[Texte zusammengestellt aus: BOYD,
COYOTE-3,
LEX.SEKT.,
SUN
BEAR] Der Text wurde von Dr. Klaus Dieterich
auf sachliche Richtigkeit überprüft (Neurobiologe und Schriftsteller,
zahlreiche wissenschaftliche und literarische Veröffentlichungen,
Kenner der New Age Szene)
STEINER,
der Begründer der Anthroposophie. GURDJIEFF,
ein
großer Esoteriker. JUNG
wird oft von der New Age-Bewegung
zitiert und CAPRA
hat sie wissenschaftlich begründet
Einige Zeit, nachdem wir die Indianer verlassen haben, stoßen
wir bereits wieder auf Tipis. Sollten wir im Kreis gefahren sein? Doch
halt - die Frau, die vor dem Zelt an einem großen Feuer steht und
beschwörend die Arme in den Himmel hebt, ist sicher keine Indianerin.
Lange blonde Haare mit eingeflochtenen Blumen fallen auf ein weites, weißes
Gewand herab.
Kaum sind wir an ihr vorbei, erfüllt uns schon
wieder ein Anblick mit Staunen: Vor einer tempelähnlichen kleinen
Hütte - strohgedeckt, aber offensichtlich von einem in der Nähe
stehenden Windrad mit Strom versorgt - sitzt eine Gruppe junger Männer.
Es sind ebenfalls keine Indianer, sondern Leute verschiedener Rassen und
Nationalitäten. Doch alle sehen irgendwie sonderbar - oder sagen wir
besser: eigen - aus, denn zu den alltäglichen Kleidungsstücken,
wie wir sie kennen, gesellen sich überall ungewöhnliche fremde
Kleider oder Schmuckstücke. Bunte Halstücher, üppige Ketten
aus allerhand ungeschliffenen Edelsteinen, Stirnbänder, lila Pluderhosen
oder weit geschnittene Jacken und Umhänge zieren die Leute. Alles
in allem sehen sie sehr friedfertig aus, wie sie so dasitzen. Sie reden
offensichtlich nur wenig, die meisten sitzen nur da und lächeln in
die Sonne oder wirken wie in Meditation. In anderen Ländern haben
wir Meditierende immer nur allein gesehen - schön, dass sie hier gemeinschaftlich
sitzen.
Je weiter wir zum Zentrum dieses Ortes vorstoßen,
desto mehr riecht es nach Räucherstäbchen. Die ganze Atmosphäre
scheint davon erfüllt zu sein. Die Behausungen der Menschen scheinen
aus vielerlei Kulturen entliehen und auch die Musik, die hier und da erklingt,
entstammt einer Mischung aus elektronischen Klängen und traditionellen
Instrumenten aus aller Welt.
Dennoch fühlen sich einige von uns magisch
angezogen von den bunten Marktständen, die es überall zu geben
scheint. Wir treten näher und sind verblüfft über die große
Vielfalt an Büchern und Dingen, die dort von lächelnden Leuten
mit warmen Stimmen angeboten werden.
»Schaut Euch nur um und fragt mich, wenn ihr
etwas nicht versteht«, sagt einer, »Viele Wege führen
zur Erleuchtung!«
Neugierig stöbern wir in den Sachen herum und finden Bücher
über Kelten und Azteken, über Hexen und Zauberer, magische Kartenspiele
und übersinnliche Fähigkeiten. Doch auch Bekanntes springt uns
in die Augen: »Der Weg zum Yoga-Tantra«. »Das Medizinrad
der Sioux« oder »Das Leichentuch Christi«. Daneben stehen
CD´s und Indianer-Postkarten, Ohrkerzen und Akkupunktur-Nadeln, sowie
allerhand kleine Statuen von Buddhas, vielarmigen Elefanten und so weiter
und so weiter. Wir können uns kaum losreißen von den Sachen,
wenn auch viele dabei sind, die eher Kopfschütteln als Begeisterung
auslösen.
Dann lädt uns der Verkäufer zu einer Tasse
Tee ein und bittet uns, auf einigen flachen Kissen Platz zu nehmen. Er
lässt uns wissen, dass wir das Gespräch mit einem Gasho - einer
japanischen Dankesbezeugung - an die Mächte des Himmels und der Erde,
sowie an uns alle gerichtet, beginnen sollten. Danach erzählt er uns
voller Begeisterung und Hingabe von »seiner« Weltanschauung.
Geschichte
Der Begriff Esoterik geht bis in das antike Griechenland zurück,
wo man die esoterischen Wissenschaften als dunkle Geheimwissenschaften
von den exoterischen, den allgemein anerkannten, trennte.
