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Ebene 3 - Thema ausführlich: »Die alltägliche Fassbarkeit, Teil 1« |
Bevor wir uns den verschiedenen Weltanschauungen und
unserem eigenen Weg widmen, wollen wir in einer kurzen Bestandsaufnahme
schildern, wodurch die alltägliche Fassbarkeit* des
Menschen heute vor allem gekennzeichnet ist. Beachten Sie bitte den Unterschied,
den wir den Ausdrücken »Fassbarkeit« und »Wirklichkeit«**
gegeben haben.
Denken Sie doch einmal über Ihre persönliche Situation nach.
Mit dieser Überlegung haben auch wir angefangen. Wie stellt sich unsere
Welt heute dar? Welche positiven und negativen Aspekte kann man ihr zuschreiben?
Für die Menschen der westlichen Welt kamen wir nach eingehenden Überlegungen zu folgenden Aussagen: Niemals zuvor in der Geschichte wurden so viele Menschen so alt wie
heute. Niemals zuvor gab es so großen materiellen Wohlstand. Niemals
durften wir so frei unsere Meinung äußern.
Doch sobald wir den Blick auf die sogenannte Dritte Welt richteten - wo die weitaus größte Anzahl der Menschen auf dieser Erde lebt - stimmten die meisten dieser Aussagen nicht mehr. Oftmals gilt hier wohl eher das Gegenteil. Unsere Überlegungen bestätigten eindeutig, dass Wohlstand und Reichtum auf der Welt nicht gleichmäßig verteilt sind [10]: Das Leben kann in den Ländern, die mit anhaltenden Hungersnöten
zu kämpfen haben, ein unerträgliches Leid sein. Milliarden Menschen
besitzen so wenige Güter, dass es kaum zum Überleben reicht.
Vor allem »dank« der Medizin und der Hygiene drängen sich
rund sechs Milliarden Menschen auf der Erde. Neue Krankheiten wie Aids
oder Hepatitis C breiten sich in nie gekannter Geschwindigkeit über
den Erdball aus [11].
Diese Darstellung der »dunklen Seite der Welt« machte uns einmal mehr bewusst, dass wir großes Glück gehabt haben, hier und heute geboren zu sein. Doch ist dieses Glück ungetrübt? Wohl kaum, denn die Ranger kamen unmittelbar durch die Sicht auf die Dritte Welt zu den Missständen, die unserer eigenen Gesellschaft eigentümlich sind und die teilweise recht wider sinnig anmuten [12]. Ist es menschenwürdig, einen Krebspatienten unter starken Betäubungsmitteln
und mit Hilfe technischer Apparaturen möglichst lange am Leben zu
halten? Ist es unser Reichtum wert, zwischen rauchenden Schloten und grauen
Betonklötzen aufzuwachsen? Oder gilt das nur für einen unbedeutenden
Teil der Bevölkerung?
Ohne Zweifel geht das allgemeine Wissen von natürlichen Zusammenhängen
und um Erfahrungen mit der Natur
zugunsten anderer Kenntnisse immer mehr zurück. Es soll Kinder geben,
die glauben, die Milch käme aus der Fabrik. Als langjährige Naturschützer
glauben wir, dem Verhalten der meisten Menschen entnehmen zu können,
dass sich kaum noch jemand der totalen Abhängigkeit unseres Lebens
von der Natur bewusst ist [13].
Unser Eindruck ist, dass die großartigen Errungenschaften aus Wissenschaft und Technik uns eine Unabhängigkeit vortäuschen, die uns glauben macht, wir hätten alles fest im Griff. *) = Der erlebte Ausschnitt der Welt und die Gesamtheit der inneren Zustände. Schmerz z.B. ist somit fassbar für einen Menschen, aber nicht wirklich. **) = Die nicht direkt erlebbare Grundlage der Erscheinungen außerhalb eines geistigen Erlebens. Demnach sind alle Dinge und Vorgänge des Universums real, nicht jedoch geistige Zustände. Zitate 9 = [POPPER / Lit. 1, Seite 74 - 75] ... Es ist geradezu eine Binsenweisheit, daß wir im Westen in einer besseren und gerechteren Welt leben, als es je vorher eine gegeben hat. ... Trotz der Größe und Kompliziertheit unserer Gesellschaft behaupte ich: In keiner Zeit hat man sich so darum bemüht, die Gesetze humaner und gerechter zu machen, wie in der unseren. ... 10 = [ABOSCH / Lit. 1, Seite 128] ... Wohlstand genießt nur ein relativ kleiner Teil der Menschheit in Nordamerika, Westeuropa und Japan, ein Zehntel der Gesamtheit. Er wurde egoistisch und rücksichtslos erworben. Von den positiven Resultaten verspürte die Mehrzahl nichts, oder sie erlebte allein die Nachfolgelasten der industriellen Entwicklung in anderen Regionen. ... 11 = [Zitat Volker Stollorz, aus WOCHE-5 / Seite 22] ... die Erreger tauschten untereinander Gene gegen einzelne Wirkstoffe aus und bauten dadurch in ihrem Erbgut einen immer festeren Panzer gegen alle Waffen der modernen Medizin. Möglich wird das durch eine Art Erbgut-Austausch: ... Über den internationalen Flugverkehr finden diese so aufgerüsteten Arten rasch weltweite Verbreitung. ... (Ein weiteres Beispiel ist die Pest, die) heute ... normalerweise gut beherrschbar mit Antibiotika (ist) - bis 1997 der erste gegen fünf Mittel resistente Bakterienstamm auftauchte. ... 12 = [LORENZ / Lit. 1, Seite 115] ... Kein vernünftiger Mensch kann bezweifeln, daß unsere westliche Zivilisation ein System ist, das aus dem Gleichgewicht geraten ist. ... 13
= [Zitat Doug Boyd - am. Psychologe, aus BOYD
/ Seite 79] ... Das innere Wesen des Menschen ist identisch mit dem Wesen
des Universums, und so lernt der Mensch von der Natur selbst seine eigene
Natur kennen. Der technologische, materialistische Weg der heutigen westlichen
Gesellschaft ist die unnatürliche Lebensweise, die der Mensch jemals
zuvor in der Geschichte geführt hat. Die Menschen von dieser Gesellschaft
haben sich am meisten von den Bäumen, Vögeln, Insekten, ja von
allen Tieren und Pflanzen und selbst vom Wetter entfremdet. Sie sind auch
deshalb von ihrem eigenen Ich so weit entfernt. ...
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