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Ebene 3 - Thema ausführlich: »Philosophie, Weltbild und Religion« |
Was versteht man eigentlich unter »Philosophie«? Die gleiche
Frage gilt für den Ausdruck »Weltbild«, den wir schon
häufiger verwendeten. Und vielleicht fragen Sie sich aufgrund der
Überschrift, welche Rolle eine Religion für unser Buch spielen
könnte? Wird man junge Naturschützer nicht eher im Lager der
wissenschaftsgläubigen, eher unreligiösen Menschen vermuten?
Alle drei Ausdrücke kann man unter dem Oberbegriff »Denkmodelle«
zusammenfassen. Doch was bedeuten sie im Einzelnen?
Nimmt man das Fremdwörterbuch des Dudens zur Hand, findet man unter dem Stichwort »Philosophie« folgenden Eintrag: »[gr.-lat.: »Weisheitsliebe«] die: -, ...ien: 1. forschendes Fragen u. Streben nach Erkenntnis des letzten Sinnes, der Ursprünge des Denkens u. Seins, der Stellung des Menschen im Universum, des Zusammenhanges der Dinge in der Welt. 2. (ohne Plural) Wissenschaft von den philosophischen Systemen, Denkgebäuden.« Im Verständnis der Natur-Ranger ist Philosophie jedoch neben der
»Sinnsuche« genausogut die »Firmen-Philosophie«,
also die bewusst festgelegte Vorgehensweise eines Unternehmens am Markt;
die »Lebens-Philosophie«, die die Gewohnheiten und Meinungen
eines Menschen belegen soll; oder einfach die eigene Weltanschauung eines
jeden Menschen [8].
»Philosophie ist das bewusste und unbefangene Streben nach wahrer Erkenntnis über Ursprung, Sein und Ziel; verbunden mit der Hoffnung, ein in sich sinnvolles, zusammenhängendes Weltbild zu gewinnen.« [10] Sind Sie nach dieser Definition ein Philosoph? Auf jeden Fall haben Sie ein Weltbild, denn darunter verstehen wir
Ein Weltbild ist nach unserer Deutung also die Summe der Begriffe eines Menschen - etwas ganz persönliches. Es kann auf philosophischem Bemühen fußen, kann durch wissenschaftliche Theorien oder religiöse Glaubenssätze [12] geprägt sein; es kann seine Eigenarten jedoch genausogut durch Aberglauben oder einseitige Verblendung erhalten. Bereits die direkte, noch unbewusste Wahrnehmung eines Säuglings ist in unserem Sinne ein Weltbild. Wenn verschiedene Menschen sich untereinander auf ähnliche Ausdrücke
und Werte verständigt haben und auf eine gemeinsame Art und Weise,
die Welt zu deuten, dann liegt dem Weltbild des Einzelnen eine bestimmte
»Weltanschauung« oder »Weltsicht« zugrunde.
Um es noch einmal deutlich zu machen: Nach unserer Definition ist das Weltbild eines Menschen die geistige Darstellung der Wirklichkeit als Grundlage seiner Vorstellungen, Gedanken, Worte und Taten. Er kann sich dazu der »Weltanschauung« einer Gruppe von Menschen bedienen, die dann sein Weltbild mehr oder weniger in eine bestimmte Richtung lenkt. Demnach ist eine Weltanschauung die »Übereinkunft« einer Gruppe von Menschen, die Welt in einer bestimmten Weise zu betrachten. Was bedeutet nun Religion und Religiosität für unsere Weltanschauung?
Was verstehen Sie darunter?: Die christliche Lehre, die auf dem Glauben
an einen allmächtigen, lieben Gott beruht? Das Bekenntnis zur Befolgung
bestimmter Gebote?
Als Religion bezeichnen wir eine Weltanschauung mit langer Tradition, die auf dem Glauben an eine unbeweisbare, jenseitige, nicht direkt erkennbare Grundlage der Welt beruht, zu der man einen Weg weisen möchte. Religionen bieten ihren Anhängern eine umfassende, sinn- und wertvolle Erklärung der Welt. Ganz bewusst haben wir einen Gott, Götter, Geister oder Ähnliches
nicht mit in diese Definition aufgenommen, denn wie wir feststellten, gibt
es durchaus Auslegungen einiger Religionen, die ohne solche höheren
Erscheinungen auskommen.
Wir verstehen darunter das hingebungsvolle Streben nach einem ganzheitlichen, kosmischen* Weltbild unter Einbeziehung von Verstand und Gefühl; das Vertrauen in unsere eigenen kosmischen Vorstellungen und den starken Wunsch, seinem Leben in diesem Zusammenhang Sinn, Ziel und Richtung zu geben. [14], [15], [16] Im Rahmen dieser Definition kann auch ein überzeugter Ungläubiger
oder ein weitsichtiger Wissenschaftler durchaus ein religiöser Mensch
sein. Das Bekenntnis zu einer bestimmten Religion ist dazu nicht nötig.