Mit der Durchsetzung des Christentumes in Europa
wurde esoterisches Gedankengut - die Überreste der alten germanischen
und keltischen Religionen - zunehmend geächtet. Dieser Umstand hat
sicherlich auch zur Hexenverfolgung im Mittelalter geführt. Die Versammlung
esoterischer Ansichten in den verschiedensten Geheimbünden, wie z.B.
den Rosenkreuzern (die heute noch viele Anhänger haben), ist sicherlich
auch eine Folge dieser jahrhundertelangen Ächtung.
Im Zeitalter der Aufklärung entspannte sich
die Lage und einige Anhänger esoterischer Lehren versuchten ihre Vorstellungen
mit den christlichen Glaubenssätzen in Übereinstimmung zu bringen.
Der bekannteste unter ihnen ist wohl Rudolf STEINER,
der Begründer der Anthroposophie. Die Anthroposophie findet man z.B.
im Bereich der Bildung (Waldorf-Schulen) oder der biologisch-dynamischen
Landwirtschaft (demeter).
Die Esoterik kleidet sich jedoch noch in vielerlei
andere Gewänder. So kann man zum Beispiel GOETHEs
Farbenlehre dazurechnen oder das umfangreiche esoterisch-psychologische
Werk von Gregor Ivanowitsch GURDJIEFF,
der seine Schüler im »Institut zur harmonischen Entwicklung
des Menschen« zur klaren Bewusstheit führen wollte.
Wir wollen uns nun dem »New Age« zuwenden,
dass bedeutende Teile der vielen Bereiche der Esoterik zu einem halbwegs
einheitlichen Glauben
vereint. So spielen in einigen Strömungen des New Age zum Beispiel
Okkultismus (Außersinnliche Wahrnehmung und Erscheinungen, die nicht
durch Naturgesetze erklärbar sind), Parapsychologie (Wissenschaftszweig,
der den Okkultismus zu erfassen und zu erklären versucht), Spiritismus
(Geisterglaube, Kontakt mit der Totenwelt), Astrologie, Alchemie, Tarot
oder modernes Druidentum eine Rolle.
In den letzten hundertfünfzig Jahren entstand einerseits eine nie
gekannte Glaubensfreiheit, aber andererseits auch eine immer größere
Schar von Menschen, die (unter anderem) durch die explodierenden Erkenntnisse
der Wissenschaften an der christlichen Lehre zweifelten und einen neuen
Glauben suchten.
Zum Anfang dieses Jahrhunderts kam die Geisterbeschwörung
bei nicht wenigen Teilen der wohlhabenderen Bevölkerung in Mode und
die Parapsychologie entstand als Rand-Wissenschaft mit durchaus ernsten
Absichten. Die Menschen begannen, ein Gegengewicht zur kalten, sinnentleerenden,
nüchternen Wissenschaft zu suchen. Die Revolution der modernen Medien
kam diesem Trend natürlich sehr zugute und das, worüber früher
nur in geheimen Zirkeln geflüstert wurde, war auf einmal lauthals
in aller Munde. Begeistert stürzten sich die Menschen auf die Ideen
eines Erich von Däniken, der die Menschheit als Abkömmlinge außerirdischer
Wesen beschrieb oder auf eine verwestlichte Version des Zen-Buddhismus.
Auch die Glaubensvorstellungen der Naturvölker erlebten ein nie gekanntes
Interesse in der westlichen Welt [120].
In der Hippiekultur der siebziger Jahre wurde meditiert und über glühende
Kohlen gelaufen, um die Macht des unabhängigen Geistes über den
Körper zu spüren.
Im New Age des ausgehenden 20. Jahrhunderts findet
der Esoterik-Boom seinen Höhepunkt und seine Vervollkommnung. Jedes
Bedürfnis nach Sinn, Übernatürlichem und Ganzheitlichem
soll gestillt werden.
... Lesen Sie weiter unter 4.4.2.b
Zitate
120 = [Zitat
SOTSISOWA,
aus LUDWIG
/ Seite 19] ... Aus der Verbindung vom eigenen Schicksal mit dem der Erde
leiten die Ureinwohner ihre Verantwortung für die Schöpfung ab.
Die heute neu entdeckte »esoterische« Weisheit der westlichen
Industrienationen kommt den indigenen Völkern allmählich wieder
nahe, denn sie besinnt sich ebenfalls darauf zurück, dass alles mit
allem zusammenhängt und der Grundsatz »wie im Kleinen so im
Großen« gilt. Zwar weiß auch die moderne Physik um derartige
Zusammenhänge, doch weigert sich die Mehrheit der Industrienationen
nach wie vor, daraus ernste Konsequenzen zu ziehen. Der rücksichtslosen
Ausbeutung und Vernichtung der Natur um fragwürdiger Konsumbedürfnisse
und Machtgelüste willen wäre ja die Grundlage entzogen. ...
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