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Ebene 3 - Thema ausführlich: »Grundgedanken«
Was sind »Denkmodelle«? 

Sobald ein Mensch geboren wird, entsteht in seinem Kopf ein Modell der Welt, ein geistiges Abbild von allem, was seine Sinne ihm vermitteln - ein erstes Weltbild
    Im Laufe der Kindheit festigen sich die Eckpfeiler für das persönliche Denkmodell; der Mensch gelangt immer mehr zum Bewusstsein dessen, was seine Sinne wahrnehmen. Dieses Bewusstsein macht den eigentlichen Unterschied zu den Tieren aus, es drängt uns zum Denken.
    So beginnen Kinder schon früh Fragen zu stellen, Fragen über »Gott und die Welt«. Mit jeder Frage prüfen sie ihr Denkmodell und versuchen es ständig zu verbessern, um immer erfolgreicher in ihrer Welt leben zu können. Doch genauso früh wirkt die Gesellschaft auf die Denkmodelle eines jeden Kindes ein. Eltern, Schule, Freunde, Medien, Kirche... sie alle sorgen dafür, dass die Vorstellungen des Kindes zur Gesellschaft passen.
    Jahrtausendelang lebten die Menschen nach Weltanschauungen, die als gemeinsamer Nenner anerkannt wurden. Sie boten eine Erklärung für die Zusammenhänge der Welt, verbanden das Leben der Menschen untrennbar mit ihrer Umwelt und gaben Anleitungen für ein Leben zum Nutzen aller Beteiligten. So wurden die Weltanschauungen zum »Geist« einer Lebensweise, zum verbindenden Denkmodell einer Gesellschaft, an dem sich alle orientierten. Im Gegensatz zu den ursprünglichen Völkern zerren bei uns die verschiedensten Interessengruppen aus unterschiedlichen Richtungen an den Kindern; der Fortschritt jagt, der Konsum lockt, die moderne Welt stellt immer neue Anforderungen. Keine Wurzeln, keine klare Linie, kein Halt... 
    Wo ist das gemeinsame, das verbindende Denkmodell unserer Gesellschaft? Verstellen die vielgestaltigen Eindrücke und Dinge der technisierten Welt den Blick auf die einfachen Wahrheiten? Bergen sie die Gefahr, Denkmodelle zu fördern, die unserer Welt ganz und gar nicht zuträglich sind?
    Fühlen wir uns der Gesellschaft verpflichtet? Haben wir noch eine gesunde Beziehung zu unserer Umwelt? Ist alles, was wir tun, zum Nutzen für alle Menschen? Ist jeder Einzelne umfassend eingeweiht in die Erkenntnisse über die Welt? Haben wir alle einen festen Glauben, eine Überzeugung? 

Fragen über Fragen, die wir uns stellten, als wir dieses Buch schrieben. Wir stellten sie, weil wir das Gefühl hatten, dass die Denkmodelle der heutigen Zeit einseitig aufgebläht und unscharf sind, ungeeignet für eine verbindende Weltanschauung; die nicht nur kurzsichtige Bedürfnisbefriedigungen zum Inhalt haben soll.

Wir sind zu der festen Überzeugung gelangt, dass Lösungen für die großen Probleme der Menschheit vor allem eine neue, umfassende und durchdachte Weltanschauung erfordern. Eine Weltsicht, die jeder verstehen kann, die unsere Lebensart wieder mit den Kreisläufen der Natur verbindet, die Erklärung, Sinn und Halt gibt; kurzum, die aus der unpersönlichen Massengesellschaft wieder eine zusammengehörige Gemeinschaft machen kann, in der sich alle Teile auch für das Wohlergehen der Gesamtheit verantwortlich fühlen.

Doch braucht wirklich jeder eine eigene Weltanschauung? Wozu muss man sich mit schwierigen philosophischen Fragen beschäftigen? Gibt es dafür nicht genügend Experten? 
    Wollen Sie die Geschicke der Menschheit tatsächlich irgendwelchen Experten überlassen? Wissen Sie, welche Ziele diese Experten wirklich verfolgen? Unsere Zukunft und die Zukunft unserer Kinder ist zu wertvoll, um sie in fremde Hände zu legen! ...

