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Ebene 3 - Thema ausführlich: »Wieso wir?«
Es ist sicherlich recht ungewöhnlich, wenn sich junge Naturschützer mit solch »absoluten« Fragen beschäftigen. Übernehmen wir uns nicht, diese Fragen auch noch in Buchform der Allgemeinheit zu stellen? Sollten unser Interessen nicht eher beim aktiven Naturschutz in Wald und Feld liegen?
    Und noch dazu bieten wir Antworten an, erheben gar den Anspruch, Ihnen einen »mittleren Weg« weisen zu können? 
Wir waren so selbstbewusst, den Versuch ernsthaft und mit viel Geduld zu wagen, wir haben uns sehr gut gegenseitig ergänzt und unsere Gedanken strengen Prüfungen durch verschiedene Fachlektoren unterzogen.
    Doch dieses »selbstbewusst« darf nicht wie »selbst-gefällig« klingen. Denn wir sind der Meinung, dass auch Sie in gleichem Maße imstande sind, sich das zuzutrauen, was wir uns zugetraut haben! Gehören Sie zu den Menschen, die alle Ihre Fähigkeiten kennen?
    Von Albert SCHWEITZER, der in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts ein Vorbild für die Neuorientierung der westlichen Gesellschaft war, stammt das folgende Zitat [aus AUGUSTINY / C, 47 - 48, 197]:

»... Der Mensch ... ist immer reich angelegt. Menschen, die nur Buchhalter, nur Postsekretäre, nur Schlosser sind, werden nicht geboren; das Leben erst macht sie dazu. Das Kind, wenn es zu sich selbst erwacht, glaubt an das Gute und Wahre und möchte selbst gut und wahrhaftig werden. ... Die meisten haben es nur vergessen. ... Der Mensch muß aufgerufen werden, Ideen wirksam werden zu lassen und nach Ideen die äußere Wirklichkeit zu gestalten. ...«

Gefällt Ihnen dieses Zitat? Oder sind Sie eher ein Freund fernöstlicher Weisheiten? Auch dort fanden wir eine ähnliche Auffassung. Im ursprünglichen Buddhismus hatten die eigenen Ideen eines Menschen die vorrangigste Bedeutung im Streben nach Wahrheit und Erkenntnis. Lama Anagarika GOVINDA hat es folgendermaßen ausgedrückt [GOVINDA / F, 57]:

»... Den einzigen Glauben, den er (BUDDHA) von seinen Schülern erwartete, war der Glaube an ihre eigenen inneren Kräfte. Was er in ihnen förderte, war daher nicht die Betonung eines kalten, einseitigen Rationalismus, sondern das harmonische Zusammenwirken aller Kräfte der menschlichen Psyche,...«

Auch der Blick in den fernen Westen - zu den indianischen Völkern - sollte uns allen Mut geben, die Wahrheit nicht nur im Glauben an Bücher, Lehrer oder Prediger zu suchen, sondern im Vertrauen auf uns selbst. Die Cree-Shamanin* Agnes WHISTLING ELK wird in [ANDREWS / N, 133] wie folgt zitiert:

»... Liebe ist ein guter Führer. Wissen ist ein guter Führer. Anteilnahme ist ein guter Führer. Selbsterfahrung ist ein guter Führer. Ich brauche nicht zu glauben, um Trauer zu kennen - ich weiß, wann ich traurig bin. Ich brauche nicht zu glauben, um Liebe zu kennen - ich weiß, wann ich liebe. Ich brauche nicht glauben, um Freude zu haben - ich weiß, wann ich froh bin. ... Glaube also nicht, daß du nur ein Mensch bist. Erkenne dich...«

Schöne Worte mit tiefem Sinn, die das Vertrauen in uns selbst stärkten.

Wir haben zu allen Themen dieses Buches Treffen veranstaltet - oft in Wald und Flur - und dort im freien Spiel der Gedanken diskutiert, gestritten und gelacht. Bei einem der ersten Treffen haben die Ranger unseren hohen Anspruch durchaus gehaltvoll begründet:

»Wir können als Jugendliche unvoreingenommen und ohne einen fanatischen Glauben an die Aufgabe herangehen. - Kein anderer Hintergrund als reine Überzeugung an der Sache hat uns motiviert, denn weder das große Geld noch Berühmtheit im ganzen Land können wir erwarten. - Wir haben seit langem ein großes Interesse am Natur- und Umweltschutz und bereits einiges darüber gelernt. - Lasst uns nun nach Gründen für das menschliche Fehlverhalten suchen. - Wir möchten einen Weg finden, wie man die Welt verbessern könnte! - Jeder darf philosophieren, jeder darf ein Buch schreiben!«

Ganz schön selbstbewusst, diese Ranger! Vor allem in Bezug auf die Vor teile ihrer Jugend. Doch ich musste gar nicht lange suchen, bis ich auch dazu ein passendes Zitat fand. Aus dem äußerst lesenswerten Buch »Kinder sind Philosophen« stammt dies [FREESE / P, 22]:

»... Philosophische Probleme sind zu wichtig und zu interessant, um sie den Philosophen allein zu überlassen; sie gehen uns alle an. Wir haben keine Veranlassung, uns von der Fachphilosophie einschüchtern, abschrecken und damit entmündigen zu lassen. Noch immer gilt der ermutigende Zuruf des Horaz »Sapere aude« - »Wage weise zu sein«. Wagen wir es mit unseren Kindern. ...«

Wir hoffen, Sie sind gespannt auf unsere »jugendlichen« Gedankengänge.

Begonnen hatten wir diesen Abschnitt mit einem Zitat von Albert SCHWEITZER. Auch zum Abschluss wollen wir uns seiner bedienen, denn auch er setzte auf die Jugend als Schlüssel für die Zukunft der Menschheit. Auf wen sollten wir auch sonst setzen? [aus AUGUSTINY / C, 238]

»... Wir müssen den Menschen mehr Kraft geben. ... Es ist unsere Aufgabe, ihnen einen Schimmer des Lichtes zu schenken, dass wir Zukunft nennen. Ich glaube an die Jugend. Ihre starken ... Kräfte werden eine Veränderung herbeiführen. ...«
 
 

*) = Zauberpriester der Natur-Religionen
 

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