[Texte zusammengestellt aus: FLEISCHER,
GAARDER,
LEX.PHIL,
LUTZ,
NORDHOFEN,
POPPER,
SOFIES,
WEISCHEDEL]
Schon an den Grenzen dieses großen Staates ist klar erkennbar,
dass wir uns unaufhaltsam unserer alten Heimat nähern. Die Städte
und Dörfer, Häuser und Straßen kennen wir aus alten Zeichnungen
nur zu gut.
Um Antworten auf unsere Fragen zu finden, begeben
wir uns zu einer ehrwürdigen alten Universität. In der Abteilung
Philosophie finden wir schnell einen strengen Dozenten mit Nickelbrille,
schwarzem Gehrock und gestärktem Kragen, der gern bereit ist, uns
zu antworten.
Geschichte
Mit dem Beginn der europäischen Neuzeit entwickelte sich die Philosophie
durch die zunehmenden Erkenntnisse der Wissenschaften, durch die Aufklärung
und durch einschneidende gesellschaftliche Veränderungen (neue Staats-
und Gesellschaftssysteme, Verbesserung des Wohlstandes und der Bildung
des Volkes u.s.w.) zu einem höchst vielfältigen und eigenständigen
Fach. Im Gegenzug lösten wiederum die philosophischen Strömungen
weitreichende gesellschaftliche Veränderungen aus.
Vor allem das Fehlen einer vorgeschriebenen Lehre
wie bei den Religionen und die zunehmende Befreiung und Loslösung
des Einzelnen von gemeinschaftlich getragenen Weltanschauungen sorgte für
die großen Unterschiede in den Denkrichtungen. Dazu zählt insbesondere
die abnehmende Bedeutung der christlichen Lehre seit der Renaissance.
Für uns stellte sich nunmehr das gleiche Problem
wie bei der »alten« Philosophie noch weitaus stärker:
Viel zu unterschiedliche Meinungen, um daraus eine einheitliche Weltanschauung
zu
machen! Eine allgemeine Feststellung zur europäischen Philosophie,
auf die in der CD-ROM »SOFIES
Welt« besonders hingewiesen wurde, kann man aber offensichtlich
treffen: In der ganzen Philosophiegeschichte schwankten die Antworten auf
die großen Fragen immerzu zwischen »übernatürlich«
und »naturgesetzlich« hin und her. Heute, im Zeitalter eines
»kalten Zweckdenkens«, befinden wir uns in einer »naturgesetzlichen«
Epoche [153].
Es ist nicht auszuschließen, dass sich der nächste Wechsel
in der Form New Age-Bewegung und eines möglicherweise neuen wissenschaftlichen
Denkmodelles bereits ankündigt. Man spricht dabei von einem möglichen
»Paradigmenwechsel«.
Um die neuere europäische Philosophie im Rahmen dieser »Weltreise«
zu besuchen, kam ich nicht umhin, aus der Unzahl von Denkern einige wenige
auszuwählen und jeweils einzeln vorzustellen.
Dabei durfte ich nicht zu wenige auswählen,
um der Vielfalt der Denkrichtungen halbwegs gerecht zu werden. Andererseits
war mit jedem zusätzlich ausgewählten Philosophen immer weniger
Tiefe beim Einzelnen möglich. In diesem Bewusstsein tat ich mich schwer,
zu einer würdigen Auswahl für unsere Weltbildkonferenz zu kommen.
Nach ausgiebiger Beschäftigung mit einschlägigen Büchern
entschied ich mich für zwei der ganz Großen aus dem 18. und
19. Jahrhundert und für sieben bedeutende moderne Philosophen, die
möglichst verschiedene Denkrichtungen verkörpern.
Sicherlich lässt sich darüber streiten,
ob diese Auswahl gelungen ist. Zwei unserer Lektoren wiesen uns eindringlich
darauf hin. So ist zum Beispiel JONAS
möglicherweise ein bedeutenderer Ethiker
gewesen als SCHWEITZER;
oder RICåURnicht
der wichtigste Hermeneutiker*...
Ganz bewusst wollte ich nicht von vornherein eine
Auswahl treffen, die beispielhaft zu unserem Welthaus-Gedanken passt, um
nicht unterschwellig eine bestimmte Richtung vorzugeben.
Ich habe im Folgenden versucht, die Kerngedanken
knapp und in einfacher Sprache zu schildern und auf Fachbegriffe weitgehend
verzichtet. Das schränkt zwar die einwandfreie Wiedergabe etwas ein,
führt aber zu einem durchaus einschätzbaren »groben Gerüst«.
Zudem habe ich hier auf die Nennung der Lebensfragen verzichtet, damit
dieses »Gerüst« nicht unnötig unterbrochen wird.
(Sie können die nach den Lebensfragen sortierten Antworten nochmals
der Zusammenfassung entnehmen.)
Nehmen Sie sich Zeit und versuchen Sie einmal, sich
in die Gedanken dieser Philosophen einzufühlen, um vielleicht eine
ungefähre Vorstellung ihrer weiträumigen Gedankengebäude
zu bekommen.
(Daten zu den Lebensläufen der folgenden
Denker finden Sie im Anhang. Die Sortierung der Philosophen stellt natürlich
keine Wertung dar)
*) = Philosophische
Richtung, die ihre Erkenntnisse aus dem Deuten und dem Verstehen alter
Aufzeichnungen gewinnt und die das »Verstehen des Verstehens«
sucht
Zitate
153 = [SOFIES-CD]
... Die Geschichte der Philosophie schwankt zwischen der Metaphysik und
der Anti-Metaphysik hin und her. ... Mit der überragenden Stellung,
die Hegel einnahm, war das 19. Jahrhundert zumindest bis zu NIETZSCHE eindeutig
von der Metaphysik geprägt. Das 20. ist hingegen ganz klar anti-metaphysisch.
...
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