Beraubt uns eine Weltanschauung nicht unserer vielzitierten Freiheit?
    Ganz und gar nicht! Eine Weltanschauung der Verantwortung muss die Grundlage für unsere Freiheit sein. Denn eine Freiheit, die keine Verantwortung kennt, ist bloße Willkür, die die wahre Freiheit gefährdet. ...

Wir sind davon überzeugt, dass wir alle unsere Freiheit nutzen sollten, um die Welt mitzugestalten und das jeder die Fähigkeiten dazu hat - wenn er nur will! Wir glauben zudem, dass der Mensch erst durch das Streben nach Vernunft und Weisheit zum »wahren Menschen« wird. Ohne philosophische Denkmodelle bleibt das Leben triebhaft und kurzsichtig.

    Wir möchten Ihnen zeigen, dass man dieses hohe Ziel durchaus erreichen kann, dass es auch in unserer komplizierten Welt einfache Wahrheiten gibt, nach denen man leben kann und leben sollte. Wir wollen dazu beitragen, dass wir Menschen wieder das werden, das wir ursprünglich waren:

    Ein harmonischer Teil eines Ganzen! 

Unser Zugang zu den Weltanschauungen mag in vielen Punkten ungewöhnlich sein. Wir haben versucht, bei unseren Gedankengängen immer einen Weg der Mitte zu gehen; einen Weg, der möglichst vielen Denkweisen gerecht wird, ob sie nun religiös, wissenschaftlich oder alltäglich sind.
    Vor allem aber soll dieser Weg einfach und verständlich sein, damit Sie ohne Schwierigkeiten den Sinn darin erkennen können. Ist es nicht eines der Haupt-Ziele von Philosophie, Sinn zu ergründen? [1]

Wir wollen Sie überzeugen, dass es wichtig ist, sein Weltbild immer wieder kritisch in Frage zu stellen, offen zu sein für Änderungen und danach zu streben, es der Wirklichkeit immer näher zu bringen [2].

Wenn das gelänge, wäre das ein großer Erfolg für uns!
    Die Idee, zusammen mit den Cronenberger Rangern dieses Buchprojekt durchzuführen, wurde vor allem durch die Erfahrungen aus meiner mehr als zehnjährigen Jugendarbeit im Naturschutz und durch die nachhaltigen Erlebnisse einer missglückten Wildniswanderung ausgelöst [BALDUS-2]
    Vor einigen Jahren kamen mir angesichts der zunehmenden Umweltzerstörung immer größere Zweifel am Sinn der Naturschutzarbeit. Waren meine Bemühungen nicht ein »Tropfen auf den heißen Stein«? Erst die Beinahe-Katastrophe in der Wildnis Lapplands gab mir meine Zuversicht zurück, denn sie brachte mich zu der folgenden Erkenntnis: 
    »Jeder ist ein verantwortlicher Teil des ganzen Systems Erde und alles, was wir tun, steht in Wechselwirkung mit diesem Ganzen - egal wie begrenzt es uns auf den ersten Blick erscheint.« 

Als ich die Wildnis-Erlebnisse niederschrieb, wurde mir immer bewusster, wie entscheidend das persönliche Weltbild des Menschen für sein Verhalten ist. Was jemand tut, hängt weniger von seinem Wissen, als vielmehr von seinen persönlichen Vorstellungen ab [3] [4].
    Dieser Leitgedanke beeinflusste fortan auch meine Jugendarbeit! Ich wollte diese Zusammenhänge mit den Rangern ergründen, um dadurch den wahren Ursachen für die Probleme der Gesellschaft näher zu kommen. 
    Unsere erstes Projekt in diesem Zusammenhang war ein indianisches Theaterstück, mit dem wir die alltägliche Normalität einmal aus einer anderen Sichtweise zeigen wollten. 

