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Ebene 3 - Buddhistische Philosophie, Teil 1« |
[Texte zusammengestellt aus: GLASENAPP,
GOVINDA,
LAMA-1,
-2,
-3,
MERZEL,
OKADA,
PERCHERON]
Der
Text wurde geprüft und ergänzt durch Gabriele Wohlfahrtstätter-Volenko,
Buddhistisches Zentrum Wuppertal
Gautama BUDDHA
als Begründer des Buddhismus neben dem »Rad der Lehre«.
Geschichte
Der Buddhismus ist heute die viertgrößte Weltreligion. Der wohl bekannteste Buddhist unserer Zeit ist der amtierende DALAI LAMA Tendzin Giatso, das religiöse Oberhaupt der Tibeter. Seit vielen Jahrzehnten verhindert er allein durch moralischen Einfluss auf seine Landsleute einen gewaltsamen Widerstand der Tibeter gegen die chinesischen Kolonialherren. Zudem versucht er unermüdlich, buddhistisches Gedankengut in die westliche Welt zu tragen. Dazu hat er verschiedene wissenschaftliche Kongresse besucht und eine ganze Reihe bekannter Bücher geschrieben, die auch in deutscher Sprache veröffentlicht wurden. Was können wir über die Welt wissen?
*)
= zur Legende gewordene, märchenhaft erweiterte Überlieferung
aus sehr alter Zeit zurück
zum Text
... Lesen Sie weiter unter 4.5.1.b
Zitate 127 = [GLASENAPP
/ Lit. 1, Seite 86 - 87] ... Die Weite seines Blickes zeigte sich vor allem
darin, daß er erkannt hatte, daß der menschliche Geist weder
zu einer Grenze des Raumes noch zu einem Anfangspunkt der Zeit, noch zu
einer letzten ursachelosen Ursache vordringen könne. Wenn man sich
vergegenwärtigt, daß noch vor 200 Jahren im Abendlande ein engräumiges
und kurzfristiges Weltbild herrschte, daß die Welt vor 5000 Jahren
geschaffen sein ließ und das baldige Ende aller Dinge erwartete,
dann kann man nur die höchste Bewunderung einem Denker zollen, der
schon vor 2500 Jahren ohne Kenntnis der Ergebnisse moderner astronomischer
Forschung zu einer so großartigen Vorstellung vom Wesen der Welt
gelangt ist. Aber auch in anderer Hinsicht muss Buddha zu denen gezählt
werden, die sehr frühzeitig Gedanken ausgesprochen haben, zu welchen
man erst sehr viel später im Westen kam. Er hat, darin ein Vorläufer
von HUME und Mach, die Analyse des Menschen und der von ihm erlebten Welt,
natürlich nicht im modernen wissenschaftlichen Sinne, sondern im Stil
des Denkens seiner Zeit , bis zu den letzten Konsequenzen durchzuführen
gesucht, er hat das untrennbare Verflochtensein aller Erscheinungen erkannt
und deshalb an die Stelle des Prinzips von einer »Dosis Ursache,
dem eine Dosis Wirkung folgt«, einen allumfassenden Konditionalismus
gesetzt. Er ist auch - wie einige griechische Weisen des Altertums - schon
in hohem Maße über den primitiven Standpunkt hinausgeschritten,
auf welchem das, was ein Mensch oder eine Gruppe als Wert oder Unwert ansieht,
fälschlich als allgemeingültiges betrachtet wird. Damit ist er
ein Bahnbrecher des Relativismus gewesen, ohne darum aber doch von seinen
ethischen Linien abzuweichen. Gemessen mit den Maßstäben nicht
nur seiner Zeit, sondern aller Zeiten, war Buddha einer der ganz großen
Denker, welche am tiefsten in das Wesen der Wirklichkeit eingedrungen sind
und die Geistesgeschichte der Menschheit am nachhaltigsten beeinflußt
haben. ...
