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Ebene 3 - Thema ausführlich: »Christentum und Islam, Teil 1«
[Texte zusammengestellt aus: BOFF, DITFURTH-3, GLASENAPP, LEX.SEKT., SCHWIKART]


Links eine christliche Kirche und JESUS CHRISTUS als Stifter des Christentums. 
Daneben der Prophet  MOHAMMED - der den Islam ins Leben rief - und eine Mosche

Oh Gott, welch gewagte Verbindung - oder doch nicht!? Vielen Lesern wird es sicher befremdlich vorkommen, wenn hier das Christentum und der Islam in einem Atemzug genannt werden. Beide Religionen haben jedoch starke gemeinsame Wurzeln, eine ähnliche Philosophie und den gleichen Gott; nur jeweils mit einem anderen Namen. Für den Zweck dieser kurzen Darstellung der Gottesreligionen erschien mir eine gemeinsame Betrachtung daher sinnvoll.
    Betreten wir also die Stadt »Jahwe und Allah«. Die Kapellen, Kirchen und Dome, die Minarette und Moscheen kennen Sie alle; erfüllte Luft von Weihrauch und Myrrhe, von Glockenklang und dem Ruf der Muezzine. Prächtige, goldbeschlagene Altäre, reich behauene Rundbögen und farbenfrohe Wand- und Bodenverkleidungen finden sich neben schlichten ungeschönten Klostermauern, hinter denen Mönche und Nonnen den weltlichen Verzicht gelobt haben. Überall beten Gläubige: sie falten mit gesenktem Haupt die Hände oder fallen in Richtung Osten auf die Knie, um sich bis zum Boden zu verbeugen. Immer wieder sieht man große Menschenmassen, die von Würdenträgern ihres Glaubens die himmlischen Botschaften entgegennehmen. 
    Wir erleben eine Vielzahl von unterschiedlichsten Festen und Ritualen, von denen Sie die folgenden sicher alle mehr oder weniger kennen: Weihnachten, Ostern und Pfingsten, Rammadan und Zuckerfest. 
    Kehren wir ein in ein uraltes Felsengewölbe im Zentrum der Stadt und lauschen den Worten eines Hohepriesters, der uns in die Geheimnisse von »Jahwe und Allah« einführt.