Dies war der Grundstein für viele weitere Überlegungen. Wir haben uns daraufhin mit den verschiedensten Ansichten auseinandergesetzt und sind letzten Endes gemeinsam zu der Überzeugung gelangt, ...
    ... dass die heutige Menschheit von einer nicht zu unterschätzenden Verflachung von Werten, Sinn und Verantwortung bedroht ist. Eine - wie man es auch nennen könnte - »Armut an Weisheit«, die nach unserer Einschätzung ernsthafte Gefahren für uns birgt! [5

Von da an war es nur noch ein kleiner Schritt zum Buchprojekt, das von den Rangern begeistert aufgenommen wurde. Zehn unserer Mitglieder haben sich fast drei Jahre lang mehr oder weniger intensiv daran beteiligt. 

(Wir Menschen können) ... als unser innerer Dirigent alles, was wir wahrnehmen, erinnern oder denken, in das große Gebäude einer globalen Weltsicht, eines Wertesystems und unseres Selbstbewusstseins einordnen. Und erst das ... unterscheidet uns von Tieren und Maschinen und macht uns erst zu wirklichen Menschen. [WOCHE-29.1 / Seite 27]

Zitate 
1 = [LEAKEY / Lit. 1, Seite 317] ... Man muß nicht besonders religiös sein, um angesichts der Galaxien, die man am Nachthimmel erkennt, Ehrfurcht zu empfinden. Unser menschliches Bewußtsein macht die Frage nach dem Warum nicht nur möglich, es drängt uns sogar, sie zu stellen. ... Der Nachthimmel ist voller unbeantworteter Fragen. In vielen Fällen übersteigt die Wißbegier das, was man wissen kann. Es gibt Fragen ohne Antwort. Viele Menschen können das nicht akzeptieren und suchen Trost in mystischen Erklärungen. Der menschliche Geist ist so darauf eingestellt, Antworten zu suchen und zu finden, daß er manchmal einen Sinn sieht, wo es keinen gibt 
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2 = [LAMA-1 / Lit. 1, Seite 27] ... Nach buddhistischer Auffassung kommt die Wurzel des Leidens durch die Macht von Unwissenheit zustande. ...
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3 = [Zitat BUDDHA / Lit. 1, Seite 32] Das, was wir heute sind, folgt aus den Gedanken, die wir gestern pflegten, und unser gegenwärtiges Denken baut unser Leben, wie es morgen ist. - Die Schöpfung unseres Bewußtseins, das ist unser Leben. Spricht oder handelt drum ein Mensch mit unreinem Bewußtsein, folgt ihm das Leiden nach, so wie das Rad dem Zugtier folgt, welches den Wagen zieht. ...
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4 = [ABOSCH / Lit. 1, Seite 7 - 8] Ziehen wir eine historische Bilanz, so ist der Höllensturz der ... großen Erlösungsideen unabweislich. Das Zerbrechen der geistigen Systeme ist nicht zu leugnen... Erschüttert ist der Glaube an eine Bestimmung der Geschichte, sei es in Form kirchlicher Thesen, sei es in der philosophischen Darstellung eines Vernunftprozesses. ... Geht es nur noch schlicht darum zu leben, hektisch zu genießen, da nichts anderes mehr sich lohnt, alle Deutungen, Ziele, moralischen Regeln hinfällig geworden seien? ... der allzu überschwengliche Glaube an die Vernunft erwies sich als unbegründet, er war zu unkritisch sich selbst und den Sachen gegenüber. ... Notwendig ... ist eine Skepsis, die sich auf Vernunft gründet, ohne sie zu übersteigern. ...
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5 = [Zitat Waldemar AUGUSTINY , dt. Philosoph / Seite 272]... Und er (Albert SCHWEITZER) wendet sich an denjenigen, der gedankenlos dahinlebt, seiner Arbeit und seinen Vergnügen nachgeht und nicht weiß, daß er ja nur flieht vor der Frage nach dem Sinn und daß er vergeblich flieht; eines Tages wird er gestellt, und dann gehört er zu den Verzweifelten. ..., und seinesgleichen sind Millionen, ...
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