... / ... Unsere führenden Wissenschaftsphilosophen und unsere nachdenklichsten
Wissenschaftler erkennen genau, daß auch die Wissenschaft ein Glaube
ist...
4 = [GOLDSMITH
/ Lit. 1, Seite 67] ... »Unsere Lebenserwartung steigt nicht mit
der Anzahl der Tage, die wir überlebt haben. Im Gegenteil, es ist
viel unwahrscheinlicher, daß die Erfahrung, die nächsten 24
Stunden zu leben, wiederkehrt, nachdem sie 30000 aufeinanderfolgende Male
wiedergekehrt ist, als wenn sie nur 1000 mal wiedergekehrt ist. Versuche,
ein Pferd darauf zu trainieren, ohne Nahrung auszukommen, werden genau
nach der längsten Erfolgsserie scheitern; und die Sicherheit, ein
Auditorium mit seinem bevorzugten Witz zu amüsieren, nimmt nicht unbegrenzt
mit der Anzahl seiner erfolgreichen Wiederholungen zu.« ...
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