Letztes

Download

Kurztext

Leser-Beiträge

Nächstes

 
Ebene 3 - Thema ausführlich: »Fakten zum Bevölkerungswachstum«
2. Behauptung:
Die Erde wird bei dem momentanen Bevölkerungswachstum schon bald nicht mehr in der Lage sein, die Stabilität des gesamten Systems zu gewährleisten!

Erläuterungen zu unserer Annahme:
Damit ist gemeint, dass die als »Bevölkerungsexplosion« bezeichnete exponentielle* Zunahme der Weltbevölkerung zu einer großflächigen Überbevölkerung der Erde führen wird, so dass durch den zunehmenden Flächenverbrauch, den Raubbau an nachwachsenden Rohstoffen und sämtliche Veränderungen an den natürlichen Systemen die gesamte Erde an den Rand ihres Leistungsvermögens gebracht wird. 
    Die Stabilität - oder Beständigkeit - eines Systems ist durch den Grad seiner Störungsanfälligkeit gekennzeichnet. 
Jedes biologische System - denken wir nur an unseren Körper - ist mehr oder weniger in der Lage, Störungen - oder Krankheiten - bis zu einem gewissen Ausmaß auszugleichen. Wenn diese Stabilitäts-Grenze jedoch überschritten wird, versagt irgendein wesentlicher Teil des Systems als erstes und löst - wenn er nicht ersetzt werden kann - eine unabwendbare Kettenreaktion aus: In der Folge versagen alle Teile nacheinander, da sie auf eine wechselwirkende Funktion angewiesen sind - das System bricht zusammen, der Körper stirbt.
    Auch die Erde kann als biologisches »Super-System« mit einer ihr eigenen Stabilität aufgefasst werden [33]. Wir befürchten, dass der Spielraum der irdischen Stabilität bald an seine Grenzen stößt.

Antwort der Wissenschaftler:
»Entscheidend für die Belastung des Systems Erde ist die Art und Weise, wie der Mensch mit der Erde umgeht und nicht die reine Anzahl der Menschen. 
    Würde aus den Rohstoffen und Energieträgern der größtmögliche Nutzen gezogen - also die derzeitige Verschwendung eingestellt - könnten auch zehn Milliarden Menschen mit einem annehmbaren Lebensstandard auf der Erde leben, ohne die natürlichen Grundlagen zu gefährden.
    Wenn jedoch alle Menschen auf der Erde unseren westlichen Lebensstil pflegen könnten, wäre die Grenze der Belastbarkeit bereits heute mehrfach überschritten.
    Es ist also entscheidend, dass die bevölkerungsreichen Entwicklungsländer nicht die gleichen Fehler machen, die in den Industriestaaten gemacht werden.
    In den letzten zwanzig Jahren wurden erste Anfänge gemacht und die Steigerung des Bevölkerungswachstums hat sich etwas abgeflacht. Wenn der Trend so bleibt, wird die Zahl der Menschen irgendwann nicht mehr wachsen. Wann das sein wird, ist jedoch nicht vorhersehbar. Vor allem aber ist der Naturverbrauch immer noch viel zu hoch und muss dringend gestoppt werden, sonst kann es tatsächlich zu einem Zusammenbruch kommen.«

Weitere Ermittlungen aus der Literatur:
Es bedarf keiner wissenschaftlichen Untersuchungen, um zu erkennen, dass zwischen der Größe der Weltbevölkerung und der Naturzerstörung ein direkter Zusammenhang besteht [34]. Man braucht nur einmal in den dünner besiedelten hohen Norden Europas zu fahren, um zu sehen, wieviel mehr Platz für Natur und wieviel weniger Schadeinwirkungen dort vorhanden sind [35].
    Doch selbst hier sind die Auswirkungen der modernen Lebensweise schon sichtbar! So sind zum Beispiel neunzig Prozent der schwedischen Wälder reine Holzplantagen und demnach nicht mehr als völlig unversehrte, gesunde Naturwälder zu betrachten [Quelle: Schwedischer Umweltatlas »Miljön«]. Nur unversehrte Natur mit vielen verschiedenen Pflanzen- und Tierarten garantiert jedoch die biologische Stabilität auf der Erde.
    Genau an diesem Punkt greift die Überbevölkerung direkt die Umwelt an: In den Entwicklungsländern werden immer mehr verbliebene Naturlandschaften in unglaublichem Tempo gerodet oder verbrannt [36].