128 = [GLASENAPP
/ Lit. 1, Seite 82] ... In der Predigt von Benares führte der Erhabene
aus, daß nicht die Hingabe an die Sinnengenüsse, noch auch eine
übertriebene Selbstpeinigung, sondern der mittlere Weg einer maßvollen
Weltentsagung zum Heil führt.
129 = [PERCHERON
/ Lit. 1, Seite 98] ... Das Leere (...) ist nicht das Nichts, und die Leerheit
(...) kann als nichtsubstantiell, nichtexistent, als relative Wirklichkeit
angesehen werden. Der Arhat sagt nicht, »ich bin nicht«, wohl
aber, »ich bin nichts«. Man wird verstehen, was mit Leere gemeint
ist, wenn man hört, was der Buddha dem Sariputra gesagt hat: »Da,
wo es Gestalt gibt, gibt es die Leere, und da, wo es die Leere gibt, gibt
es Gestalt. Leere und Gestalt sind also nicht verschieden. ...
130 = [GLASENAPP
/ Lit. 1, Seite 91 - 92] ... Buddha glaubt also nicht, daß es ewige
materielle Atome gibt, die sich zeitweise zu Körpern, Denkorganen
usw. zusammenfinden und dadurch die Fülle der Erscheinungen der Wirklichkeit
zustande bringen, wie die Materialisten, und ebensowenig erkennt er unsterbliche
Seelen oder Geistmonaden an, welche, wenn der Körper zerfällt,
unzerstörbar fortleben, ..., setzt Buddha also eine Anschauung entgegen,
welche den ganzen Welt- und Lebensprozeß als ein Zusammenwirken von
koordinierten Elementen deutet, die alle gleicherweise eine »dingliche«
Existenz besitzen und am besten als »Kräfte« zu charakterisieren
sind. ... Der Schein der Einheit wird dadurch hervorgerufen, daß
die Dharmas so innig miteinander kooperieren und sich in ihrem Entstehen
und Vergehen so schnell ablösen, daß wir uns dessen nicht bewußt
werden. Denn die Dharmas der empirischen Welt sind in einer beständigen
Unruhe begriffen, sie entstehen in Abhängigkeit von anderen, bestehen
eine kurze Zeit und vergehen dann wieder um anderen Platz zu machen. ...
131 = [LAMA
/ Lit. 3, Seite 213 - 214] ... In der Buddhistischen Kosmologie gibt es
folgenden Zyklus: der Bildung eines Universums folgt eine Periode der Dauer,
dieser eine Zeit der Zerstörung, an die eine Zeit der Leere anschließt,
welche der Bildung eines neuen Universums vorausgeht. Während der
Zeit der Leere überdauern die Elementarteilchen, aus denen dann ein
neues Universum hervorgehen wird. Sie sind die fundamental wesensgleiche
Ursache der physischen Welt. Um die Bildung des Universums und der Körper
deren Lebewesen zu verstehen, genügt es zu analysieren, Wie das natürliche
Potential der verschieden chemischen und anderen Elementen, aus denen dieses
Universum besteht, sich von diesen Elementarteilchen ausgehend organisiert
hat. Ihr Potential hat zur Struktur dieses Universums und der in ihm vorhandenen
Lebewesen geführt. ...
132 = [GOVINDA
/ Lit. 1, Seite 203 / 153] ... Die »Gottheiten« des Buddhismus
sind aus der Meditation geborene, erlebte Teilaspekte unserer Psyche, die
im religiösen Kunstwerk objektiviert und gegenständlich dargestellt
werden. Ob Götter oder Dämonen: als Teil unseres Tiefenbewußtseins
wohnen sie in uns selbst. Nur wenn wir dies erfahren haben, können
wir den Buddhismus ... verstehen. ... / ... es (ist) ohne Belang, ob die
Götter außerhalb unseres Bewußtseins existieren oder nicht.
Und auch die Problematik, ob man diese göttlichen Gestalten verstandesmäßig
beweisen könne, spielt keine Rolle. Denn hier im Bereich des Psychischen
ist allein das »wirklich«, was als Gestaltung oder als Kraft
wirkt. ...
