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Ebene 3 - Thema ausführlich: »Taoistische Philosophie, Teil 1« |
[Texte zusammengestellt aus: GLASENAPP,
LAOTSE,
LEX.PHIL,
LEX.SEKT.,
WATTS]
Der
Text wurde von Alexander Blazic auf sachliche Richtigkeit überprüft
(Student, der sich seit Jahren intensiv mit dem Taoismus beschäftigt)
Nachdem wir das himmelhohe Himalaya-Gebirge hinter uns gelassen haben, durch endlose Steppen und karge Wüsten gefahren sind, gelangen wir schließlich in das Innerste Asiens zu den emsigen, ewig lächelnden Chinesen. Gleich im ersten Dorf treffen wir auf eine Gruppe Menschen, die auf einem großen Platz stehen und sich im Zeitlupentempo anmutig fließend bewegen. Doch es ist weder ein Tanz - denn keine Musik untermalt das Schauspiel - noch eine pantomimische Vorführung. Fasziniert sehen wir der Darbietung bis zum Ende zu. Dann löst sich ein älterer Mann mit einem dünnen Spitzbart aus der Gruppe und begrüßt uns herzlich. Er liest uns sogleich unsere Fragen vom Gesicht ab und erklärt uns, dass das, was wir soeben beobachtet haben, T´ai-Chi gewesen sei, eine Bewegungsmeditation, die das Einssein mit dem Universum erlebbar machen soll. Und eh wir uns versehen, sitzen wir gemeinsam in einem hellen Haus auf dem Boden und Herr Wu erzählt uns vom Tao, der wahren Ursache von Sein und Nichtsein. Geschichte
Vor der kommunistischen Ära Chinas war taoistisches Gedankengut
auch bei den weltlichen Herrschern hoch angesehen. In der frühesten
Zeit unterschied man nicht zwischen Wissenschaft, Philosophie und Religion.
Die gesamte chinesische Kultur war geprägt von der »Staatsphilosophie«
des KONFUZIUS und der »Lebensphilosophie« des LAO-TSE. Die
berühmte chinesische Medizin und wesentliche Elemente typisch chinesischer
Lebensart entspringen dieser alten Verbindung.
Was können wir über die Welt wissen?
... das Tao (ist) mit Sicherheit die höchste Wirklichkeit und Kraft des Universums, der Grund von Sein und Nichtsein. (CHUANG-TZU:) Das Tao ist wirklich und nachweisbar, doch untätig und ohne Form. ... Es ist erreichbar, aber nicht sichtbar. Es existiert in sich und durch sich selbst. Es war vor Himmel und Erde und wird in alle Ewigkeit sein. Es verlieh ... der Welt ihr Dasein. ... Obwohl es früher da war als Himmel und Erde, ist es doch nicht aus der Vorzeit. Obwohl es älter ist als das Urälteste, ist es doch nicht alt. ... (LAO-TSE:) (Tao ist) ruhig, still, es steht allein ohne Wandel, ... Es könnte die Mutter aller Dinge sein. Ich weiß seinen Namen nicht und nenne es Tao. ... das Tao (tut) nichts und läßt doch nichts ungetan. ... (WATTS:) (Es ist) weder eine Idee noch ein Begriff ... (Es ist) spürbar, aber nicht denkbar; intuitiv faßbar, aber nicht analysierbar; zu erahnen, aber nicht zu erklären. ... [WATTS / Lit. 1, Seite 73 - 74] Durch das Tao »wurde« nun aus dem ruhenden Wu-chi ein sich
veränderndes Universum, in dem die beiden Urgewalten »Yin und
Yang« als schaffende Energien wirksam sind [146].
... Lesen Sie weiter unter 4.5.2.b
Zitate 145 = [GLASENAPP
/ Lit. 1, Seite 146] ... Diese »T'aichi«, d. h. »Uranfang«,
genannte Figur repräsentiert den Zustand des Universums, in welchem
die positive und die negative Urkraft sich schon getrennt haben. Diesem
Zustand geht ein anderer (Wu-chi, d. h. Nichts-Anfang) vorher,
in welchem alle Unterschiede noch ungeschieden nebeneinander vorhanden
sind. Er wird durch einen einfachen Kreis versinnbildlicht. Dieser Zustand
des Alls ist nicht der des absoluten Nichtseins, sondern der eines potentiellen,
noch nicht in die Erscheinung getretenen Seins, er bildet den notwendigen
Ruhepunkt zwischen zwei Perioden des Weltbestandes, ...
146 = [GLASENAPP
/ Lit. 1, Seite 184] ... die Welt
(besteht) aus Li, einem geistigen
Prinzip, der Vernunft, und Ch'i, dem materiellen Prinzip, der luftförmigen
Substanz. Dem ersteren von beiden gebührt der Vorrang, es gilt auch
als die Quelle der fünf Tugenden. Li ist unsichtbar, unbegrenzt und
Quelle der Einheit, Ch'i ist sichtbar, begrenzt und Ursache der Vielheit.
Es gibt kein absolutes Nichts. Auch in der großen Leere hat die Materie
immer existiert, aber im Zustande völliger Ruhe, erst durch Li kam
sie in Bewegung. Li und Ch'i sind seit Ewigkeit vereint und bildeten zuerst
die große Einheit T'ai-Chi. Nach einer Weltperiode kehrt die Welt
zum Chaos zurück, und der Weltprozess beginnt von neuem. T'ai-chi
(Uranfang)
ist nur ein anderer Name für Li und wird auch Wu-chi (Anfang des
Nichts)
genannt, was aber kein absolutes Nichts bedeutet sondern ein
nur noch nicht in Erscheinung getretenes, noch nicht wahrnehmbares Sein.
Indem die Materie, von der Vernunft bewegt, sich in Bewegung setzt, entstehen
die beiden Erscheinungsformen Yin und Yang, die ... als ruhende und bewegte
Materie aufgefaßt werden, und aus ihren verschiedenen Mischungen
entstehen die fünf Elemente.
147 = [GLASENAPP
/ Lit. 1, Seite 154] ... Das Weltall besteht aus Himmel und Erde. Der erstere
ist ein männliches Yang-Wesen, die letztere ein weibliches Yin-Wesen,
er ist der Vater, sie die Mutter der »zehntausend Dinge«. Durch
ihr Zusammenwirken bringen sie die Jahreszeiten und die organische Welt
hervor, die sich später durch ihren Samen weiter fortpflanzt. Der
Himmel ist Geist (luftartig), die Erde Körper. Der Himmel
ist in unaufhörlicher Bewegung, die Erde in beständiger Ruhe,
...
148 = [WATTS
/ Lit. 1, Seite 76 - 77] ... Die Grundlage der taoistischen Weltanschauung
ist jedoch, daß jedes Ding-Geschehen (...) nur in Beziehung zu allen
anderen ist, was es ist. Die Erde und das kleinste Ding auf ihr »geht«
notgedrungen »mit« der Sonne, dem Mond und den Sternen. Es
bedarf ihrer so sehr, wie es seiner eigenen Elemente bedarf, woraus es
besteht. ... Das ist das Prinzip des »gegenseitigen Erzeugens«...
Mein Innen und mein Außen bedingen sich gegenseitig, und obwohl sie
verschieden sind, kann man sie nicht trennen. Daher ist der »eigene
Weg« jedes einzelnen der »eigene Weg« des Universums,
des Tao. ...
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