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Ebene 3 - Thema ausführlich: »Welche Kultur ist die beste?«
Diese heikle Frage muss vorab mit aller Deutlichkeit beantwortet werden! Nur wer bereit ist, andere Kulturen nur als anders, und nicht von vorn herein als geringwertiger anzusehen, wird in der Lage sein, die eigene Kultur kritisch betrachten zu können!

Im Laufe der Kindheit prägt die Erziehung mehr oder weniger deutlich die Zugehörigkeit zu einer Gemeinschaft: Danach fühlt man sich entweder mehr als Bayer, als Deutscher oder als Europäer.
    Im Grunde ist dies völlig normal - ja sogar vorteilhaft - wenn man es vom Standpunkt der Evolution betrachtet. Durch Abgrenzungen dieser und anderer Art entsteht in der Natur Vielfalt, die zu immer neuen oder verbesserten Anpassungen und zu neuen Arten führen kann.
    Beim Menschen hat dieser Vorgang im Lauf der Geschichte jedoch schon so manches Leid verursacht, denn auch die Vorurteile gegen Fremde und die ganze Palette rassistischer, selbstsüchtiger und nationalistischer Handlungsweisen [6] haben hier ihren Ursprung.
    Zu dieser Prägung gesellt sich unsere kurze Lebensdauer und unser begrenzter Überblick. Das kann uns leicht dazu verführen, die heutige Lebensweise aufgrund ihrer weltweiten Verbreitung und dem Mangel an alternativen Lebensmodellen als die einzig richtige Kultur anzusehen [7].

Wie wir eben erwähnten, herrscht auf der Erde eine große Artenvielfalt, damit sich das Leben den ständig ändernden Verhältnissen anpassen kann. Diese Vielfalt geht im Bereich der Kulturen immer mehr verloren, da die technologische Massengesellschaft alles - im wahrsten Sinne des Wortes - »überwuchert«. 
    Was geschieht, wenn eine Pflanzenart alles überwuchert und alle anderen Pflanzen verdrängt? Die von ihr selbst ausgehenden Veränderungen der Umwelt - wie z.B. Verarmung der Tierwelt oder Veränderungen des Mikroklimas - können sie in eine Sackgasse führen. Die Art könnte dabei an den Folgen ihres »Erfolges« über die anderen Arten durchaus auch aussterben. So schafft die Natur mitleidlos Platz für die notwendige Erneuerung - durch andere Arten!

Es ist nicht auszuschließen, dass wir dieses Schicksal auch erleiden müssen, wenn wir nicht unseren Verstand einsetzen und freiwillig Platz schaffen für mehr Vielfalt - im biologischen, wie im kulturellen Sinne.

Dann stellt sich jedoch die Frage, woher wir die alternativen Lebensweisen nehmen sollen, um dieses Ziel zu erreichen? 
    Wir können entweder von Grund auf neu anfangen und eine Lebensweise entwerfen, die den Erfordernissen unserer »modernen Umwelt« gerecht wird. Dabei besteht allerdings die Gefahr, ein idealisiertes Modell zu schaffen, dass den angeborenen Eigenarten des menschlichen Verhaltens nicht gerecht wird und so zum Scheitern verurteilt ist. Der Kommunismus ist sicher ein schlagendes Beispiel dafür.
    Oder wir können von überlieferten Lebensweisen lernen, die seit Jahrzehntausenden funktionierten [8]. Vielleicht gelingt es, deren Überlebensrezepte auf unsere Zeit zu übertragen [9]? ...
    Doch zurück zu unserer Fragestellung »Welche Kultur ist die beste?«

Wir haben versucht, den nötigen Abstand zu unserem Leben zu gewinnen, indem wir einen umfangreichen Vergleich mit den Kulturen der traditionellen nordamerikanischen Indianer vor der europäischen Beeinflussung angestellt haben. Unsere zweijährige Beschäftigung mit dem Thema drängte diesen Vergleich geradezu auf. 
    Es geht hier wohlgemerkt nicht darum, die indianische Lebensweise als Ersatz-Modell für unsere Welt anzupreisen. Sie war nur in ihrer Zeit und für ihre Menschen passend und lässt sich daher nicht auf unsere Zeit übertragen. Doch der Vergleich schärft den Blick auf unseren Alltag, weil er einen starken Kontrast bietet, der kaum größer sein könnte.
    Um Ihnen das Lesen zu erleichtern, haben wir alle erdenklichen Lebensbereiche in Tabellenform gegenübergestellt Bitte versuchen Sie sich einmal vorurteilslos in diese »fremde Welt« hineinzuversetzen. Viel Spaß!

... Indianer und Weiße, das waren und sind ... zwei grundverschiedene Welten, von denen man nicht behaupten kann, die eine wäre steinzeitlich und wild, die andere zivilisiert und fortgeschritten. Man kann höchstens von der Voraussetzung ausgehen, daß die Entwicklung in beiden Welten ... in völlig entgegengesetzte Richtungen verlief. ...[OTH / Lit. 1  Seite 171]
 

Zitate

= [LASZLO / Lit. 2, Seite 93] ... Unsere Evolutionsgeschichte bestimmte zwar unausweichlich, daß wir zu einem Geschöpf mit Kultur wurden, ließ aber offen, welche Art von Kultur wir entwickelten. ... die Kultur, die wir von unseren Vätern und Vorvätern ererbt haben, beginnt unser Dasein auf diesem Planeten ernstlich zu gefährden. ...
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= [GOLDSMITH / Lit. 1, Seite 201 / 203] ... Heute ist es üblich, unsere entfernten Vorfahren ... als ärmlich und elend darzustellen. Man stellt sie hin, als ob sie an chronischer Unterernährung gelitten und ständig am Rande einer Hungersnot gelebt hätten. Nichts ist weiter von der Wahrheit entfernt. ... / ... (Wir) bestehen ... darauf, dass Stammesvölker arm waren, weil sie keine materiellen Güter und keine technologischen Einrichtungen hatte. Auch das ist eine Illusion. ... Für den Nomaden sind materielle Güter, die wir mit Reichtum verbinden, vor allem eine Last, die er als »erdrückend« empfindet...
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= [Zitat Joseph BRUCHAC, aus BMAG / Lit. 1, Seite 24] ... Die indigene Lebensweise, das in dianische Weltbild und das indianische Konzept des Menschen in dieser Welt waren einladend und sinnvoll, ja sogar fröhlicher als das europäische. Es ist eine Tatsache, daß die Ureinwohner in Neu-England besser ernährt, besser gekleidet waren und gesünder lebten als die europäischen Siedler, und sie hatten mehr Lebensfreude. ...
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= [Zitat Frederik Hetmann - dt. Indianerkenner und Schriftsteller, HETMANN / Seite 17] In den Mythen und Märchen der Indianer lebt die Erinnerung an ein anderes Bewußtsein des Menschen von Natur, Erde, Kosmos fort. ...ein Bewußtsein mit mehr Ehrfurcht, mehr Vorsicht, mehr Liebe, mehr Zärtlichkeit, weniger Gier, weniger Hochmut, weniger Machtrausch. ... Völker, die wir lange barbarisch nannten, belehren uns durch ihre Geschichten über unsere Barbarei und ihren Sinn von der Schönheit der Erde. Die Indianer sind noch sehr fern ...
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