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Ebene 3 - Thema ausführlich: »Fakten zu Energie und Rohstoffverbrauch«
9. Behauptung:
Nach dem Versiegen der fossilen Energieträger (Öl, Gas, Kohle) wird der Einsatz von erneuerbaren Energiequellen und sparsamerer Technik nicht ausreichen, um den zukünftigen Energiebedarf der Menschheit zu decken!

Erläuterungen zu unserer Annahme:
Wenn auch seit der Energiekrise in den siebziger Jahren immer wieder neue Lagerstätten entdeckt wurden, so wird es bei dem immer noch steigenden Energieverbrauch irgendwann einmal keine erdlagernden Energieträger mehr geben. Die gleiche Problematik gilt für viele Rohstoffe, auf die unsere technisierte Gesellschaft dringend angewiesen ist. Da in der Presse immer wieder die Rede davon ist, die erneuerbaren Energien würden kein ausreichender Ersatz sein (zudem ohne Atomenergie), haben wir diese Behauptung aufgestellt.
    Hier lagen wir in den Augen der Wissenschaftler völlig daneben:

Antwort der Wissenschaftler:
»Diese Behauptung ist nicht richtig! Wir können mehrfach nachweisen, dass selbst bei einer Verdopplung der Weltbevölkerung bis zum Jahr 2050 der tatsächliche Energiebedarf der Menschheit ausschließlich aus erneuerbaren Energiequellen gedeckt werden könnte. Dabei muss man berücksichtigen, dass der tatsächliche Bedarf bei gleichem Ergebnis weitaus geringer ist, als heute verbraucht wird, denn man kann durch den Einsatz intelligenter Spar-Technologien den Energieverbrauch in fast allen Bereichen drastisch senken. Wohlgemerkt bei gleichem Ergebnis, also gleicher Wärme im Haus, gleicher Produktionsmenge, gleicher Fahrleistung und so weiter!
  Rein technologisch und sogar finanziell wäre bereits heute ein vollständig aus erneuerbaren Energiequellen versorgtes Europa machbar - man muss es nur tun!«

Weitere Ermittlungen aus der Literatur:
Man muss es nur tun... Genau das ist jedoch der Haken, wie wir bereits bei der Klimaproblematik gezeigt haben. Wir verbrauchen heute in Deutschland pro Kopf fast 50 mal soviel Energie wie ein Inder [27]. Natürlich ist unser Lebensstandard viel höher und erfordert mehr Energie, aber wird nicht dennoch eine Verschwendung betrieben, die in der Natur ihresgleichen sucht? 
    Kein Tier würde den folgenschweren Fehler begehen und bei der Nahrungsbeschaffung mehr Energie verbrauchen als es durch diese Nahrung wiedergewinnen könnte. Solch ein Verhalten hätte unweigerlich Hungersnot und Tod zur Folge. Wir »Westmenschen« jedoch wenden bis zu 100 mal mehr Energie für die Herstellung unserer Nahrung auf [28]! Die gleiche horrende Verschwendung betreiben wir mit unseren Rohstoffen [29] ... 

Das Wachstum gilt immer noch als das höchste Ziel der Wirtschaft, obwohl jeder wissen müsste, dass nichts auf der Erde in unendlicher Menge vorliegt. Was geschieht, wenn irgendwann zwangsläufig keine neuen Lagerstätten von Rohstoffen und Energieträgern mehr gefunden werden? Die Antwort ist einfach: Die Produktion mancher Dinge wird in Engpässe geraten, die Dinge werden teurer und schwerer verfügbar, die soziale Ungerechtigkeit wird zunehmen [30] [31].
    Die notwendigen Maßnahmen, um die Wirtschaft zu veranlassen, Ener gie und Rohstoffe sparsamer zu verwenden und in intelligente Technik zu investieren - vor allem aber die Verteuerung von Energie - stößt weltweit noch auf wenig Zuspruch. Im Bereich Strom ist die Entwicklung in Deutschland gar gegenläufig: Die fallenden Einschränkungen beim Strommarkt führen zur Zeit dazu, dass die Energieversorger den Strom aus herkömmlichen Kraftwerken immer billiger anbieten, so dass der »grüne« Strom unattraktiver wird [32]. Stattdessen wird billiger Strom aus hochgefährlichen Atomkraftwerken angeboten, die spätestens seit Tschernobyl* als ständige Gefahrenquelle angesehen werden müssen. Und selbst bei Kernkraftwerken, die nicht in Osteuropa stehen, bleibt der außerordentlich gefährliche, radioaktive Müll, der uns noch auf Jahrtausende in Atem halten wird.

