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Ebene 3 - Thema ausführlich: »Unsere Hitliste«
Verstehen Sie die folgende Tabelle bitte nicht falsch: Selbstverständlich kann man so verflochtene Gebilde wie Weltanschauungen nicht in vollem Ernst in solch stark vereinfachte Ordnungsmuster zwängen, um sie daran zu vergleichen! Das wäre etwa so, als würde man Fische und Vögel auf einen Nenner bringen wollen und dann den Schluss ziehen, Vögel seien höher entwickelt, nur weil sie fliegen können. Dies haben wir uns deutlich ins Bewusstsein gerufen, als wir unsere »Hitliste« aufstellten. Der Sinn der Liste liegt ausschließlich in der Feststellung unserer persönlichen Stimmungswerte in Bezug auf die Verwendbarkeit der Weltanschauungen für unser Welthaus. Wir haben Sie hier nur der Vollständigkeit halber und als Anhaltspunkt für Ihre eigenen Überlegungen abgedruckt.
    (In der Zusammenfassung des Kapitels finden Sie übrigens die grundsätzlichsten Fakten zu den Weltanschauungen nochmals in tabellarischer Form.)

    Wir einigten uns auf ein Punktesystem von Eins bis Zehn, wobei Eins für eine sehr negative Bewertung stand und Zehn für eine sehr positive. Alle acht beteiligten Ranger taten sich bei dieser Prozedur sehr schwer, obwohl es sich doch um eine ganz persönliche, nicht zu verallgemeinernde - und noch dazu spielerische - Angelegenheit handelte. Niemand wollte ein »falsches« Urteil abgeben und alle brauchten dementsprechend lange Überlegungszeiten, bis sie sich zu einem Wert durchringen konnte. 
    Trotz der fehlenden Übertragbarkeit unserer »Vor-Urteile« auf eine allgemeingültige Stufe führte die spannende Auswertung der Punktevergabe zu interessanten Ergebnissen, wie Sie im folgenden sehen können.

... Es ist ... immer leicht, zu kritisieren. Wir alle wissen, daß der Kritiker immer mehr weiß als der Kritisierte. ... Es ist aber eine Sache, den Finger auf Mängel bei einer Leistung zu legen, und eine andere, eine solche Leistung selbst zu erbringen. Beides ist notwendig. Doch Kritik ohne konstruktiven Aspekt wird selbstzerstörerisch. ... Wir sollten deshalb nicht aufhören, auf die Mängel bestehender Werte hinzuweisen, doch haben wir auch die Pflicht, neue, bessere Werte aufzuzeigen. ...[LASZLO / Lit. 2, Seite 99]

In Sinne dieses Zitates ergaben sich aus unserer Weltbildkonferenz vier wesentliche Ergebnisse, die uns für das weitere Vorgehen wichtig sind. Hier eine Zusammenfassung:

  • Es gibt sehr viele verschiedene Möglichkeiten, die Welt zu sehen und zu erklären - oder besser - zu beschreiben. Alle diese Weltanschauungen sind aus ihrer jeweiligen Kultur hervorgegangen und haben ihrerseits in einem wechselseitigen Prozess die Kulturen geformt.
  • Keine (der behandelten) Weltsichten scheint allumfassend geeignet, unsere technisch orientierte Lebensweise, unser umfangreiches Wis sen, ökologische Erkenntnisse, soziale Belange, Ethik und Moral, sowie den Wunsch zu einer religiösen Lebensführung ausreichend zu verbinden und zu untermauern.
  • Für ein »Welthaus« sollte eine sinnvolle, sich ergänzende Verbindung der Vorzüge aller dieser Weltanschauungen gesucht werden. Es sollte dadurch die gleiche umfassende Bedeutung für unser Leben bekommen, wie es der Mythos für die Menschen der alten Kulturen war [154].
  • Es muss ein Weg gefunden werden, um die Güte der Erkenntnisse einschätzen zu können, denn ohne Zweifel - um es in einem Beispiel zu veranschaulichen - ist der direkte Anblick eines fremden Menschen reicher an Hinweisen über seine Eigenarten als die Betrachtung eines Fotos.
Wie Sie gesehen haben, beziehen sich die verschiedenen Weltanschauungen auf ganz unterschiedliche Erkenntnissmöglichkeiten, die fest in die jeweilige Kultur eingebettet sind. Sie alle enthalten ohne Zweifel Wahrheit und Logik - geschaffen für die Bedürfnisse der jeweiligen Gemeinschaften (oder Einzelphilosophen) und in deren eigenen Worten. 
    Wie gesagt: Unsere »Hitliste« soll keines der vorgestellten Denkmodelle abwerten! Nach unserer Auffassung ist eine Weltanschauung gut, wenn sie die gemeinschaftliche Kultur untermauert und ihr langfristiges Bestehen fördert. 

