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Ebene 3 - Thema ausführlich: »Die Regierung der Welt«
... Um die Stellung eines politischen Führers antreten zu können, muß man zugleich spiritueller Führer sein, und um spiritueller Führer werden zu können, muß man außerordentlich freigiebig mit materiellen Gütern verfahren. ...[SOTSISOWAH / Lit. 1, Seite 40]

Wenn Sie sich die Karte einmal anschauen, werden Sie feststellen, dass sie kaum einen der Ihnen bekannten Staaten wiederfinden. Dennoch existieren sie noch in den gleichen Grenzen wie zu Beginn des 21. Jahrhunderts und ihre Aufteilung in Bundesländer, Kommunen, Städte u.s.w. ist auch im Wesentlichen unverändert geblieben. Dennoch ist die Welt heute vollkommen anders organisiert! Ganz oben steht als höchstes Organ die Weltregierung, das »Basic World Government« (BWG), dessen Befugnisse sich auf alle Fragen erstrecken, die globalen Charakter haben. Geht es um Länder-Finanzausgleiche, um Rohstoff-Förderung und Verteilung, um den Schutz von Zugvögeln oder der Meere, so ist das BWG zuständig. Seine hauptsächliche Aufgabe wird mit dem Satz »nachhaltige globale Ressourcen-, Mittel- und Mitweltplanung« zusammengefasst. Das musste ich schon in der ersten Grundschulklasse lernen.
    Darunter stehen drei verschiedene Verwaltungsgattungen: Die großen »Uniteds« (Staatenverbünde), die schwarz unterlegten »Economy Zones« und die grau gefärbten »Nature States«. Die beiden letzten Gattungen sind direkt dem BWG unterstellt und genießen besondere Rechte. 
    In den Economy Zones - vorwiegend heißen Wüstengegenden - wird Sonnen-Energie gewonnen, die als gemeinsames Eigentum der ganzen Menschheit betrachtet wird. Innerhalb dieser Gebiete gibt es nur eine jeweilige Verwaltung und BWG-eigene Energiebetriebe, die dort ihre Aufgaben erfüllen. 

Die Nature States dagegen sind »ausschließliches Eigentum der Erde ohne menschliche Zugriffsrechte«. Sie sind weitgehend aus den ökologischen Schlüsselregionen der Erde hervorgegangen, die der WWF seit 1999 in der Studie »Global 2000« ausgewiesen hatte. Ihr Fläche macht rund 25 % der Landoberfläche der Erde aus und dient der ungestörten Erhaltung und Erneuerung der Natur. Vor zwei Jahren hatte ich das Glück, eine der heißbegehrten Zugangsvisa zu einem Nature-State zu erhalten. Ich durfte für ein Forschungsvorhaben die Yanomami-Indios am Rio Negro besuchen, dem heutigen Amazonia. In jedem Nature State leben einige wenige Angehörige traditioneller Stammesvölker, die es vorgezogen und verstanden haben, wie ihre Vorfahren zu leben. Nur solchen Menschen ist es gestattet, in den Nature States zu leben. Die Yanomami beispielsweise haben nur noch drei Kontaktstellen zur Außenwelt. Das sind die regelmäßigen Besuche fliegender Ärzte, die Entsendung von Hütern traditionellen Wissens als Lehrer in andere Staaten und der Kontakt zu Forschern, wie wir es bei unserem Besuch waren.
    Der Großteil der Menschheit lebt in den 15 Staatsverbünden, die nach ähnlichen Kulturen und Lebensbedingungen geschaffen wurden. Deutschland ist heute ein Bundesstaat der »United States of Europe« (USE) und Wuppertal ist wie früher eine kommunal verwaltete Stadt des Bezirkes Nordrhein-Westfalen. 
    Die gepunkteten Flächen sind übrigens die sogenannten »Neutral States«, die bisher aus unterschiedlichen Gründen - vor allem wegen kriegerischen oder terroristischen Verhaltens - nicht in einen Staatenbund aufgenommen wurden. 
    Die Macht- und Mittelverteilung der einzelnen Regierungsebenen von der Kommune und den Städten über die Bundesländer und Bundesstaaten bis hin zur BWG hat sich vollkommen verändert. Sie werden staunen! 
    Die Grundlage für Macht und Mittel ist seit dem »Survival of the Earth Act« aus dem Jahre 2053 (SEA-Abkommen) der sogenannte »Problem-Bedarf«. Das heißt, sofern ein Problem - eine gesellschaftliche Aufgabe - zum Beispiel die Ebene eines Bundesstaates betrifft, so sollte es in der Regel sowohl finanziell als auch zuständigkeitshalber von dieser bundesstaatlichen Regierung gelöst werden. Angenommen, ein Problem beträfe Deutschland und Dänemark, so wäre automatisch der Rat der USE zuständig. Diese Zuständigkeitsregelung gilt auf allen Ebenen von den Kommunen bis zum BWG.