Momentan steigt der Energieverbrauch weltweit nahezu ungehemmt an, erneuerbare Energiequellen machen immer noch einen verschwindend geringen Anteil aus, und Spartechnologien sind weit davon entfernt, zum normalen Alltag zu gehören. So kommen wir dem Ende der Lagerstätten zunehmend näher und müssen demnach weiterhin mit den weltbedrohlichen Folgen der gigantischen Verschwendung von Energie und Rohstoffen für Wasser, Land und Klima rechnen.

(Wenn Sie über diese Ausführungen hinaus am genauen Wortlaut der Interviews interessiert sind, finden Sie den gesamten Mitschnitt auf unserer Homepage unter »www.denkmodelle.de/interviews.htm«.
 
 

*) = Unfall in einem russischen Atomreaktor im Jahr 1986, der zu einem gefährlichen, radioaktiven Niederschlag in weiten Teilen Russlands und Europas führte.
 
 
 

Zitate

27 = [WEIZSÄCKER / Lit. 1, Seite 243] ... Mit deutschen Pro-Kopf-Verbrauchsraten, die gut fünfzehnmal so hoch sind wie die indischen, ist die gesamte Umweltbelastung von 80 Millionen Deutschen höher als die von 900 Millionen Indern. ...
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28 = [WEIZSÄCKER / Lit. 1, Seite 81 - 82 / 85] ... für eine Kalorie ... fleischreiche Kost ... auf dem Teller werden vorher zehn Kalorien (Energieeinsatz für die Herstellung) investiert ... Für eine Kalorie Rindfleisch werden zuweilen über 30 Kalorien Fremdenergie aufgewendet. ... / ... Der Energieaufwand (für Gewächshaustomaten) ist höher als 50 Megajoule/kg Tomate. Wenn 1 kg Tomaten einen Energiegehalt von etwa einem halben Megajoule hat, ist dies also eine Energievernichtung von etwa einem Faktor 100. ... selbst die Flugreise (für Übersee-Tomaten) würde »nur« 15 Megajoule/kg an Energie kosten, wäre also gut dreimal so günstig wie die Gewächshausaufzucht. ...
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29 = [WEIZSÄCKER / Lit. 1, Seite 19] ... 80 % aller fertigen Produkte (werden) nach einmaliger Benutzung weggeworfen, und die restlichen sind längst nicht so haltbar, wie sie sein könnten ... Auch Energie, Wasser und Transportdienste werden großenteils verschwendet, ehe wir etwas davon haben. (So z.B.) ... die Energie aus einem Großkraftwerk, von der nur ein Bruchteil tatsächliche genutzt werden kann ... (oder) Tausende von LKW-Kilometern für ein Produktergebnis, das man genausogut lokal hätte erreichen können; das Benzin eines Autos, von dessen Energie 80 - 85 % im Motor oder dem Getriebe steckenbleibt, bevor sie überhaupt zu den Rädern gelangt. ...
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30 = [WEIZSÄCKER / Lit. 1, Seite 220] ... Der Traum von den billigen Rohstoffen ist irgendwann ausgeträumt. Wenn Erschöpfungserscheinungen entweder bei den Vorräten oder bei der Aufnahmekapazität der Umwelt für Emissionen und Abfälle eintreten und die Verbrauchstrends immer noch nach oben zeigen, kann es zu plötzlichen, politisch und spekulativ verstärkten Preisexplosionen kommen. Diese treffen dann die Wirtschaft und vor allem die Armen weltweit verheerend. Voller Wut und Unverständnis wird man dann über unsere Generation sprechen, wenn wir es nicht geschafft haben, den im Eiltempo fortschreitenden Ressourcenverbrauch rechtzeitig zu steuern. ...
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31 = [MEADOWS / Lit. 2, Seite 13] ... Wenn der Einsatz (von) Materialien und die Energieflüsse nicht entscheidend gesenkt werden, kommt es in den nächsten Jahrzehnten zu einem nicht mehr kontrollierbaren Rückgang der Nahrungsmittelerzeugung, der Energieverfügbarkeit und der Industrieproduktion.
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32 = [Zitat Matthias Brendel, aus WOCHE-9 / Seite 13] ... Die nach der Öffnung des Strommarktes propagierte »Energiewende« wird ausbleiben, ebenso der erhoffte Durchbruch für den Öko-Strom. Erst langsam dämmert vielen Umweltaktivisten, dass die Liberalisierung das genaue Gegenteil bewirkt: Es geht der regenerativen Energieerzeugung aus Wind, Wasser und Sonne an den Kragen ...
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