Bei allen hoffnungsvollen Vorhersagen über die Zukunft sollte man nicht vergessen, was eine Milliarde Chinesen und etliche Milliarden Menschen in den Entwicklungsländern von der Zukunft erwarten. Ihre Ansprüche könnten die zaghaften Umweltschutzmaßnahmen der Industrieländer im Handumdrehen zunichte machen 

- die Erde ist eben ein vernetztes System!
 

*) =     Die Kurve verläuft nicht geradlinig, sondern immer schneller wachsend
 
 

Zitate

33 = [GOLDSMITH / Lit. 1, Seite 128] ... Insbesondere betont er (James LOVELOCK), daß Gaia ... (Anm.: ,die Erde) in der Lage ist, trotz Veränderung ihre Stabilität ... zu bewahren. Das allein kann erklären, wie das Klima über die letzten paar hundertmillio nen Jahre bemerkenswert stabil geblieben ist, obwohl die Sonnenwärme in dieser Zeit um etwa dreißig Prozent angestiegen ist. ...
zurück zum Text

34 = [WEIZSÄCKER / Lit. 1, Seite 286] ... Zwischen 1970 und 1990 ist die Weltbevölkerung von 3,6 Milliarden auf 5,3 Milliarden angewachsen, die Zahl der Autos hat von 250 auf 560 Millionen zugenommen, der Erdgasverbrauch stieg von 837 auf 1890 Milliarden Kubikmeter und die Kraftwerkskapazitäten von 1,1 auf 2,6 Millionen Megawatt. Was auch immer Geologen über noch unentdeckte Vorräte sagen mögen, der Verbrauch darf nicht mit dieser Geschwindigkeit weiterwachsen. ... eher (ist) die Aufnahmefähigkeit der Erde für Abfälle und Emissionen begrenzt, als es die Rohstoffvorräte sind. ...
zurück zum Text

35 = [WEIZSÄCKER / Lit. 1, Seite 291] ... Keines der auf dem Erdgipfel 1992 diskutierten ... Probleme wäre wirklich schwerwiegend, wenn auf der Welt nur 500 Millionen Menschen mit Nahrung, Kleidung und einem Zuhause versorgt werden müßten. ...
zurück zum Text

36 = [WILSON / Lit. 1, Seite 345] ... Früher versuchte man die Biodiversität* unter einer Art »Käseglocke« zu erhalten nach der Devise: Man erkläre die kostbarsten Naturgebiete zu Parks und Reservaten und schütze sie durch Aufseher. ... Naturschutzgebiete und Aufseher sind zweifellos nötig. Diese Methode hat in den Vereinigten Staaten und Europa bis zu einem gewissen Grad funktioniert (Anm.: Deutschland hat gerade mal 2 % seiner Fläche unter Schutz gestellt, davon sind nur max. 10 % vollkommen intakt. Von der gesamten Landfläche der Erde standen 1992 ganze 4,3% unter Schutz), in den Entwicklungsländern aber ist ihr gewiß nicht der gewünschte Erfolg beschieden. Das liegt daran, daß die ärmsten Völker mit dem höchsten Bevölkerungswachstum in unmittelbarer Nähe der größten Schatzkammern der biologischen Artenvielfalt leben. Ein einzelner peruanischer Bauer, der, um seine Familie zu ernähren, Regenwald rodet ... wird mehr Baumarten fällen, als in ganz Europa heimisch sind. ...
zurück zum Text
 

*) =     die biologische Artrenvielfalt
 

Seitenanfang