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Ebene 3 - Thema ausführlich: »Fakten zum Artensterben« |
3. Behauptung:
Das heute stattfindende Artensterben - das 40 bis 400 mal schneller ist als der normale Artenwechsel - ist schon zu weit fortgeschritten, um dramatische Folgen noch zu verhindern! Erläuterungen zu unserer Annahme:
Antwort der Wissenschaftler:
Weitere Ermittlungen aus der Literatur:
Wenn man sich einmal ein Bild von der weltweiten Vernetzung der Lebewesen
untereinander macht, dann wird deutlich, dass auch dieses Problem nicht
örtlich zu bekämpfen ist. (Zitat [45]
liefert dazu ein anschauliches Beispiel.) Doch nicht nur die Vernichtung
von Lebensräumen hat Auswirkungen auf das ökologische Gleichgewicht
in einem Lebensraum. So bringen zum Beispiel absichtliche Einbürgerungen
von fremden Arten oftmals mehr Schaden als Nutzen, weil die Zusammenhänge
meist nur unzureichend bekannt sind [46].
Auch dafür gibt es zahlreiche Beispiele.
... Mit seinem Living Planet Index hat der WWF jetzt erstmals eine konkrete Zahl (Anm.: der Naturzerstörung) ermittelt: Demnach verlor die Erde allein zwischen 1970 und 1995 ein knappes Drittel ihres Naturreichtumes. [WWF-Journal-2 / Seite 16] Ungeachtet dessen hat der Verlust von Lebensformen noch eine andere Bedeutung, die mir als langjährigem Wildniswanderer sehr bewusst ist und die ich in meinem Buch »Sjaunja« beschrieben habe [BALDUS-1 / K]. Lesen Sie dazu das folgende Zitat von Edward WILSON [WILSON / Lit. 1, Seite 428]: ... was ich Biophilie genannt habe: Die unbewußte Neigung
des Menschen, die Nähe der übrigen Lebensformen zu suchen. Zur
Biophilie kann man auch die Sehnsucht nach der Wildnis zählen, nach
all den Gebieten ... die noch nicht von menschlichen Aktivitäten beeinträchtigt
sind. In der Wildnis sucht der Mensch neue Lebenskraft und das Urerlebnis
des Wunderbaren, und aus der Wildnis kehrt er in jene Teile der Erde zurück,
die kultiviert und nach seinen Bedürfnissen gestaltet sind. Die Wildnis
erfüllt uns mit Frieden, weil sie uns das Bild völliger Selbstgenügsamkeit
vermittelt; sie übersteigt die menschliche Phantasie. ... Wir sind
uns selbst noch immer ein Rätsel und entfernen uns immer weiter vom
Paradies, wenn wir vergessen, welche Bedeutung die Natur für uns hat.
Viele Anzeichen sprechen dafür, daß der Verlust biologischer
Vielfalt nicht nur unser physisches, sondern auch unser geistiges Wohlbefinden
gefährdet. ...
Zitate 43 = [LEAKEY
/ Lit. 1, Seite 149] ... Es ist subjektiv zwar schwer zu erkennen, aber
wir befinden uns heute mitten im sechsten Massenaussterben. Der Verlust
von 50 Prozent aller Arten rechtfertigt diese Einschätzung. ... diesmal
ist es ... das unvermeidbare Wachstum der menschlichen Bevölkerung,
die den Lebensraum für die übrigen Lebewesen der Erde einschnürt
und vernichtet.
44 = [WILSON
/ Lit. 1, Seite 414] ... Ein trauriges Signum unserer Zeit ist das Schwinden
natürlicher Lebensräume, mit der Folge, daß ein großer
Teil der Pflanzen- und Tierarten - zweifellos über zehn Prozent -
bereits ausgestorben oder zum Aussterben verurteilt ist. (Anm.: Zahl
von 1992) ...
45 = [WILSON
/ Lit. 1, Seite 312] ... - Zwischen 1940 und 1980 nahmen die Populationsdichten
wandernder Singvögel in den drei US-Bundesstaaten New York, New Jersey
und Pennsylvania um fünfzig Prozent ab, und viele Arten starben lokal
aus. Eine Ursache hierfür war offenbar der beschleunigte Holzeinschlag
in Wäldern auf den Westindischen Inseln, in Mexiko sowie in Mittel-
und Südamerika, den Hauptüberwinterungsgebieten der Zugvögel.
...
46 = [GOLDSMITH
/ Lit. 1, Seite 220 - 221] »Wenn Schnecken, Maikäfer, Raupen
und Heuschrecken unsere Ebenen verwüsten, dann deshalb, weil wir die
Vögel, die von ihnen leben, in unseren Gehölzen ausrotten; oder
weil wir die Bäume aus fremden Ländern zu uns bringen... Mit
ihnen haben wir die Eier von den Insekten transportiert, die sich von diesen
Bäumen ernähren, ohne gleichermaßen die Vögel desselben
Klimas zu importieren, die sie vernichten. Jedes Land hat seine eigenen
Vögel, um seine Pflanzen zu erhalten.«
47 = [WILSON
/ Lit. 1, Seite 351] ... Wahrscheinlich besitzen 30.000 Pflanzenarten eßbare
Teile, und insgesamt 7.000 Arten sind die gesamte Geschichte hindurch als
Nahrungsmittel angebaut oder gesammelt worden. Dagegen stammen neunzig
Prozent der Weltproduktion an pflanzlichen Nahrungsmitteln von nur zwanzig
Arten und über fünfzig Prozent sogar von nur drei Arten - Weizen,
Mais und Reis. ... diese paar Arten
(werden) in Monokulturen angebaut,
die für Krankheiten und den Befall von Insekten und Nematoden* anfällig
sind. ...
48= [Zitat James
BraveWolf - Autor der Chihinne-Indianer, aus BRAVEWOLF
/ Nachwort] »Manchmai geschieht es lautlos, wenn etwas ausstirbt.
Unhörbar für das menschliche Ohr. Viele empfinden nicht einmal
den Verlust. Keine Trauer kein Bedauern. Sie bleiben gefühllos. Doch
Bäume und Tiere wissen, was vor sich geht. Die Berge, das Wasser,
die Pflanzen, sie spüren den Verlust. Sie spüren die Erde zittern,
geschüttelt vom Schluchzen über den Verlust, über das Verlorengegangene,
das Unwiederbringliche. ... Die moderne Gesellschaft mag uns als lebenden
Mythos oder Ausgeburt kindlicher Phantasie betrachten. Sie mag uns für
Außenseiter halten, die an längst Ausgelöschtes glauben.
Aber wer so denkt, täuscht sich. Es kommt die Zeit, da die Menschheit
sich entweder auf ihr Indianersein besinnen muß oder ausgelöscht
wird. Es kommt die Zeit, da die Erde, geschunden und mißachtet, in
der Weite des Sternenraums lautlos dahinstirbt und verschwindet. ...
Die Berge, das Wasser, die Tiere, die Blumen, sie alle wissen und werden
nie vergessen wie es einst war und wieder sein sollte. Wir Menschen, wir
müssen uns unserer Wurzeln erinnern. Bevor es zu spät ist.«
*) = Fadenwürmer, wie z.B. Spulwürmer oder Trichinen |