8. Behauptung:
Die zunehmende Verseuchung der Umwelt mit Schadstoffen wird eines
Tages dazu führen, dass keine gesunde Ernährung mehr möglich
ist!
Erläuterungen zu unserer Annahme:
Wenn man einmal die Etiketten auf Lebens- und Reinigungsmitteln, Körperpflege-
und Kosmetikartikeln beachtet, dann findet man eine Unzahl von Inhaltsstoffen,
die wohl kaum jemand kennt.
Natürlich besteht zum Beispiel Brot immer noch
vorwiegend aus Mehl, Wasser, Hefe und Salz - aber es gibt Brote, die eine
ganze Reihe von Zusatzstoffen enthalten, die vorwiegend der Vermarktung
dienen. Einige davon geraten hin und wieder als gesundheitsschädlich
ins Gerede. Bei Erzeugnissen, die nicht verzehrt werden, kommen natürlich
viel öfter bedenkliche Stoffe zum Einsatz, »um die Toilette
lupenrein zu bekommen oder den Haaren lange Halt zu geben«. Wenn
man beobachtet, welche Produkte die Verbraucher ohne Zögern kaufen,
muss schon ein großes Vertrauen in die Industrie bestehen, dass wirklich
nur Inhaltsstoffe verwendet werden, die für Mensch und Umwelt unbedenklich
sind.
Noch weitaus unbekannter sind die unzähligen
künstlichen Substanzen, die bei vielen modernen Produktionsprozessen
und in der Landwirtschaft verwendet werden und von denen vor allem in den
Entwicklungsländern immer noch große Mengen in die Umwelt gelangen.
Der erwartete Nutzen all dieser Stoffe - Wachstumssteigerung, Konservierung,
Entkeimung, Färbung, Schaumstabilisierung und und und - erbringt ohne
Zweifel finanzielle Vorteile für die Produzenten und sicherlich auch
meistens Vorteile für die Nutzer. Die Frage ist nur, welche nachteiligen
Wirkungen man dabei in Kauf nehmen kann und wer über die Beifügung
der Stoffe entscheidet?
Viele dieser Stoffe geraten in die Nahrungskette
und damit im wahrsten Sinne des Wortes zurück auf unsere Teller.
Antwort der Wissenschaftler:
»Aus Sicht der Gesundheitspolitik gibt es rund 35.000 Stoffe,
die zu einer schleichenden Verseuchung der Umwelt - und damit unserer Lebensgrundlagen
- führen. Eine Reihe der sogenannten Zivilisationskrankheiten haben
ihre Ursachen in der Aufnahme schädlicher Stoffe über die Nahrung.
Die größte Gefahr liegt in den Wechselwirkungen
mit anderen Stoffen, die unmöglich alle untersucht werden können.
Auf diese Weise kann aus der Verbindung zweier harmloser Stoffe eine gesundheitsschädliche
Wirkung entstehen.
Trotz der Vielzahl ständig neu entstehender Substanzen
ist diese Problematik nicht so folgenschwer wie die anderen behandelten
Umweltbelastungen, da das Verbraucherbewusstsein durch immer neue Skandale
wächst und die Schadstofffreisetzung insgesamt durch die Verwendung
neuer, unschädlicherer Ersatzstoffe rückläufig ist.«
Weitere Ermittlungen aus der Literatur:
In diesem Fall konnten wir uns der hoffnungsvollen Einschätzung
der Wissenschaftler nicht anschließen, weil wir sicher noch lange
nicht am Ende der Entwicklung neuer Stoffe sind und die Verbraucher zunächst
einmal unwissend oder träge sind. Trotz der Bio-Ecken in den Supermärkten
ist der Siegeszug der bequem zuzubereitenden Fertignahrung ungebrochen.
Vielfach werden die Lebensmittel dabei mit unnatürlichen Methoden
verändert, deren Risiken einfach in Kauf genommen werden [37].
Vor allem jedoch sollte man bedenken, dass die Zeiträume
bis zu einer schädigenden Wirkung eines neuen Stoffes oft sehr lang
sind - sowohl im menschlichen Körper, als auch in der Umwelt. [38].
Die Einschätzung in »Die neuen Grenzen
des Wachstums« [MEADOWS
/ Lit. 2, Seite 11] klingt ebenfalls nicht so optimistisch:
... 1991 ... zeigten die Computerläufe ..., daß die die
(Ansammlung)
von
Umweltgiften bereits die Grenzen des langfristig Zuträglichen überschritten
(hat)
- trotz verbesserter Technologien, trotz des mittlerweile gewachsenen ökologischen
Bewußtseins und trotz strengerer Umweltgesetze. ...
Zitate
37 = [GOLDSMITH
/ Lit. 1, Seite 274 - 275] ... Wir essen heute beispielsweise Nahrung,
die durch unnatürliche Prozesse erzeugt wird, bei denen eine große
Menge chemischer Substanzen verwendet werden: Hormone, Antibiotika, Biozide
(...). Deren Rückstände sollen in nahezu allen im Handel erhältlichen
Nahrungsmitteln gefunden werden. Unsere Nahrung wird dann in riesigen Fabriken
weiterverarbeitet. Die Folge ist, daß sich ihre molekulare Struktur
oft völlig von der Struktur der Nahrung unterscheidet, an deren Aufnahme
wir uns im Verlauf unserer Evolution angepaßt haben. Darüberhinaus
ist sie mit anderen Chemikalien ... belastet, die ihr jene Qualitäten
verschaffen sollen, die nötig sind, um die Haltbarkeit zu erhöhen
und die im übrigen ihren Handelswert steigern. ... Es kann nicht überraschen,
daß wir unter solchen Bedingungen unter einer ganzen Reihe von neuen
Krankheiten leiden, und auch nicht, daß diese zunehmend als »Zivilisationskrankheiten«
bezeichnet werden. ...
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38 = [WEIZSÄCKER
/ Lit. 1, Seite 261 + 262] ... Oft werden Probleme in ihrer Frühphase
einfach nicht sichtbar.
(Als Beispiel) etwa die Zeitdynamik der
Versauerung des Großen Elchsees im Staat New York. ... Über
fünfzig Jahre lang gingen Schwefelmengen ... Regen auf die Region
nieder, bis schließlich die Pufferkapazität sowohl des Bodens
im Einzugsbereich als auch des Sees selber erschöpft waren. Als er
einmal über die kritischen Werte hinausgelangte, kippte der See um
und ist seitdem tot. ...
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