Geschichte
Die älteste gemeinsame Wurzel beider Religionen liegt im Judentum, das vor mehr als 2.600 Jahren im Vorderen Orient entstanden ist. Es ersetzte die Vorstellungen der Ureinwohner dieser Länder von vielen verschiedenen Göttern in einem jahrhundertelangen Prozess durch einen einzigen, überweltlichen Gott [73]. Für die damaligen Völker hatte dieser Glaube an einen Gott den unschätzbaren Vorteil, den losen Bund von Stämmen zu einer Gemeinschaft unter einem »wahren Herrn« zusammenzufassen. 
    Vom antiken Griechenland bis in die Zeit des römischen Reiches hatte die Philosophie PLATONs und ARISTOTELES´ maßgeblichen Einfluß auf das jüdische Weltbild; später auch auf das christliche und noch später auf das islamische. In diesem Einfluß liegen neben den verschiedenartigen kulturellen Eigenarten die wesentlichen Unterschiede zwischen Islam und Christentum begründet.
    Wie der Name bereits erraten lässt, gründet das Christentum auf dem Leidens- und Erlösungsweg von Jesus CHRISTUS. Es begann sich vor 2.000 Jahren vom Judentum zu lösen. Weitaus jünger ist der Islam, der vor knapp 1.400 Jahre vom Propheten MOHAMMED mit jüdisch-christlichem Gedankengut in die arabische Welt eingeführt wurde. 
    Im Laufe der Jahrhunderte entwickelte sich eine immer größere Rivalität zwischen Judentum, Islam und Christentum. Die Juden wurden von den Christen für die Auslieferung Christi an die Römer verantwortlich gemacht und mussten dies mit den blutigen Kreuzzügen der Europäer im Mittelalter bezahlen. Selbst im Dritten Reich begründete man die Maßnahmen gegen die Juden offiziell mit der Schuld am Tode Christi. 
    Ein gegnerisches Verhältnis gilt auch zwischen Christen und Muslimen. In den islamischen Ländern wurden die Christen mehr oder weniger geduldet, während die Christen ihre islamischen Geistesverwandten verfolgten und unterdrückten. Allerdings lag das auch an der Tatsache, das muslimische Heere im Mittelalter ihre Eroberungszüge bis weit nach Europa hinein ausdehnten. 
    Erst seit jüngster Zeit bekennen sich einige moslemische Gruppen zu einer fanatischen Glaubensauslegung, die den »heiligen Krieg« gegen die »unvollkommenen Christen« bekundet.
    Nach dem Untergang Roms und der Gründung der katholischen Kirche ist die Geschichte des Christentums mit etlichen menschenverachtenden und blutigen Vorkommnissen verbunden, die überhaupt nicht zur christlichen Nächstenliebe passen. Im Namen Gottes wurden angebliche Hexen verbrannt und fremde Völker unterdrückt, beraubt und ermordet. 
    Wohlgemerkt hat dieses Fehlverhalten seine Ursachen nicht in der Religion selbst! Auf irgendeine Art und Weise haben einige der Mächtigen unserer europäischen Kultur - die ja seit ihren Anfängen auf privatem Eigentum und Gewinnstreben fußt - die Glaubenssätze des Christentums für ihre selbstsüchtigen, weltlichen Interessen missbraucht [74] [75]. Diese Vergewaltigung eines Glaubens im großen Stil war bisher einzigartig auf der Erde. Zum Glück sind diese Zeiten in den meisten christlich geprägten Gesellschaften vorbei. 
    Heute scheint eher der Islam ein guter Nährboden für religiösen Fanatismus zu sein, wie die Terroranschläge auf New York und Washington im September 2001 deutlich machen. Auch hier muss klar zwischen der friedlichen islamischen Lehre und einem bewussten Missbrauch durch gewaltbereite Machthaber unterschieden werden! Allerdings erschweren die unterschiedlichen Werte des Islam auf der einen Seite und der christlich-technologischen Weltanschauung auf der anderen Seite das Verständnis der Menschen untereinander. So kann man durchaus belegen, dass der Westen bei seiner Globalisierung ein arrogantes Selbstverständnis an den Tag legt, dass andere Denkweisen grundsätzlich herabwürdigt. Wo bleibt da wieder die christliche Nächstenliebe?

Die beiden großen Gottesreligionen entwickelten sich im Laufe der Geschichte durch ihren stark ausgeprägten Missionierungsgedanken und die Eroberungen in fremden Ländern zu den beiden größten Weltreligionen.

Was können wir über die Welt wissen?
Wohl kaum brauchen wir hier die Schöpfungsgeschichte neu zu erzählen. Sie ist sicherlich auch dem ungläubigsten Leser bekannt. Sowohl im Islam, als auch im Christentum, geht man davon aus, dass Gott seit anfangsloser Zeit da war und irgendwann das Universum aus dem Nichts schuf. 
    Gott ist in beiden Religionen ein persönliches Geistwesen - unermesslich, allgegenwärtig, allwissend, allmächtig - Urheber, Ordner und Richter der Welt [76]. Er gilt als barmherzig, aber sein Wille ist unergründlich. Er straft oder belohnt, wann er will und oftmals ohne dass die Menschen den Grund dafür erkennen können. 
    Dennoch darf man sich Jahwe (wie Gott im alten Testament heißt) nicht als überdimensionalen Menschen vorstellen, da er keine diesseitige Erscheinung ist, sondern das unbeschreibliche Wesen des unergründlichen Jenseits. Das gilt ebenso für Allah, der jedoch im Volksglauben häufig weit menschenähnlicher - mit kleinen Schwächen behaftet - beschrieben wird. Diesseitig dagegen ist Jesus CHRISTUS, der Gott in menschlicher Gestalt ist.
    Im Christentum wird diese uneingeschränkte Trennung von der Welt durch die sogenannte Dreifaltigkeitslehre abgemindert. Gott ist der Gottvater als der Erschaffer der Welt. Er erscheint den Menschen in der Gestalt seines Sohnes Jesus als fleischgewordener Gott. Und schließlich wirkt er als Heiliger Geist, der Vater und Sohn, sowie Gott und Menschenseele miteinander verbindet [77] [78]. Der Heilige Geist ist gewissermaßen die gottverwandte Lebenskraft im Menschen. Das erhebt den Menschen nach der christlichen Lehre weit über die anderen Lebewesen. Damit man sich von der Idee der Dreifaltigkeit einen besseren Begriff machen kann, erschien mir folgendes Zitat sehr hilfreich, das den Gedanken auf die alltägliche Betrachtung überträgt.