133 = [LAMA
/ Lit. 1, Seite 70 - 71] ... Wenn ich ärgerlich bin, kann dies die
motivierende Kraft für eine rohe Geisteshaltung, für rohe Sprache
und für rohe körperliche Gebärden sein. Da die Wut als motivierender
Faktor eine Leidenschaft, also eine Befleckung ist, sind die körperlichen
und sprachlichen Handlungen, die durch ihre treibende Kraft zustande kommen,
negative Karmas, das heißt negative Taten. Dadurch entsteht unmittelbar
eine gespannte Atmosphäre. Es mag sein, daß ich nicht gleich
die Wirkungen dieser Handlungen bemerke; vielleicht habe ich sogar das
Gefühl, einen Sieg über jemanden errungen zu haben, vielleicht
rufe ich sogar laut heraus, daß ich gesiegt habe. Doch später
wird es mir leid tun; ich werde mich ganz bedrückt und gehemmt fühlen
und tief in mir ein schlechtes Gewissen verspüren. ähnlich verlieren
auch die Menschen in meiner Nähe durch meinen Wutausbruch ihre Ruhe
und ihren Frieden. Dies sind die schmerzlichen Resultate von Handlungen,
die von einer schlechten Motivation hervorgerufen werden. Das ist das Gesetz
von Karma, der Zusammenhang von Motivation, Handlung und Resultat. ...
134 = [Zitat
Menandros - griech. König, der zum Buddhismus übertrat, aus WEISHEITEN
/ Seite 57] Ist der, der wiedergeboren wird, derselbe, der gestorben ist,
oder ist er ein Anderer? Er ist weder derselbe, noch ein Anderer. So wie
der Säugling nicht derselbe ist wie der Erwachsene, so wie die Flamme
in einer Nacht nicht dieselbe ist wie die Flamme in der zweiten Nacht,
so wie die frische Milch nicht dieselbe wie die saure Milch ist, so ist
der Gestorbene nicht derselbe wie der Wiedergeborene - und doch ist hier
eine Kette von Daseinsfaktoren in ungebrochener Kontinuität aneinandergereiht.
135 = [GLASENAPP
/ Lit. 1, Seite 91] ... daß der Mensch samt der von ihm erlebten
Welt nicht ein einheitliches Ganzes darstellt, sondern vielmehr aus zahllosen
Einzelbestandteilen besteht, daß er eine Kombination vom Körperlichem,
von Empfindungen, von Wahrnehmungen und Vorstellungen, von Triebkräften
und von Bewußtseinsakten ist.
136 = [LAMA
/ Lit. 2, Seite 35] ... Das grundlegende, endgültige, subtilste innerste
Bewußtsein besteht ohne Ende weiter. Es hatte keinen Anfang und es
wird kein Ende haben. Dieses Bewußtsein wird weiterbestehen. ...
(Und)
Es gibt kein ... kosmisches Bewußtsein, in das man sich auflöst.
137 = [LAMA
/ Lit. 2, Seite 17] ... (Der Buddhist sagt, dass) das innerste,
reinste Bewußtsein, das Klare Licht, ungeboren ist. ...
138 = [SCHWEER
/ Lit. 1, Seite 28] ... Es ist leichter zu sagen, was das Nirvâna
nicht ist, als es in positive Begriffe zu fassen. Das Ungeborene, Unentstandene,
nicht Geschaffene und Bedingungslose, das Unvergängliche, Bewegungslose
und Todlose ist es, eben der absolute Gegensatz zu allem, was dem Menschen
in der Welt begegnet. Nur wer selbst in das Nirvâna eingegangen ist,
kann dies erfassen. Dann aber gibt es kein Ich mehr, das darüber reden
könnte. Eine ausgeblasene Flamme ist nicht einfach verschwunden, sondern
hat sich in etwas anderes verwandelt. Dieses andere liegt jenseits allen
Begreifens. ...
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