Vorrangig ist dabei sicher nicht die Anhäufung von Wissen über die Zusammenhänge in der Welt, wie es für unserer heutige Kultur typisch ist!
    Doch diese Einstellung verführt leicht dazu, das immer umfangreichere, wissenschaftlich ermittelte Wissen als sicher und den reinen Glaube leichtfertig als unbeweisbar zu betrachten. Auf dieser Grundlage bräuchte man sich über die Lehrsätze der Religionen oder die in jenseitige Vorstellungen hineinreichenden Überlegungen einiger Philosophen eigentlich gar keine Gedanken mehr zu machen. Sind die Erfolge des technischen Fortschrittes nicht Beweis genug für die Richtigkeit unseres Wissens? 
    Nun, wie wir bereits ermittelt haben, ist dies eine oberflächliche und gefährliche Schlussfolgerung, denn schließlich ist es gerade der Verstand ge wesen, der uns auch die weltweiten Krisen beschert hat. 

Zweifellos enthalten die anderen Weltanschauungen ebenfalls Wahrheiten, die auch für unsere Kultur und unsere Zeit noch Gültigkeit haben, auch wenn sie ganz anders gewonnen und formuliert wurden als unser modernes Wissen. Denken wir nur an die Achtung vor Mutter Erde, wie sie die Indianer und andere Naturvölker aufbrachten [155] [156] [Kap. 4.4.1 und 5.3.1]. Wäre dieses Denkmodell vielleicht ein Weg, um unsere abnehmende Beziehung zur natürlichen Umwelt als etwas vom Menschen Getrenntes aufzuhalten?

Wenn ein westlich erzogener - von Kindesbeinen »dem Verstand verpflichteter« - Mensch über andere Weltanschauungen nachdenkt, stellt er irgendwann die Frage nach der Güte der Erkenntnisse. Ist die Vorstellung einer »Mutter Erde« nicht doch nur ein romantisches Hirngespinst? Könnte der Taoismus nicht logische Denkfehler aufweisen? Oder sind ökologische Theorien mathematisch nicht beweisbar - und daher für eine moderne Weltsicht untauglich?
    Da wir uns nicht auf ein festgefügtes Bekenntnis stützen konnten und wollten, mussten auch wir uns mit diesen Fragen auseinandersetzen.

Sie führten letzten Endes zu der schwierigen Fragestellung nach den grundsätzlichen Möglichkeit des Erkenntnisgewinnes, der wir in Kapitel Sechs nachgehen werden. Denn wer ein Welthaus bauen will, der muss sich natürlich auch mit den Werkzeugen vertraut machen, die man zum Bau benötigt. Der schönste Baustoff nutzt nichts, wenn man nicht weiß, wie man ihn bearbeiten muss!

... an jedem von uns liegt (es), Anstrengungen zu unternehmen im Hinblick auf eine Änderung der Denkweise des Menschen, der Wille ist das Ausschlaggebende dabei. Wenn wir wirklich entschlossen sind, lassen sich die schwierigsten Vorhaben verwirklichen. Fehlt uns dieser feste Wille sind wir pessimistisch, gelingt uns nichts. Entschlossenheit und Zuversicht sind, wie ich aus eigener Erfahrung weiß, die Schlüssel zum Gelingen. ... [LAMA / Lit. 3, Seite 44]
 

Zitate

154 = [LASZLO / Lit. 2, Seite 94] ... In den Kulturen der Frühzeit waren rationale, emotionale, imaginative und mystische Elemente durch innere Einheit miteinander verwoben. Der Mythos ist teils Wissenschaft, teils Kunst, teils Religion. ...
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155 = [MERZEL / Lit. 1, Seite 75 - 76] ... Die westliche Zivilisation ist für die Zerstörung unserer Umwelt verantwortlich und könnte leicht den Planeten zerstören - und das alles infolge unserer dualistischen Wahrnehmungsweise. Der östliche Geist dagegen befindet sich weit mehr im Einklang mit der Natur. Er betrachtet die Natur als ein Ganzes, nicht als etwas, was vom Geist, der ständig versucht, die Natur zu erobern und zu beherrschen, getrennt ist. Die amerikanischen Ureinwohner sind in dieser Hinsicht ebenfalls wesentlich mehr im Einklang mit der Natur, dem WEG. Die westliche Gesellschaft dagegen hat den Einklang mit der natürlichen Ordnung der Dinge völlig verloren. ...
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156 = [Zitat Dennis Tedlock - am. Ethnologe, TEDLOCK / Seite 11] ... Um Schüler des Roten Mannes zu werden, müssen wir erkennen, daß einiges von dem, was er uns zu lehren hat, über alle Grenzen von Kultur und Geschichte hinaus gültig ist. ...
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