Auch die Gesetzeswerke der Erde sind - wie kann es anders sein - komplett umgekrempelt worden. Jede Ebene kann zwar ihre eigenen Gesetze erlassen, muss aber alle Gesetze der über ihr stehenden Regierungsebenen vollständig anerkennen. Ich hatte ja bereits erwähnt, dass die Gesetze nach der »Human Apocalypse« einer »Diktatur der Vernunft« entstammen. Daraus ist dann im Laufe der Jahre eine moderne »Demokratur der Vernunft« entstanden, da eine echte Demokratie in Massengesellschaften nicht wirk lich funktioniert. Ich muss gleich vorwegschicken, dass nur ein Teil der Menschheit an der Lenkung der Welt beteiligt ist. Dennoch wird dieses System überall vollkommen anerkannt. Wie ist das möglich? Um das zu verstehen, muss ich einen kleinen Abstecher in unser globales Wahlsystem machen. ...

Bereits ab der ersten Grundschulklasse wird den Kindern Politik gelehrt. Sie sollen zu mündigen Wählern erzogen werden, ein gesellschaftliches Verantwortungsgefühl entwickeln und letzten Endes die sogenannte »Wahlreife« erlangen. Als ich zwölf wurde, konnte ich erstmals meine Eignung zur Mündigkeit unter Beweis stellen. Da mich Politik interessierte, nahm ich an einer Prüfung teil, die ich mit »geeignet« bestand. Daraufhin bekam ich meine erste Wahlcard, die mir gestattete, ab sofort über das Wahlprogramm im Internet aktiv an Wahlen der ersten drei Regierungsebenen teilzunehmen. Fast jede Woche gab es ein neues Thema, über das diskutiert oder abgestimmt werden konnte. Ich erinnere mich noch an den Vorschlag zur Teilnahme des Wuppertaler Zoos an einem Feldhasen-Zuchtprogramm oder an die Frage, wo in Deutschland die Olympischen Spiele 2076 stattfinden sollten. Da ich auch auf der Ebene der USE mitbestimmen wollte, belegte ich zusätzliche Kurse in der Schule, die mir auch diese Eignung einbrachte. Die Wahlreife wird übrigens von den Politiklehrern vorgeschlagen und dann von einem zehnköpfigen demokratischen Elternrat beschlossen oder abgelehnt. Wer abgelehnt wird, hat allerdings eine unbegrenzte Zahl von neuen Versuchen, die Wahlreife zu erlangen. Auch heute gilt dieses Verfahren noch. Auch nach dem Schulabschluss können alle Menschen, die sich aktiv an der Regierung der Welt beteiligen möchten, Politik-Kurse besuchen und alle drei Jahre ihre Wahlreife erneut unter Beweis stellen. Gerade letzte Woche hatte ich meine letzte Kursveranstaltung vor der nächsten Prüfung, bei der uns Vertreter der europäischen Parteien besucht haben, um ihre Standpunkte zu erörtern. 
    Sie sehen, auf diese Weise kann jeder Mensch ab 12 Jahren grundsätzlich aktiv und bezogen auf absolut alle Fragen an der Regierung teilnehmen - wenn er die Wahlreife hat. Auf diese Weise sind heute weltweit ca. 23 % der Menschheit aktive Wähler und die anderen haben jederzeit die Chance, ebenfalls teilzunehmen!
    Vielleicht interessiert sie jetzt noch die Frage, welche Leute denn in den Räten und Ministerien sitzen? Im Prinzip funktioniert das noch wie zu Ihrer Zeit, nur mit zwei wesentlichen Unterschieden: 
    Jeder Minister muss ein einjähriges Führungs-Studium mit den Fächern »Werte und Gesellschaft«, »Traditiologie« und »Ökosoziologie« erfolgreich abgeschlossen haben und zudem mindestens einen Doktortitel in seinem Fachgebiet haben. Heute sitzen übrigens fast 42 % Frauen mit in den Regierungen, was der Forderung nach absoluter Gleichberechtigung immer näher kommt.
    Das unsere Gesetzeswerke sehr viele Paragraphen zum Schutz der Natur, zu den Rechten der Tiere, zur Toleranz gegenüber anderen Kulturen und Lebensmodelle haben, versteht sich nach der Vorgeschichte sicherlich von selbst!
    Etwas befremdlicher ist für Sie wahrscheinlich unser staatliches Finanzsystem aus Steuern und Bonuspunkten. Ich werde es Ihnen im nächsten Abschnitt näher erklären. In Bezug auf die staatliche Verwendung der Steuern gilt wieder das Gattungssystem von der Kommune bis hin zum BWG. Jegliche Abgabe geht zuerst zu 100 % an die Kommunalregierung. Von dort wird ein bestimmter Anteil nach einem jährlich neu zu bemessenen Schlüssel an die übergeordneten Regierungen bis hin zum BWG weitergeleitet. Die Wahlberechtigten haben dabei die Möglichkeit, über einen Teil der Steuern für jeden Verwendungsbereich selbst zu entscheiden. Ansonsten wird die Steuerverwendung und die reine Verwaltung der Welt eigenverantwortlich von den Regierungen durchgeführt.
 

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