...Wenn der Mensch sich selber betrachtet, entdeckt er, daß sein Wesen dreifach strukturiert ist; es besteht aus Gedächtnis, Willen und Einsicht. Auch alles andere Wirkliche ist von dreifacher Struktur; jedes Ding ist eines, unterscheidet sich von anderem und steht zugleich mit diesem in Beziehung. ... [Zitat AUGUSTINUS, aus WEISCHEDEL / Seite 84]

Im Islam dagegen ist und bleibt Allah über der Welt stehend. MOHAMMED ist nicht die Verkörperung Gottes wie CHRISTUS, sondern nur der vollkommenste aller Propheten. Er offenbarte den Menschen Allahs Sein.

    ... Lesen Sie weiter unter 4.2.1.b
 

Zitate

73 = [GLASENAPP / Lit. 1, Seite 217] ... Die Annahme des Daseins eines persönlichen Weltregierers ist den Christen und Mohammedanern nicht freigestellt, sondern sie ist die unerläßliche Vorbedingung für die Zugehörigkeit zu diesen Bekenntnissen. ...
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74 = [GOVINDA / Lit. 1, Seite 18] ... Die größte Gefahr jedoch drohte allen Religionen seit eh und je von Seiten der Vertreter ihrer organisierten Glaubensgemeinschaften. ... wenn diese (die Erfahrungen der Mitglieder) nicht mit den Glaubensgrundsätzen übereinstimmt, auf die sie fixiert sind. ...
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75 = [DITFURTH / Lit. 3, Seite 210] ... auch dafür, das sich Religiosität sehr wirksam als »Opium«, als »Herrschaftsinstrument« mißbrauchen läßt, liefert die Geschichte Beispiele in Fülle. ...
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76 = [GLASENAPP / Lit. 1, Seite 287] ... Gott ist ein persönliches Geistwesen (Joh 4,24), unermeßlich, allgegenwärtig, allwissend, allweise, allmächtig, der Schöpfer der Welt und der Urheber der Ordnung, ihr Gesetzgeber und Richter. ...
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77 = [GLASENAPP / Lit. 1, Seite 242] ... Die Synode von Konstantinopel verkündete 381, daß Vater, Sohn und Heilige Geist nur eine Substanz seien, aber drei Hypostasen oder Personen darstellten. ...
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78 = [GLASENAPP / Lit. 1, Seite 287] ... Von der Gottesidee anderer Religionen unterscheidet sich die des Christentums vor allem dadurch, daß nach ihr in Gott drei Personen sind: Vater, Sohn und Heiliger Geist (zuerst Matth 28,19). Unter einer Person wird dabei eine Wesenheit verstanden, welche für sich gesondert existiert und Herr ihrer Handlungen ist. Die Lehre von der Dreifaltigkeit besagt daher, daß zwar Vater, Sohn und Heiliger Geist eine und dieselbe göttliche Natur oder Substanz haben, daß sie aber in anderer Hinsicht »voneinander unterschieden sind und für sich bestehend und mit Selbstbestimmung tätig auftreten«. Der Sohn ist vom Vater verschieden, weil er von ihm nicht in der Zeit, sondern von der Ewigkeit her erzeugt ist, der Heilige Geist wieder ist vom Vater und vom Sohne verschieden, weil er sowohl vom Vater wie vom Sohne her ausströmt, und zwar so, daß beide obwohl verschiedene Personen ihn durch ein und dieselbe Tätigkeit hervorbringen, »denn alles was der Vater besitzt, besitzt auch der Sohn«. Der Heilige Geist, das übernatürliche Prinzip alles höheren göttlichen Lebens in den Gläubigen, die Gottesmacht, die den Glauben erweckt, von Sünde reinigt und mit sittlichen Kräften erfüllt, wird ausdrücklich als eine Person gedacht und im Anschluß an Matth 3,16, Luk 3,22 unter dem Bild einer Taube mit Heiligenschein dargestellt. ...
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