*) = auf das Universum bezogen, allumfassend
Zitate 8=
[Zitat Bertrand RUSSEL,
aus WEISCHEDEL
/ Seite 286 - 287] ... Der Wert der Philosophie besteht ... wesentlich
in der Ungewißheit, die sie mit sich bringt. ... Wer niemals eine
philosophische Anwandlung gehabt hat, der ... ist wie in ein Gefängnis
eingeschlossen: von den Vorurteilen des gesunden Menschenverstandes, von
den habitüllen Meinungen seines Zeitalters oder seiner Nation und
von den Ansichten, die ohne die Mitarbeit oder die Zustimmung der überlegenden
Vernunft in ihm gewachsen sind. ...
9=
[BERG
/ Lit. 1, Seite 15 - 16] ... Die philosophische Frage nach der Natur ist
(für die vorsokratische Naturphilosophie) vergangenheitsbezogen,
ist letztlich die Frage nach dem Urgrund (allen Werdens). ...
Die verborgene Einheit (HERAKLIT
»Die Natur liebt es sich zu verbergen«) hinter der Vielheit
zu erkennen, das ist das Anliegen des Philosophen-Forschers (jener
Epoche). ...
10=
[Zitat Baruch Spinoza - holländ. Philosoph, aus WEISCHEDEL
/ Seite 135] ... Aber gerade dies gehört zum Philosophieren: daß
man der Wahrheit und nicht nur der Wahrheit gehorcht, unbekümmert
um das, was daraus folgen mag, ohne Furcht vor dem Urteil der Menschen.
...
11=
[GOLDSMITH
/ Lit. 1, Seite 73] ... Wenn ... einer Gruppe von Leuten eine Geschichte
erzählt wird, und die Leute zu einem späteren Zeitpunkt gebeten
werden, sie wiederzuerzählen, wird jeder dies auf sehr verschiedene
Weise tun, denn jeder wird sie vor dem Hintergrund seines persönlichen
geistigen Modells ... rekonstruieren. Was von der ursprünglichen Geschichte
bleibt, ist die allgemeine Einstellung einer Person zu ihr, die alle Einstellungen
und Vorurteile ... reflektiert, die ihrer eigenen speziellen Weltanschauung
zugrunde liegen. ... das größte Anliegen der Person (ist),
... die Geschichte im Einklang mit der eigenen Weltanschauung zu rekonstruieren.
...
12=
[Zitat David Hume - engl. Philosoph, aus SOFIES-CD]
... Stell´ Dir vor, wir denken uns Gott als ein unendlich »intelligentes,
weises und gutes Wesen«. Wir haben also eine komplexe Idee, die aus
etwas unendlich Intelligentem, unendlich Weisen und unendlich Guten besteht.
Wüßten wir nicht um Intelligenz, Weisheit und Güte, wären
wir auch nie auf eine solche Idee von Gott verfallen. Unsere Vorstellung
von Gott könnte aber auch die eines »strengen, aber gerechten
Vaters« sein. In diesem Fall würde unser Konzept die Elemente
»Strenge«, »Gerechtigkeit« und »Vater«
beinhalten. ...
13=
[LASZLO
/ Lit. 2, Seite 23 - 24] ... Die Verlagerung des Interesses von der klassischen
zur systemwissenschaftlichen Weltsicht ist dringend geboten. Weltanschauungen
sind Gesamtheiten von Begriffen, Vorstellungen, Werten und Gewohnheiten,
die in einer Gemeinschaft gelten und die Handlungen ihrer Mitglieder steuern.
...
14=
[DITFURTH
/ Lit. 3, Seite 211] ... Zu allen Zeiten und auf allen Kontinenten, in
allen Kulturen und allen Phasen seiner Geschichte ist der Mensch »religiös«
gewesen, hat er - ganz im Sinne der hier von mir verwendeten Definition
- an die Existenz einer jenseits der von ihm erlebten Welt gelegenen Wirklichkeit
geglaubt oder sie zumindest als Möglichkeit ernst genommen. ...
15=
[POPPER
/ Lit. 1, Seite 41 - 42] ... Leider ... gibt es gute und schlechte Religionen,
gute und schlechte Optionen. Diese sind dann ausschlaggebend für die
Zukunft des Menschen. ... Wir alle haben irgendwie unsere transzendenten
Vorstellungen, Ideen und Hoffnungen. ... man kann nicht leugnen, daß
wir alle in diesem Sinn religiös sind - auch, und insbesondere, die
(Anm.: überzeugten) Atheisten. ... Atheismus ist ein Zeichen,
daß man das religiöse Problem ernst nimmt. ...
16=
[SUN
BEAR/ Lit. 1, Seite 252] ... Ich erzähle den Menschen immer, dass
die Philosophie, die ich wirklich respektiere, das Getreide wachsen läßt.
Ich meinte damit, dass eine Philosophie jetzt und alle Tage deines Lebens
Auswirkung auf die Mutter Erde hat. Du solltest deine Anschauungen daraufhin
überprüfen. Wenn sie dir nicht helfen, auf heilige Art zu leben
und im Besitz der Kraft zu bleiben, die du für dein Überleben
brauchst, dann solltest du sie aufgeben. ...
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